Dunkle Schatten des Mutterkonzerns VW fallen nun auch auf Audi und Porsche. Bild: Imago/Hans-Günther Oed
Abgasskandal

Nach VW auch Audi mit Problemen

Aus den Vorwürfen der US-Behörden wird jetzt auch in Ingolstadt Gewissheit: Anders als zunächst behauptet, hat Audi auch in Autos mit größeren Diesel-Motoren eine verbotene Software für niedrigere Abgaswerte eingebaut. Und auch für den Mutterkonzern VW gehen die Probleme weiter: Jetzt wird wegen Steuerhinterziehung ermittelt.

Eine weitere Niederlage für den Volkswagen-Konzern: Jetzt musste auch die Ingolstädter Tochter Audi einräumen, auch in größeren Motoren ein Programm zur Schadstoffmanipulation installiert zu haben. Betroffen sind auch unter anderem V6 TDI 3,0-Liter-Motoren und nicht, wie bisher von Audi angegeben, nur kleinere Motoren. Zwar betont der Autobauer, dass die Software nur nach den strengen US-Regeln als „Schummelsoftware“ gelte. Ein weiterer Imageverlust aber scheint unabwendbar.

Audi gibt weitere Manipulationen zu

Bislang hatte Audi in den USA nur zugegeben, bei 2,0-Liter-Motoren gezielt getrickst zu haben. Als der Abgas-Skandal im September ins Rollen kam, hatte der später zurückgetretene VW-Chef Martin Winterkorn schnell ein umfassendes Schuldgeständnis im Namen des Konzerns abgegeben. Die Anfang November von den US-Umweltbehörden EPA und CARB erhobenen Vorwürfe gegen den größeren, von der Tochter Audi entwickelten Motor waren bislang aber stets abgestritten worden.

Der Konzern bemühte sich unterdessen, den Fall vom bereits gebeichteten Skandal abzugrenzen und als vermeintliches Missverständnis mit den US-Aufsehern um eine eigentlich legitime Software darzustellen. Nun teilte Audi aber mit, den US-Behörden seit 2009 in Zulassungsverfahren insgesamt drei Programme nicht offengelegt zu haben. Eines davon werde nach geltender US-Gesetzgebung als „Defeat Device“ betrachtet. So bezeichnen EPA und CARB verbotene Programme zur Manipulation von Abgas-Messwerten.

Konzern bestreitet vorsätzliche Täuschung und sichert volle Kooperation zu

Zwar bestreitet Audi weiter eine vorsätzliche Täuschung. Ein Sprecher sagte, es handele sich bei dem strittigen Programm nicht um eine Manipulations-Software: „Dann müsste das System auf dem Prüfstand anders agieren als auf der Straße – das ist aber nicht der Fall. Das Fahrzeug erkennt nicht, wenn es auf dem Prüfstand steht.“ Für die US-Regulierer zählt aber, dass die Software in den USA illegal ist und der Hersteller sie über Jahre nicht vorschriftsgemäß angemeldet hat.

Dann müsste das System auf dem Prüfstand anders agieren als auf der Straße – das ist aber nicht der Fall.

Stellungnahme von Audi

Audi hat nach eigenen Angaben mit den Umweltbehörden weitere Schritte der Zusammenarbeit vereinbart und volle Kooperation versprochen. Der Verkaufsstop für die betroffenen Modelle sei bis auf weiteres verlängert worden. Das Unternehmen werde das Programm nun überarbeiten, detailliert dokumentieren und in den USA erneut zur Genehmigung vorlegen. Die aktualisierte Software wird aufgespielt, sobald sie von den Behörden freigegeben ist. Betroffen sind die drei Marken Audi, Porsche und Volkswagen. Das Unternehmen schätzt den finanziellen Aufwand auf „einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag“.

Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung

Unterdessen droht Volkswagen auch hierzulande neuer Ärger: Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hat ein Ermittlungsverfahren gegen VW eingeleitet. Der Vorwurf: Steuerhinterziehung. Wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, seien die Abgasmanipulationen auch der Grund für die Steuerermittlungen. Durch die falschen Angaben seien für die betroffenen Fahrzeuge falsche Kfz-Steuerbescheide ergangen, so die Begründung. Auch wenn die Fahrzeughalter formal Steuerschuldner seien, trage Volkswagen nach bisherigen Prüfung der Staatsanwälte die Verantwortung für die Hinterziehung. Die Ermittlungen richten sich gegen fünf VW-Mitarbeiter. Bei den Ermittlungen geht es um Steuerhinterziehung in mehrfacher Millionenhöhe.

Kleinunternehmer warnen vor „Schadenfreude“

„Niemand akzeptiert Betrug“, stellte der Präsident des Bundes der Selbständigen (BDS), Marco Altinger, vorab klar. Die Audi-Schelte dürfe aber nicht zum Selbstzweck werden. „Wem hilft es, wenn der VW-Konzern samt Audi Tag für Tag in der Presse angegriffen wird?“, fragte Altinger und verwies auf die rückläufigen Verkaufszahlen deutscher Autobauer. Dabei hat der Präsident von Deutschlands größtem branchenübergreifenden Verband von Kleinunternehmen und Mittelständlern vor allem seine eigenen Mitgliedsunternehmen im Blick: „Es geht nicht nur um die 37.000 Arbeitnehmer, die bei Audi Ingolstadt direkt angestellt sind. Die gesamte Lieferkette beinhaltet eine Vielzahl von kleinen und mittelständischen Unternehmen in Bayern, deren Existenz von der Glaubwürdigkeit der Automarken abhängt.“ Der Bund der Selbständigen (BDS) – Gewerbeverband Bayern e.V. warnte daher vor „Schadenfreude“ und „Sensationsgier“ in den Medien. Im Sinne der Gesamtwirtschaft sollte der Fokus stattdessen auf eine gründliche Aufarbeitung und Korrektur der Fehler gelegt werden.