Die Weltleitmesse Bau 2017 findet alle zwei Jahre statt. (Bild: Messe München International)
Bau 2017

Komfort trifft Sicherheit

Auf der Weltleitmesse für Architektur, Materialien und Systeme präsentieren über 2000 Aussteller - davon rund ein Drittel aus dem Ausland - Innovationen für den Bau- und Planungsbereich. Besonderes Interesse zeigen Besucher sowohl für Sicherheitstechnik als auch das Smart Home.

Serielles Bauen mit industriell vorgefertigten Teilen, Digitalisierung in der Gebäudetechnik und Einbruchsicherheit – drei Themen, die auf der Messe „Bau 2017“ in München im Fokus stehen. 250.000 Besucher werden vom 16. bis 21. Januar 2017 auf der größten Baustoffmesse Deutschlands erwartet, die alle zwei Jahre Brancheninteressierte anzieht. Dominiert wird die Messe nach wie vor von deutschen Firmen, ausländische Unternehmen aus 45 Ländern stellen ein Drittel der teilnehmenden Firmen. Zur Eröffnung ist unter anderem Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD) angereist. In ihrer Eröffnungsrede bezeichnete sie die Baubranche als „Schlüsselbranche“ für zentrale gesellschaftliche Aufgaben.

Sicherheitstechnik und Smart Home

Interesse zeigen viele Besucher vor allem an der digitalen Gebäudetechnik. Die Bau 2017 zeigt, wie weit die Technik schon ist. Was vor ein paar Jahren noch „Spielzeug für Technikbegeisterte“ war, ist heute Realität. Die Vernetzung beginnt mit einfachen Tastern, Schaltern und Leuchten und kann bis zu unterschiedlichen Wohnraum-Szenarien führen – unter Einbeziehung von Temperatur, Helligkeit, Bewegung, Fensterkontakt, Hausgeräten, Kommunikationstechnik und Unterhaltungselektronik. Rauchwarnmelder retten Leben im Fall eines Brandes, Bewegungsmelder erfassen Verdächtiges bei Dunkelheit und schrecken ab, Alarmanlagen schützen vor Einbruchsversuchen. Aus der Ferne lässt sich überprüfen, ob der Herd, die Waschmaschine aus sind oder das Eingangstor geschlossen ist.

Starke Nachfrage nach einbruchhemmenden Fenstern und Türen.

Fast wöchentlich kommen neue Anwendungen auf den Markt. Experten sprechen bereits von einem Smart Home-Boom. Das liegt vor allem an einer Sache: dem Smartphone. Damit hat fast jeder Nutzer ein Bediensystem in der Tasche, mit dem sich immer mehr Anwendungen der Gebäudetechnik auf sehr einfache Weise steuern lassen. Als Kontrollinstrumente dienen Apps, verbunden über Bluetooth Smart und WLAN oder auch die Mobilfunkverbindung aus der Ferne.

Aber es geht nicht nur um ferngesteuerte Heizungen und Rollläden. Angesichts der deutschlandweit stark gestiegenen Einbruchzahlen verzeichnen viele Hersteller starke Nachfrage nach einbruchhemmenden Fenstern und Türen, Videoüberwachung, Türkontrollsystemen, Alarmanlagen und anderen Sicherheitsprodukten. Dazu zählen auch Systeme, die ein Haus belebt erscheinen lasse, obwohl die Bewohner verreist sind.

Sonderschauen zu Leitthemen

Begleitend zu den Präsentationen der Aussteller werden die Leitthemen der BAU 2017 in mehreren Sonderschauen thematisiert. Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) nimmt mit ihrer Sonderschau das Leitthema „Bauen und Wohnen 2020“ auf. Im Fokus stehen die Themen Ganzheitlichkeit und Produkteffektivität. Durch die EU-Gebäuderichtlinie müssen Neubauten künftig als Fast-Nullenergiegebäude ausgeführt werden. Damit wird der Aspekt der Energieeffizienz über die gesamte Produktionskette auch für Hersteller zu einem relevanten Verkaufsargument. Aber auch weiterführende Nachhaltigkeitsaspekte rücken in den Mittelpunkt: Dauerhaftigkeit, Amortisationskosten, Recyclingfähigkeit, Komfortaspekte oder Wohngesundheit. Die Sonderschau zeigt, wie solche Kennwerte konsequent optimiert werden können.

