Agrarminister Helmut Brunner wünscht sich, dass Bayerns Landwirte mehr Premium-Produkte produzieren. (Foto: Tobias Hase/StMELF)
Landwirtschaft

Welche Zukunft haben Bayerns Bauern?

Gastbeitrag Bayern braucht seine Landwirte - nicht nur aus Sicht der Wirtschaft, sondern auch, um seine ländlichen Räume und seine einzigartige Kulturlandschaft zu erhalten. Die bäuerlichen Betriebe Bayerns beweisen in Krisenzeiten, dass sie flexibel, stabil und konkurrenzfähig sind, schreibt der bayerische Landwirtschaftsminister Helmut Brunner.

Ein schwieriges Jahr geht zu Ende

Für die bayerische Land- und Ernährungswirtschaft geht ein sehr schwieriges Jahr zu Ende. Die anhaltend niedrigen Preise für Milch, Schweine und viele andere Agrarerzeugnisse haben unseren Bauern schwer zu schaffen gemacht. Schon im vergangenen Jahr waren die Durchschnittsgewinne der hauptberuflich tätigen Bauern deutlich eingebrochen. Und alles deutet darauf hin, dass sich die Situation heuer nochmals verschlechtert hat. Dennoch scheinen die größtenteils kleinstrukturierten Familienbetriebe in Bayern diese schwierigen Zeiten besser verkraften zu können als die Großbetriebe vieler anderer Länder. Trotz Agrarkrise hat sich der Strukturwandel in der bayerischen Landwirtschaft nämlich weiter verlangsamt: Die Quote der alljährlichen Betriebsaufgaben ist in den vergangenen vier Jahren von 1,5 auf 1,1 Prozent gesunken und damit so gering wie nie. Selbst der Anteil der Milchbauern, die ihre Milchviehhaltung zugunsten anderer Betriebszweige aufgegeben haben, blieb im langjährigen Durchschnitt von etwa vier Prozent.

Der eigenständige, bayerische Weg ist der richtige

Gerade in Krisenzeiten beweisen unsere bäuerlichen Betriebe, dass sie flexibel, stabil und konkurrenzfähig sind. Das ist eine eindrucksvolle Bestätigung des eigenständigen Wegs, den Bayern in der Agrarpolitik beschreitet: Wir wollen keine industriellen Agrarstrukturen und kein „Wachsen oder Weichen“, sondern eine Produktion, die an Grund und Boden gebunden ist. Jeder Betrieb – ganz gleich wie groß er ist – soll mit der richtigen Idee und dem richtigen Konzept auf dem Markt eine Chance haben. Unsere Betriebe sollen sich zukunftsfähig weiterentwickeln können, aber bäuerlich bleiben. Deshalb ist es Schwerpunkt meiner Agrarpolitik, die Familienbetriebe zu stärken – ob durch passgenaue Förderprogramme, Investitionsanreize, Bildung oder Beratung.

Digitalisierung, „Wasserpakt“ und Premium- und Mehrwertstrategie als Schlüssel für die Zukunft der bayerischen Landwirtschaft

Für das kommende Jahr habe ich mir hier einige Schwerpunkte vorgenommen. Mit praxisnaher Forschung und Entwicklung wollen wir beispielsweise gezielt Innovationen in unserer Branche fördern. Ich werde an der Landesanstalt für Landwirtschaft die Kompetenzen im Bereich Digitalisierung ausbauen und für die Landwirte praxisgerechte Empfehlungen für neue Technologien erarbeiten lassen. Mit einer Premium- und Mehrwertstrategie möchte ich zudem das Bewusstsein in der Bevölkerung für die Qualität und die Besonderheit unserer heimischen Produkte schärfen und spezielle Wertschöpfungsketten in diesem Bereich voranbringen. Das kommt unserer Land- und Ernährungswirtschaft zugute und trägt zudem den Wünschen der Verbraucher Rechnung. Denn auf dem Billigsektor können unsere hochwertigen Produkte nicht konkurrieren. Um die Akzeptanz der Gesellschaft zu erhöhen, müssen wir beim Gewässer- und Ressourcenschutz weiter vorankommen. Auch hier möchte ich im kommenden Jahr einen Schwerpunkt setzen. Unter anderem plane ich, mit Erzeugern, Kommunen und Verbänden einen „Wasserpakt“ mit konkreten Vereinbarungen zum Gewässerschutz zu schließen.

Mein Ziel ist es, eine möglichst große Zahl landwirtschaftlicher Betriebe dauerhaft und flächendeckend zu erhalten. Denn wir brauchen unsere Land- und Forstwirtschaft als wichtigen Wirtschaftsfaktor – immerhin werden hier Umsätze von jährlich mehr als 150 Milliarden Euro erzielt – aber auch, um die Vitalität unserer ländlichen Räume und die einzigartige Kulturlandschaft zu erhalten.