Wirtschafts- und Technolgieministerin Ilse Aigner, hier bei einem Besuch des Deutschen Zentrums- für Luft- und Raumfahrt (DLR), setzt die erfolgreiche Clusterpolitik des Freistaates fort. Bild: Wirtschaftsministerium
Erfolgsmodell

Champions dank Clusteroffensive

Einzelkämpfer haben es schwer, wer gut vernetzt ist, ist meistens klar im Vorteil: Die bayerische Clusterpolitik ist eine Erfolgsgeschichte, die fortgeschrieben wird. Der Ministerrat der bayerischen Staatsregierung hat in dieser Woche zugestimmt, die Förderung der Netzwerke fortzusetzen.

Die Zahlen sprechen für sich: Nach Angaben von Wirtschaft- und Technologieministerin Ilse Aigner konnten seit Beginn der Cluster-Politik vor neun Jahren die bayerischen Cluster mehr als 256 Millionen Euro Bundes- und EU-Mittel akquirieren, der Freistaat investierte währenddessen weniger als 63 Millionen Euro. „Unsere Cluster-Politik ist ein Erfolgsmodell. Unabhängige Experten aus Berlin haben uns bescheinigt, dass die geförderten bayerischen Cluster Wirtschaft und Wissenschaft erfolgreich miteinander vernetzen, Kooperationen anstoßen, Wertschöpfungsketten stärken und die Innovationsdynamik erhöhen“, betonte Aigner, die nun der Empfehlung folgt, die Cluster-Offensive in einer dritten Förderperiode fortzusetzen. Im Doppelhaushalt werden dafür 17 Millionen Euro für die Jahre 2016 bis 2019 bereitgestellt.

19 Schlüsselbranchen in fünf Themenfeldern

Die bayerische Cluster-Politik unterteilt sich in fünf Themenfelder: Mobilität, Materialentwicklung, Mensch und Umwelt, Informations- und Elektrotechnik sowie Dienstleistungen und Medien.

Die Cluster-Offensive spricht also unmittelbar den bayerischen Mittelstand an.

Ilse Aigner

Vernetzt sind darin 19 Schlüsselbranchen, zu denen unter anderen die Bereiche Automotive, Luft- und Raumfahrt, Chemie, Biotechnologie, Mechatronik und Automation oder auch Finanzdienstleistungen gehören. Allein von 2006 bis 2014 wurden nach Angaben des Wirtschaftsministeriums bei 7200 Veranstaltungen 400.000 Teilnehmer erreicht; sei es bei großen Kongressen oder in thematisch hochspezialisierten Arbeitskreisen für ein kleines Fachpublikum. An den Aktivitäten der Cluster nehmen demnach regelmäßig 8500 Firmen teil, zwei Drittel von ihnen sind kleinere und mittlere Unternehmen. „Die Cluster-Offensive spricht also unmittelbar den bayerischen Mittelstand an“, heißt es dazu aus dem Wirtschaftsministerium. Durch zahllose Einzelgespräche mit Clusterakteuren seien mehr als 970 Projekte, darunter viele Forschungs- und Entwicklungsprojekte, angestoßen worden.

Cluster-Teams entwickeln Zukunftsthemen für den Freistaat

Durch den engen Kontakt zu den Unternehmen ihres jeweiligen Kompetenzfeldes würden die Cluster-Teams Zukunftsthemen für Bayern entwickeln. So brachte etwa der Cluster Biotechnologie vor fünf Jahren ein Konsortium zum Thema „personalisierte Medikamentenentwicklung“ aus rund 100 Partnern zusammen. Der Cluster gewann damit einen Spitzenwettbewerb des Bundesforschungsministeriums und konnte Bundesmittel in Höhe von 40 Millionen Euro für bayerische Firmen und Forschungseinrichtungen einwerben.

Über die Jahre bündeln die Clusterteams Wissen, das sie zu gefragten Experten macht. Sie gewinnen im Wettbewerb Zuschläge für Studien oder verfassen selbst Studien, die sich gut vermarkten lassen. Auch die Bundesregierung lässt sich von Experten aus bayerischen Clusterteams beraten.

Netzwerke bleiben breit aufgestellt

Die Netzwerke sollen nach den Worten der Wirtschaftsministerin auch in Zukunft breit aufgestellt bleiben: „Wir werden uns zukünftig auf die technologie- und industrieorientierten Cluster fokussieren, weil gerade sie bei der Projektkoordination und Fördermittelakquise erfolgreich sind“, kündigte Aigner an.

Globaler Erfolg beruht auf lokalen Faktoren

Das Cluster-Konzept entstand in den 90er Jahren als ein neuer Ansatz zur Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit. Wegweisende Arbeiten dazu schrieb der US-amerikanische Ökonom und Wissenschaftler Michael Porter, der zu der Erkenntnis kam, dass „paradoxerweise die nachhaltigen Wettbewerbsvorteile in einer globalen Wirtschaftsordnung zunehmend in lokalen Faktoren liegen: Wissen, Beziehungen, Motivationen“. In Bayern kam der Stein auf großangelegten Clusterkongressen in München (2006) und Nürnberg (2009) ins Rollen. Tausende Teilnehmer aus Wirtschaft und Wissenschaft diskutierten damals über Möglichkeiten, die Innovationsfähigkeit und Produktivität der bayerischen Wirtschaft durch Cluster zu steigern. Wie sich heute zeigt, mit großem Erfolg.