Die Blonde kehrt zurück: Berlinale-Star Nina Hoss in "Rückkehr nach Montauk", Volker Schlöndorffs Adaption einer Erzählung von Max Frisch. (Foto: Wild Bunch)
Berlinale

Liebende auf der Flucht

In Berlin beginnen die Internationalen Filmfestspiele - mit deutschen und internationalen Stars auf dem roten Teppich und im Wettbewerb. Nina Hoss entkommt als Geliebte in einer Max-Frisch-Adaption auf die Hamptons bei New York. Eröffnet wird das Festival mit einem Spielfilm über den Jazzmusiker Django Reinhardt, der vor den Nazis flieht.

Mit der Weltpremiere des Künstlerporträts „Django“ beginnt heute Abend die 67. Berlinale. Der Film von Etienne Comar handelt vom Schicksal des französischen Jazz-Gitarristen Django Reinhardt und seiner Flucht aus dem von Deutschland besetzten Paris im Jahr 1943. Im Programm der Internationalen Filmfestspiele Berlin werden elf Tage lang rund 400 Filme aus aller Welt gezeigt. Stars wie Robert Pattinson, Penélope Cruz, Hugh Jackman, Richard Gere und Catherine Deneuve kommen zu den Internationalen Filmfestspielen Berlin, die bis zum 19. Februar dauern. Festival-Direktor Dieter Kosslick verspricht eine „Glamour-Berlinale“.

Ein Gespenst geht um – nicht nur in Europa: die Ratlosigkeit.

Dieter Kosslick, Berlinale-Chef

Auf der Kino-Leinwand geht es im Rennen um den Goldenen Bären oft um ernste Themen. „Ein Gespenst geht um – nicht nur in Europa: Ratlosigkeit als Folge des offensichtlichen Scheiterns der großen Utopien und der Entzauberung der globalisierten Welt“, meint Kosslick. Weder der Kapitalismus noch der Kommunismus hätten ihr Versprechen gehalten, die Welt für die Menschen gerechter zu machen. Selten habe ein Berlinale-Programm die aktuelle politische Situation so eindringlich in Bilder gefasst wie in diesem Jahr. Viele Regisseure versuchten, die verunsichernde Gegenwart vor dem Hintergrund der Geschichte zu verstehen, so Kosslick.

Prominenz in der Jury, auf dem roten Teppich

Prominent besetzt ist die internationale Jury, die über den Gewinner entscheidet. Jurychef ist der niederländische Regisseur Paul Verhoeven („Elle“, „Basic Instinct“). Zur siebenköpfigen Jury gehören auch Schauspielerin Julia Jentsch, der isländische Künstler Olafur Eliasson, US-Star Maggie Gyllenhaal und der mexikanische Schauspieler Diego Luna („Rogue One: A Star Wars Story“).

Auffällig stark ist die deutsche Präsenz: Gleich drei einheimische Filmemacher konkurrieren im Wettbewerb. Volker Schlöndorff ist mit „Rückkehr nach Montauk“ dabei. In der Hommage an den Schweizer Autor Max Frisch und dessen Erzählung „Montauk“ spielen Nina Hoss und Stellan Skarsgard die Hauptrollen. Andres Veiel zeigt den Dokumentarfilm „Beuys“ über den Künstler Joseph Beuys. Und Berlinale-Stammgast Thomas Arslan ist mit seinem Vater-Sohn-Roadmovie „Helle Nächte“ am Start.

Die Königin von Spanien und andere Hollywood-Royals

Für Rummel am roten Teppich werden zwei umschwärmte Superstars sorgen: Der australische Schauspieler Hugh Jackman wird zur Weltpremiere des Superhelden-Actionfilms „Logan – The Wolverine“ (außer Konkurrenz) erwartet. „Twilight“-Star Robert Pattinson kommt, um in der Special-Reihe das Abenteuerdrama „Die versunkene Stadt Z“ vorzustellen. Die französischen Stars Catherine Deneuve und Catherine Frot sind in „Ein Kuss von Béatrice“ (außer Konkurrenz) zu sehen. US-Schauspieler Richard Gere gehört zur illustren Schauspielerriege des Thrillers „The Dinner“. Penélope Cruz kommt mit der Komödie „La Reina de Espana“ (Berlinale-Special). Der finnische Kultregisseur Aki Kaurismäki («Der Mann ohne Vergangenheit») schickt sein neues Werk «Die andere Seite der Hoffnung» ins Bären-Rennen. Darin geht es um einen jungen Syrer, der als blinder Passagier nach Helsinki kommt und dort Asyl beantragt.

Der österreichische Kabarettist Josef Hader gibt sein Regiedebüt mit der Gesellschaftssatire „Wilde Maus“ über einen entlassenen Journalisten auf Rachefeldzug. Außer Konkurrenz zeigt der Brite Danny Boyle „T2 Trainspotting“ mit Ewan McGregor und Robert Carlyle – die Fortsetzung des Kultfilms  „Trainspotting“ aus dem Jahr 1996 über eine Clique junger Drogenabhängiger.

Kriege, Konflikte und die Folgen für die Gegenwart

Ebenso wie der Eröffnungsfilm „Django“ blicken zahlreiche Festival-Beiträge zurück auf Kriege, Konflikte und ihre Folgen für die Gegenwart – sei es in Lateinamerika oder Europa. So wie Matti Geschonnecks „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ mit Bruno Ganz und Sylvester Groth. „Alle, die schon immer mal wissen wollten, wie es in der DDR war, sollten sich diesen Film ansehen“, findet Kosslick. Moritz Bleibtreu ist zudem Hauptdarsteller in der Nachkriegskomödie „Es war einmal in Deutschland…“ von Sam Garbarski. August Diehl spielt die Titelrolle in „Der junge Karl Marx“ von Raoul Peck.

(dpa)