Bald könnte der Memminger Flughafen wieder zur Großbaustelle werden. Die Anteilseigner planen den Ausbau des Airports. (Foto: Allgäu Airport)
Flughafen Memmingen

Ausbau oder Abbau?

Umweltschädigend, nicht finanzierbar, unnötig? Bund Naturschutz, Anwohner und Kommunen klagen gegen die Vergrößerung des Memminger Flughafens. Die Anteilseigner, allen voran der Freistaat Bayern, verweisen auf die wirtschaftliche Notwendigkeit des Ausbaus – und die damit verbundenen Arbeitsplätze. Jetzt entscheidet das Gericht.

Seit Mittwochmorgen verhandelt der Bayerische Verwaltungsgerichtshof den Rechtsstreit um den Ausbau des Allgäu Airports in Memmingen. Der Bund Naturschutz (BN), zwei Gemeinden und mehrere Anwohner klagen gegen die geplanten Baumaßnahmen. Der Freistaat Bayern, die Kommunen und beteiligte Firmen sehen keine Alternative zum Ausbau.

Geplant ist unter anderem die Verbreiterung der Start- und Landebahn von bisher 30 auf 45 Meter. Außerdem soll der Flugbetrieb bis 23 Uhr erlaubt werden – bislang ist um 22 Uhr Schluss.

Für die Anteilseigner – neben dem Freistaat Bayern sind das auch Kommunen und Firmen aus der Region – ist der Ausbau des Allgäu Airports unbedingt notwendig. Durch die Baumaßnahmen soll der Flughafen auf ein internationales Niveau gebracht werden. Erst vor wenigen Tagen hatte die Anteilseigner noch über die finanzielle Zukunft debattiert – denn da sieht es alles andere als rosig aus. Diskutiert wurde unter anderem ein Verkauf nicht benötigter Grundstücke. Ein Ausbau scheint notwendig, um die Zukunft des Flughafens langfristig sicher zu können. Immer wieder verweisen die Anteilseigner auch auf die gewichtige Rolle des Airports für die gesamte Region.

Kläger kritisieren mangelnden Umweltschutz

Auf der Seite der Kläger steht neben von Fluglärm geplagten Anwohnern und Vertretern anliegender Kommunen auch der Bund Naturschutz. Dort kritisiert man vor allem den Umweltaspekt. „Mit dem Ausbauvorhaben soll bis 2025 eine Vervierfachung der Passagierzahlen ermöglicht werden. Dies ist aus Klima- und Lärmschutzgründen unerträglich“, findet BN-Sprecher Thomas Frey. Für die Ausweitung des Flugbetriebs gebe es aus Sicht des BN keinen Bedarf.

Der beklagte Freistaat Bayern sieht das anders. Diverse Fachgutachten belegten, dass der Ausbau wirtschaftlich und politisch notwendig sei, heißt es dort. Außerdem sei der Flughafen ein Motor der Wirtschaft in Südschwaben, der den Unternehmen dort viele Chancen eröffne – ganz zu schweigen von den Arbeitsplätzen rund um den Allgäu Airport. Der Prozess soll mehrere Verhandlungstage dauern.

Flughafen zu 82 Prozent ausgelastet

Der Allgäu Airport wurde 2007 eröffnet. Aktuell bieten dort fünf Fluggesellschaften Flüge an. Neben der Billigfluglinie Ryanair sind das die ungarische Airline Wizzair, Sunexpress aus der Türkei sowie Intersky und Flyniki aus Österreich. Im Sommer werden pro Woche bis zu 88 Abflüge abgewickelt. Die Auslastung lag nach Angaben der Flughafen-Betreiber 2014 durchschnittlich bei 82 Prozent. Auf dem Sommerflugplan stehen 27 internationale Ziele in Süd- und Osteuropa und Großbritannien. Zudem fliegt Intersky seit März die Städte Berlin und Hamburg an und bietet ab Oktober Flüge nach Köln an. Für das laufende Jahr rechnet der Allgäu Airport mit etwa 860.000 Fluggästen.