Angriff aus dem Netz. Bild: Fotolia
Cyber-Terror

Teure Hacker-Angriffe

Dank der fortschreitenden Digitalisierung und Vernetzung können Produktionsprozesse in Unternehmen optimiert und beschleunigt werden. Die jüngsten Cyberangriffe in Frankreich und Belgien zeigen aber die Verwundbarkeit der Systeme. Die Industrie verliert bei Angriffen jedes Jahr viele Milliarden Euro.

Dank der fortschreitenden Digitalisierung und Vernetzung können Produktionsprozesse in Unternehmen optimiert und beschleunigt werden. Die jüngsten Cyberangriffe in Frankreich und Belgien zeigen aber die Verwundbarkeit der Systeme. Die Industrie verliert bei Angriffen jedes Jahr viele Milliarden Euro.

Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner hat nun das „Ende der digitalen Sorglosigkeit in Deutschland“ gefordert. Gerade kleinere und mittelgroße Betriebe müssten ihre IT-Systeme besser gegen Übergriffe schützen. „Wir müssen uns dem Thema mit der gleichen Kraft annehmen, wie wir uns gegen Angriffe von außen durch Terroristen oder gegen Bedrohungen der inneren Sicherheit durch Verfassungsfeinde schützen“, sagte sie.

Angriffe in Frankreich und Belgien

Bekanntlich war es vergangene Woche Hackern im Namen der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) gelungen, die IT-Systeme des französischen Fernsehsenders TV5 Monde lahmzulegen. Die Cyber-Terroristen blockierten dabei nicht nur die Ausstrahlung mehrerer Programme, sondern bespielten das Internetangebot des Senders auch mit Propaganda der IS-Miliz. In Belgien hatten es Hacker auf das Online-Angebot der Zeitung Le Soir abgesehen. Dort konnte die IT-Abteilung noch rechtzeitig reagieren und den Internetauftritt vom Netz nehmen.

Reaktion der Politik

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann schlägt Alarm: Der Vorfall in Frankreich zeige, „dass die Warnungen unserer Sicherheitsbehörden, dass Cyberangriffe in Europa auch von Terroristen zu befürchten sind, berechtigt waren und sind“. EU-Digitalisierungs-Kommissar Günter Oettinger arbeitet an einer europäischen Richtlinie zur Netz- und Informationssicherheit: „Wir brauchen einen hohen europäischen Standard zur Datensicherheit für die Industrie und die Verwaltung.“ Unternehmen und Mitgliedstaaten sollen künftig ausreichend auf Cyber-Angriffe vorbereitet sein. Ein Informationsaustausch zwischen den Mitgliedstaaten soll Cyber-Angriffe und IT-Sicherheitslücken schneller erkennen.

50 Milliarden Systeme im Visier

Die Angriffsfläche ist riesig: Der Vorsitzende der ständigen Arbeitsgruppe für Informationssicherheit der World Federation of Scientists in Genf, Henning Wegener, verwies auf weltweit 3,5 Milliarden Computer, sieben Milliarden Handys und 50 Milliarden Systeme, die von Mikroprozessoren gesteuert werden. Man müsse die Gefahren ernster nehmen, sagte Wegener nicht nur mit Blick auf Seiten im Netz. Hinzu kämen unter anderem die Steuerung von Fabriken oder Staudämmen über das Internet sowie die Ausstattung von Maschinen bis zu Haushaltsgeräten.

Die Experten arbeiten schon länger an Verbesserungen. Das aus gutem Grund: Nach Angaben des Präsidenten des Münchner Fraunhofer-Instituts, Reimund Neugebauer, wurde 2014 fast ein Drittel aller deutschen Unternehmen Opfer von Cyber-Kriminalität. Allein die Maschinenbau-Industrie klagte demnach über einen geschätzten Schaden in Höhe von beinahe acht Milliarden Euro. Neugebauer kündigte am Montag zum Auftakt der Hannover Messe einen sicheren Datenraum für Unternehmen an, an dem das Institut mit rund 30 Industriepartnern arbeitet: „Wir hoffen, dass wir in etwa einem Jahr erste Anwendungsbeispiele vorstellen können.“