VW-Skandal betrifft massiv Ingolstadts Finanzen
Bei Audi laufen die Geschäfte zwar bestens. Dennoch reißt der Abgas-Skandal bei der Konzernmutter VW ordentlich Gewerbesteuer-Löcher in den Ingolstädter Haushalt. Die Folge: Der Stadtrat deckelt Etats. Gebühren für Kindergärten, Parkplätze oder den öffentlichen Nahverkehr steigen. Und das Stadttheater hebt die Kartenpreise.
Stadthaushalt

VW-Skandal betrifft massiv Ingolstadts Finanzen

Bei Audi laufen die Geschäfte zwar bestens. Dennoch reißt der Abgas-Skandal bei der Konzernmutter VW ordentlich Gewerbesteuer-Löcher in den Ingolstädter Haushalt. Die Folge: Der Stadtrat deckelt Etats. Gebühren für Kindergärten, Parkplätze oder den öffentlichen Nahverkehr steigen. Und das Stadttheater hebt die Kartenpreise.

Der VW-Dieselskandal bedeutet für die Stadt Ingolstadt das Ende der fetten Jahre – jetzt heißt es, den Gürtel etwas enger zu schnallen. „Wir gehen davon aus, dass wir bis 2020 weniger Gewerbesteuer bekommen“, sagte der Leiter der Kämmerei, Franz Fleckinger. In den nächsten Jahren rechne er nur noch mit 60 Prozent des langjährigen Durchschnitts. „Aber wir kommen mit 60, 70 Millionen Euro nicht hin.“ Deshalb werde die fast schuldenfreie Stadt wohl bald ihr inzwischen fast 300 Millionen Euro dickes Finanzpolster angreifen müssen.

Audi beschäftigt in der 133.000 Einwohner zählenden Stadt rund 44.000 Menschen. Die Gewerbesteuer wird von der Konzernmutter VW in Wolfsburg überwiesen, deren Gewinn wegen des Dieselskandals eingebrochen ist. Die Vorauszahlungen habe VW schon Ende 2015 auf Null gestellt, sagte der Ingolstädter Stadtrat Hans-Joachim Werner. Aber im laufenden Jahr sehe es noch gut aus, sagte Kämmereichef Fleckinger: Die Stadt habe mit nur noch 68 Millionen Euro Gewerbesteuer gerechnet, „aber wegen Nachzahlungen kommen wir auf 105 Millionen. Der Haushalt 2016 läuft.“

Haushaltssperre und steigende Gebühren

Die Stadt hat eine Haushaltssperre von 15 Prozent für bestimmte Ausgaben erlassen, Personal- und Sachausgaben sind gedeckelt. Schon im Frühjahr hatte der Finanz-Referent der Kommune, Albert Wittmann, erste „Bremsspuren“ in den Etats der Audi-City angekündigt: Kürzungen im Verwaltungshaushalt, im Bauunterhalt um 50 Prozent, beim Straßen-Erhalt um 40 Prozent. „Es kommen harte Zeiten auf uns zu“, kündigte Wittmann an. Aber bislang gibt es keinen Einstellungsstopp, das neue Kunstmuseum soll wie geplant gebaut werden, und das neue Hallenbad wurde gerade erst neu eingeweiht.

Sinkende Gewerbesteuer trotz Rekordergebnis

Im Geldbeutel der Bürger kommt der Abgasskandal des VW-Konzerns dennoch längst an. Viele Gebühren hat die Stadt erhöht – für Kindergärten, für Parkplätze, fürs Busfahren, für Wasser. Und das Stadttheater hebt die Eintrittspreise in den teuren Karten-Kategorien. Nicht alles hängt direkt mit den sinkenden Zahlungen aus Wolfsburg zusammen. Aber das Leben in der bislang so reichen Stadt wird nicht leichter durch die Fehlleistungen von Managern und Ingenieuren bei VW. Mit diesem Widerspruch müssen die Ingolstädter nun umgehen: Auf der einen Seite vermeldete Audi jüngst für das erste Quartal 2016 einen Absatzrekord von 186.000 Fahrzeugen. Und auf der anderen Seite landet aus Wolfsburg deutlich weniger Geld im heimischen Stadtsäckel.

(dpa/grd)