Dauerthema für Debatten: Der Wohnungsbau. (Bild: Imago/Sven Simon)
Bauhauptgewerbe

Wohnungsbau und Tunnelprojekt sorgen für volle Bücher

In Bayern wird so viel gebaut wie lange nicht: Aufträge im Umfang von 6,76 Milliarden Euro hatte das Bauhauptgewerbe im September in den Büchern stehen. Das sind 14,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Erfreulich hohe Zuwächse gibt es im Freistaat vor allem beim Wohnungsbau. Angesichts der Flüchtlingskrise dürften diese aber noch lange nicht ausreichen.

„Bauen, Bauen, Bauen“, hatte Bayerns Innen- und Bauminister Joachim Herrmann schon lange vor der Flüchtlingskrise mit Blick auf den immer knapper werdenden Wohnraum im Freistaat als Devise ausgegeben. Er wurde erhört: Im Vergleich zum Vorjahr ist der bayernweite Auftragsbestand für den Wohnungsbau im September um 38,6 Prozent auf gut 1,52 Milliarden Euro gestiegen, teilt das statistische Landesamt mit. Die höchsten Zuwächse gibt es in Niederbayern (+75,4 Prozent), gefolgt von Oberbayern (+42,7 Prozent), Unterfranken (+38,9 Prozent), Mittelfranken (+38,7 Prozent) und der Oberpfalz (+30,7 Prozent). In Schwaben sind die Wohnungsbau-Aufträge um 18,4 Prozent gestiegen, in Oberfranken um 5,3 Prozent.

Tunnelprojekt stärkt Tiefbau

Die Orders zur Schaffung von Wohnungen wurden zuletzt nur vom „Tiefbau für Gebietskörperschaften und Sozialversicherungen“ übertroffen. In dieser Sparte verzeichnete das Bauhauptgewerbe einen Zuwachs von satten 66,5 Prozent auf 1,27 Milliarden Euro. Das hat aber einen einfachen Grund: Im Wesentlichen sei die Zunahme auf ein „der Öffentlichkeit bekanntes, großes Tunnelbauprojekt zurückzuführen“, erklärt das Statistikamt.

Größte Zuwächse in Oberbayern

Berücksichtigt sind in der Statistik auch der gewerbliche und industrieller Tief- und Hochbau, der öffentliche Hochbau sowie der Straßenbau. Alle Bereiche zusammengenommen, klingelt derzeit in den Kassen der oberbayerischen Unternehmen das meiste Geld: Das Bauhauptgewerbe freut sich dort über einen Auftragsbestand, der mit 2,29 Milliarden Euro um 37,9 Prozent höher ausfällt als im Vorjahr. Weniger Arbeit kommt dagegen auf die Unternehmen in Unterfranken zu. Ihre Auftragsbestände waren im September um 8,3 Prozent geringer als im Vorjahresmonat. Alle anderen Regierungsbezirke haben positive Gesamtsalden: Niederbayern +14,1 Prozent, Oberpfalz +2,5 Prozent, Oberfranken +0,7 Prozent, Mittelfranken +2,0 Prozent und Schwaben +13,5 Prozent, getragen vor allem vom starken Zuwachs beim Wohnungsbau.

Flüchtlingskrise erhöht die Wohnungsnot

Der Bedarf an Wohnungen ist damit aber noch längst nicht gedeckt, weil die Flüchtlingskrise die Situation verschärft. Der Freistaat hat bekanntlich bereits von 2010 bis 2014 rund 25.000 Wohnungen und Heimplätze staatlich gefördert und dafür rund 1,1 Milliarden Euro investiert. Im August dieses Jahres erhöhte der Ministerrat das Fördervolumen für das laufende Jahr auf 292,5 Millionen Euro, für 2016 sogar auf 342,5 Millionen Euro. Laut Innenminister Joachim Hermann stieg die Zahl der Baugenehmigungen im ersten Halbjahr 2015 um zwei Prozent auf 28.972 Wohnungen (der Bayernkurier berichtete). In den kommenden vier Jahren will Herrmann 28.000 staatliche und staatlich geförderte neue Wohnungen schaffen, 7000 davon bereits 2016. Für Flüchtlinge sollen noch im Winter erste Wohnungen mit einfachen Standards und in Fertigbauweise errichtet werden, die Einheimischen sollen von einer massiven Ausweitung der Förderung des sozialen Wohnungsbaus profitieren. Ab 2017 soll für sie mehr Wohnraum zur Verfügung stehen.

Bund gibt Ländern 1,182 Milliarden Euro für sozialen Wohnungsbau 

Angesichts des Flüchtlingsstroms hatte Herrmann im August gefordert, dass sich der Bund mit mindestens zwei Milliarden Euro an der Förderung des Wohnraums beteiligen soll. Im Bundeshaushalt für 2016 stehen jetzt immerhin 1,182 Milliarden Euro, die der Bund den Ländern für den sozialen Wohnungsbau zur Verfügung stellt (der Bayernkurier berichtete).