Projekte wie dieses bescheren Erlangen einen Spitzenplatz im Zukunftsindex: Joe Kaeser, Vorstandsvorsitzender der Siemens AG, erläuterte im Januar 2015 Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer, Dr. Florian Janik, Oberbürgermeister der Stadt Erlangen, und Joachim Herrmann, Bayerischer Staatsminister des Innern, Bau und Verkehr (v.r.), die Details des Siemens Campus Erlangen, der bis 2030 realisiert sein soll. (Bild: Siemens AG)
Städteranking

Freistaat auf höchstem Niveau

Wie sollte es auch anders sein: Nirgendwo in Deutschland lebt und arbeitet es sich so gut wie in Bayern. Zu dieser Erkenntnis kommt einmal mehr das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln, das in dieser Woche in Zusammenarbeit mit dem Vergleichsportal "ImmobilienScout24" und der „WirtschaftsWoche“ ein Städteranking vorgelegt hat. München ist wieder einsame Spitze, auch Erlangen sticht heraus.

Im August hatten sich noch viele verwundert die Augen gerieben, als ein Wirtschaftsinstitut in London seine Studie zur Lebensqualität in den Städten rund um den Globus präsentiert hatte: Melbourne und Wien belegten in dem Ranking der Engländer die Plätze eins und zwei; die erste deutsche Stadt, die darin auftauchte, war Hamburg auf Platz zehn. München führten die Engländer nur auf einem mauen 25. Rang.

München einsame Spitze

Das nun vorliegende Städteranking des Instituts der deutschen Wirtschaft (Consult GmbH) in Köln ist tiefer in die Materie vorgedrungen und kommt zumindest aus deutscher Sicht zu einem völlig anderen Ergebnis. Untersucht wurden in der Studie 69 kreisfreie Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern auf ihre Wirtschaftsstruktur, den Arbeitsmarkt, den Immobilienmarkt sowie die Zukunftsfähigkeit. Den Platz an der Sonne verteidigt die bayerische Landeshauptstadt, die das Ranking dominiert wie der FC Bayern die Fußball-Bundesliga. Ganz vorne mit dabei sind aber auch Ingolstadt sowie die fränkischen Metropolen Erlangen, Würzburg und Fürth. Hamburg schaffte es im Schnitt der drei Ranglisten gerade mal auf Rang 18, das untere Ende dominieren Städte aus Nordrhein-Westfalen.

Anders als die Engländer, die offensichtlich nur die derzeitige subjektiv wahrgenommene Lebensqualität der Metropolen beleuchtet haben, unterscheiden die Kölner zwischen einem Niveauranking, das den absoluten Erfolg der Städte bewertet, einem Dynamikranking, das die Veränderungen in den vergangenen fünf Jahren aufzeigt, sowie dem Zukunftsindex, der das Potenzial für die künftige wirtschaftliche Entwicklung der Städte bis ins Jahr 2030 erläutert.

Erlangen beim Zukunftsindex stärkster bayerischer Vertreter

München bietet demnach das höchste Niveau aller deutschen Städte, und auch in der Dynamik ist die bayerische Landeshauptstadt mittlerweile unschlagbar. Im Vergleich zum Vorjahr hat München sieben Plätze gut gemacht und jetzt auch hier die Tabellenführung errungen. Lediglich beim Zukunftsindex müssen sich die Münchner den Darmstädtern (Platz 1) und Erlangen (Rang 2) geschlagen geben. In Erlangen soll bekanntlich bis 2030 unter anderem ein Siemens-Campus entstehen. Die Münchner planen dort zukunftsweisende Büro-, Forschungs- und Laborarbeitsplätze sowie ein urbanes Wohn- und Lebensumfeld. Insgesamt sollen 500 Millionen Euro investiert werden.