Intelligente Fassaden, deren Eigenschaften das Raumklima positiv beeinflussen und die zugleich ein optimaler Energielieferant sind. Städte, die dank cleverer Recycling- und Aufbereitungsmethoden keinen Müll und kein Abwasser mehr produzieren, sondern den Stoffkreislauf schließen. 14 Fraunhofer-Institute zeigen der Sonderschau „StadtLabor“ aktuelle Forschungs- und Entwicklungsarbeit für urbane Zentren und geben damit Antworten auf die Frage nach der Zukunft unserer Städte.

Die Sonderschau mit dem Titel „Wohnungswirtschaft im Wandel“ richtet sich insbesondere an die Immobilienwirtschaft. Die Grundidee: Mehr Komfort für alle Lebensphasen und jedes Lebensalter. Eine generationengerecht gestaltete Immobilie soll nicht nur ein barrierearmes Wohnumfeld bieten, sondern Komfort für alle Nutzer. Wie die Präsentation soll deutlich machen, dass sich der Bedarf sowohl im Wohnungsbestand als auch im Neubau decken lässt.

Auf Stagnation folgt Trendwende

Die Zahl der fertig gestellten Wohnungen in Deutschland hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt. In dieser Legislaturperiode wurden eine Million neue Wohnungen gebaut. Die Zahl der Baugenehmigungen ist im letzten Jahr auf gut 380.000 angestiegen. So viele Genehmigungen gab es seit dem Jahr 2000 nicht mehr.

Auch in Bayern boomt das Baugeschäft. Bis November des Jahres 2016 haben die bayerischen Bauämter insgesamt 67.370 Wohnungen genehmigt oder Genehmigungsfreistellungsverfahren abgeschlossen. Damit hat der Freistaat 8,4 Prozent mehr Baufreigaben als im ganzen Jahr 2015 zusammen.

Wir haben damit schon 8,4 Prozent mehr Baufreigaben als im ganzen Jahr 2015 zusammen. Jetzt fehlt nicht mehr viel bis zu unserem Ziel von 70.000 Wohnungsbaugenehmigungen oder -freigaben im Jahr.

Joachim Herrmann

Laut Bauminister Joachim Herrmann übertrifft das Ergebnis das hohe Vorjahrsniveau für die Zeit von Januar bis November nochmals um 21,2 Prozent. Triebfeder ist der Neubau von Wohnungen in Mehrfamilienhäusern. Die knapp 30.000 Wohnungsbaugenehmigungen im Geschosswohnungsbau erzielten bis November eine Steigerung von 34 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Erfreut zeigt sich Herrmann auch über die im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent auf mehr als 23.700 gestiegenen Wohnungsbaufreigaben bei Ein- und Zweifamilienhäusern. Allerdings fehlt es an erschwingliche Wohnungen für einkommensschwache Mieter und Familien mit Kindern. Im jetzt verabschiedeten Haushalt für die Jahre 2017/18 steigt deshalb der Bewilligungsrahmen für die soziale Wohnraumförderung um knapp 15 Prozent auf 436,2 Millionen Euro in 2017. Aber allein damit ist es nicht getan. Herrmann will sich für vereinfachte Bauleitplanungen und Erleichterungen im Steuerrecht einsetzen. „Wir brauchen politische Vorfahrt für den Wohnungsbau in allen politischen Bereichen. Das geht von einer vereinfachten Bauleitplanung bis zu Erleichterungen im Steuerrecht. Hier muss der Bund die Bremsen lösen und endlich Gas geben für den Wohnungsbau“, so Herrmann.

Derzeit sind 2,5 Millionen Menschen in der Bauwirtschaft beschäftigt. Gemeinsame Ziele von Baupolitik und Wohnungsbauwirtschaft bleiben: Gute Arbeitsplätze auf dem Bau und im Handwerk, bezahlbarer Wohnraum, Klimaschutz und Energiewende im Gebäudesektor, demografischer Wandel, lebenswerte Städte, gleiche und gute Lebensbedingungen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und eine leistungsfähige Infrastruktur.