Ein Windrad dreht sich, während die Sonne am Horizont versinkt (Foto: Imago/Westend 61)
Energiewende

Windkraft im Sonnenuntergang

Eine Studie befürchtet den Anstieg der EEG-Umlage nach der Neuauflage des Erneuerbare Energien Gesetzes - auf zwischen 7,5 und 10 Cent je Kilowattstunde Strom. Unionsfraktionsvize Michael Fuchs schimpft auf Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel: "Die nächste EEG-Reform muss eine Trendwende bringen."

Das industrienahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) befürchtet einen Anstieg der Strompreise. Nachdem die Bundesregierung jüngst das Erneuerbare Energien Gesetz novelliert hat, präsentiert das Institut aus Köln nun eine Studie zu den Auswirkungen auf die so genannte EEG-Umlage. Im Auftrag mehrere Unternehmerverbände in Hessen und Niedersachsen hat das Institut verschiedene hypothetische Szenarien durchgespielt, wie sich die nötigen Zuschüsse an die Produzenten regenerativer Energien bis 2025 entwickeln könnten.

Förderkosten könnten steigen

Da der Strompreis, den die Energieversorger mit dem Ökostrom am Markt erzielen, unter den Produktionskosten in Windparks und Solarfelder liegt, müssen alle Stromkunden einen Extraobolus entrichten – die EEG-Umlage. Die aus der Umlage zu bestreitenden gesamten Förderkosten könnten den Szenarien des IW zufolge von derzeit 23,1 Milliarden Euro in den nächsten zehn Jahren auf zwischen 24,8 bis 32,9 Milliarden Euro steigen. Je nachdem, ob sich die Kosten der Technologien nur milde oder drastisch erhöhen.

Insgesamt zielt die Novelle des EEG-Gesetzes auf einen weiteren Ausbau der alternativen Energieformen ab, von derzeit einem Viertel der deutschen Stromproduktion auf bis zur Hälfte. Mehr Windkraftanlagen und Solarpanele bedeuten zwangsläufig auch höhere Ausgleichssummen, die an die Betreiber fließen. Sollten die Förderkosten tatsächlich in dem vom IW geschätzten Umfang wachsen, hätte dies Auswirkungen auf die EEG-Umlage: Sie würde von momentan 6,3 Cent je Kilowattstunde auf zwischen 7,5 und 10 Cent steigen – wiederum je nachdem, wie stark die Technologiekosten für die Betreiber alternativer Energiegewinnungsanlagen steigen.

Problem für energieintensive Industrien

Der Strompreis ist jedoch ein zentraler Wettbewerbsfaktor für energieintensive Unternehmen. Unionsfraktionsvize Michael Fuchs (CDU) nutzt die Studie zur Attacke auf Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD): Die Union habe ihn „seit 2014 eindringlich vor den Gefahren eines Windkraftbooms gewarnt“. Einige Betreiber würden inzwischen Traumrenditen einfahren. „Aber statt gegenzusteuern, hat sich das Ministerium ebenso wie die Windlobby an den hohen Zubauzahlen berauscht“, so Fuchs. Nun komme die Rechnung, meint der Wirtschaftspolitiker. Die nächste EEG-Reform müsse deshalb eine „Trendwende“ bringen.

Die energieintensive Industrie

Die deutsche Industrie ist für etwa ein Viertel der jährlichen Wirtschaftsleistung und rund 5,1 Millionen Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe verantwortlich. Davon arbeiten eine Million Beschäftigte in energieintensiven Branchen. Energie ist besonders im Grundstoffbereich, etwa bei Kupfer-, Stahl- oder Aluminiumproduktion und -verarbeitung, für viele Wertschöpfungsketten unerlässlich. Dazu zählen übrigens auch die Produktion von Anlagen zur Gewinnung von erneuerbaren Energien wie Windräder oder Solaranlagen. So benötigt der Bau nur einer Offshore-Windkraftanlage bis zu 30 Tonnen Kupfer.