Dynamik- und Niveauindex fest in bayerischer Hand

Die bayerischen Städte sind in allen drei Vergleichen extrem stark vertreten. Beim Niveau folgen den Münchnern die Städte Erlangen (Platz 2) und Ingolstadt (Platz 3). Unter den „Top 10“ der Kategorie ist auch wieder Regensburg (Platz 6) zu finden, zu den „Top 30“ zählen Würzburg (Platz 15), Fürth (Platz 19), Nürnberg (Platz 25) und Augsburg (Platz 26).

Im Dynamikindex ist die Vormachtstellung des Freistaats noch deutlicher ausgeprägt: Die Plätze eins bis vier sind mit München (1), Ingolstadt (2), Würzburg (3) und Fürth (4) fest in bayerischer Hand, unter den „Top 10“ sind außerdem Erlangen (Rang 8) und Nürnberg (Rang 10), auf Rang 11 folgt Augsburg. Im Zukunftsindex rangieren neben Erlangen und München auch Ingolstadt (8), Regensburg (11), Würzburg (19), Nürnberg (27) und Augsburg (35) auf guten Plätzen. Alles in allem suchen die bayerischen Städte bundesweit ihresgleichen.

München ist in allem außergewöhnlich. Bei der Lebensqualität, dem Arbeitsmarkt, bei Mieten und Kaufpreisen für Wohnungen, aber vor allem eben bei den Hoch- und Höchstqualifizierten. Deswegen ist die Isar-Metropole dieses Jahr noch einsamere Spitze.

Gregor Peter Schmitz, Leiter des Hauptstadtbüros der WirtschaftsWoche

Vor allem vor München ziehen die Verfasser der Studie wieder ihren Hut: Das Ergebnis der bayerischen Landeshauptstadt sei einmal mehr hervorragend, und doch gelinge es der Metropole, das Vorjahresergebnis noch zu toppen: „München ist in allem außergewöhnlich. Bei der Lebensqualität, dem Arbeitsmarkt, bei Mieten und Kaufpreisen für Wohnungen, aber vor allem eben bei den Hoch- und Höchstqualifizierten“, erläutert Gregor Peter Schmitz, Leiter des Hauptstadtbüros der WirtschaftsWoche. „Deswegen ist die Isar-Metropole dieses Jahr noch einsamere Spitze“, fügt er hinzu.

Wirtschaftsraum Nürnberg-Fürth-Erlangen zählt zu wichtigsten Technologieregionen

Große Anerkennung erhalten in der Studie auch die fränkischen Städte Würzburg, Fürth, Erlangen und Nürnberg für ihr Abschneiden im Dynamikranking. „In Franken zeigen sich die Erfolge der industriellen Transformation“, heißt es zu den Top10-Platzierungen. Der Wirtschaftsraum Nürnberg-Fürth-Erlangen zähle zu den wichtigsten Technologieregionen Deutschlands, in denen sich das Erfolgsrezept zukunftsträchtiger Regionen manifestiere: „Eine exzellente Forschungslandschaft kombiniert mit attraktiven Unternehmen vor Ort, die High Potentials und Hochschulabsolventen attraktive Jobs bieten und somit in der Region halten.“

Studie ist Armutszeugnis für Nordrhein-Westfalen

Im Gegensatz zu der „geballten Wirtschaftskraft“ Bayerns stellt die Studie dagegen auch in diesem Jahr dem rot-grün regierten Nordrhein-Westfalen ein Armutszeugnis aus. Ein Drittel aller untersuchten Städte kommen aus dem Bundesland. Und sie dominieren vor allem auch das unteren Drittel der Dynamik-Rangliste. Am besten schneidet darin noch Dortmund (Platz 48) ab. Schlusslicht ist Gelsenkirchen (Platz 69), hinter Oberhausen und Duisburg. „Auch die Region Franken musste – etwa nach dem Niedergang von Quelle – einen Strukturwandel verkraften. Doch der gelang, insbesondere durch gute Forschung und Ausbildung, während insbesondere das Ruhrgebiet die dortige Deindustrialisierung immer noch nicht bewältigt hat“, erklärt Schmitz den Unterschied zwischen dem Erfolg Bayerns und dem Niedergang Nordrhein-Westfalens.