Der Software-Konzern Microsoft hat seine neue Firmenzentrale in München eröffnet. (Foto: Microsoft)
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Frei und ungebunden

Aus dem aktuellen BAYERNKURIER-Magazin: In der neuen Münchner Zentrale realisiert Microsoft ein innovatives Büro-Konzept. Jeder Angestellte entscheidet selbst, wo er am besten seine Aufgaben erledigt.

Am Anfang könnten die Farben bei der Orientierung helfen. Mit dem Umzug des Software-Konzerns Microsoft  von Unterschleißheim in die Münchner Parkstadt Schwabing hat sich für die Beschäftigten nicht nur der Ort verändert:  Seit Kurzem erledigen sie ihre Aufgaben am „Arbeitsplatz der Zukunft“. Am neuen Standort verwirklich Microsoft ein äußerst  flexibles, auf die digitale Arbeitswelt  zugeschnittenes Büro-Konzept. „Jeder Mitarbeiter hat die Freiheit, den Ort zu wählen, den er für seine Arbeit braucht“, erklärt Microsoft-Personalchef Markus Köhler die Idee.

Vier Bereiche – farblich markiert

Die vier Farben des Unternehmens markieren die unterschiedlichen Bereiche, die dafür zur Verfügung stehen. Bei Microsoft heißen sie „Spaces“. Es sind großzügig gestaltete, offene Räume, die je nach Bedarf mit Schreibtischen, Sesseln oder Sofas ausgestattet sind. Im blauen „Accomplish“-Space arbeitet jeder für sich, im grünen „Converse“-Bereich widmen sich Gruppen ihren Aufgaben. Die gelbe „Think“-Zone steht für hohe Konzentration in ruhiger Atmosphäre, der rote „Share & Discuss“-Space ist für Meetings und Besprechungen gedacht. Die vier Zonen finden sich dabei jeweils mehrfach in den drei zusammenhängenden Gebäudeteilen des insgesamt 26.000 Quadratmeter großen Firmensitzes.

Jeder Mitarbeiter entscheidet selbst, in welcher der Zonen er seine gerade anfallende Arbeit am besten erledigen kann. Feste Arbeitsplätze gibt es nicht mehr. Lediglich über ein eigenes Schließfach für seine Unterlagen verfügt jeder.

1100 Arbeitsplätze für 1900 Beschäftigte

Es ist auch gar nicht vorgesehen, dass die Microsoft-Angestellten jeden Tag im Büro erscheinen. Für die 1900 Beschäftigten stehen im neuen Firmensitz nur noch 1100 Arbeitsplätze bereit. Auch das gehört zum Konzept. Schon vor einigen Jahren hat Microsoft Regelungen über Vertrauensarbeitszeit und Vertrauensarbeitsort eingeführt. Es gibt weder eine Anwesenheitspflicht, noch wird die geleistete Arbeitszeit registriert. Offenheit und Flexibilität seien Teil der Unternehmenskultur, sagt Personalchef Köhler. „Und die Zentrale ist der Ort, an dem diese Unternehmenskultur erlebbar ist.“

Die Wünsche der Angestellten

Erstellt hat Microsoft das auf den Namen „Smart Workspace“ getaufte Konzept  in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation in Stuttgart. Die Forscher haben die Mitarbeiter nach ihren Wünschen und Bedürfnissen gefragt und daraus die passende Raumaufteilung entwickelt. Lediglich ein Drittel der Angestellten, erläutert Fraunhofer-Experte Udo-Ernst Haner, komme im Schnitt in die Zentrale. Der Rest sei entweder beim Kunden oder arbeite zu Hause. Diesem Verhalten trage der neuen Firmensitz Rechnung. In Zeiten von Tablets oder Laptops, sagt Haner, sei es wenig sinnvoll, die Mitarbeiter an feste Plätze zu binden. „Die Geräte sind für Flexibilität gemacht.“ Zudem hätten auch andere Untersuchungen ergeben, dass Angestellte flexible Arbeitsplätze in großzügigen Räumen gegenüber festen Schreibtischen in „dicht gedrängten Strukturen“ bevorzugten.

Wettstreit um die Talente

Personalchef Köhler ist überzeugt vom Erfolg des Konzepts: Es werde sowohl die Leistung als auch die Motivation der Kollegen positiv beeinflussen. Und noch etwas verspricht er sich von der neuen Firmenzentrale: Sie soll Microsoft im Wettstreit um Mitarbeiter einen entscheidenden Vorsprung verschaffen. Nicht unwesentlich in einer Stadt, in der Weltkonzerne wie Google, Amazon, IBM, BMW und Siemens um die besten Talente buhlen.