Abgasmessungen in allen Verkehrslagen macht das Mini-Labor im Kofferformat des Allgäuer Herstellers MAHA-AIP möglich. Bild: MAHA-AIP
Abgasmessung

Labor im Kofferformat wird zum Verkaufsschlager

Der Allgäuer Maschinenbauer MAHA-AIP hat zur rechten Zeit das richtige Gerät entwickelt: Das mobile Abgasmesssystem PEMS ist seit Bekanntwerden des VW-Diesel-Skandals schwer gefragt. Mehr als 100 Geräte sind bereits verkauft worden, die momentane Lieferzeit ist relativ lang.

Der Mittelständler aus dem idyllischen Haldenwang im Allgäu war zuletzt landauf und landab für sein ausgeklügeltes System gefeiert worden: ein Labor im Kofferformat, das während der Fahrt die Abgaswerte von Autos messen kann. Mit einem ähnlichen System waren bekanntlich in Amerika die Manipulationen von VW an Dieselfahrzeugen aufgedeckt worden.

Entwicklung begann lange vor Abgasskandal

Doch mit VW hatte das neue Produkt von MAHA-AIP zunächst überhaupt nichts zu tun. Schon seit ca. vier Jahren sind die Allgäuer dran, das portable Emissionsmesssystem (PEMS) zu entwickeln. Unabhängig davon entwickelt und fertigt die Firma seit vielen Jahren klassische Rollprüfstände für die realitätsnahe Simulation von Straßenfahrten im Labor zur Abgasuntersuchung; und diese werden unter anderen auch an die Umweltbehörde EPA in den USA verkauft.

Schneller als die Mitbewerber

Das Labor „auf Miniformat zu bringen“, das habe schon länger im Raum gestanden, erinnert sich AIP-Vertriebs- und Marketingleiter Manfred Dittrich. „Es war absehbar, dass das kommen wird“, sagt er mit Blick auf die ab 2017 geltende Euroi6c-Norm, die den Herstellern noch strengere Emissionsgrenzen setzen wird. Dass die Allgäuer bei der Entwicklung schneller waren als ihre Mitbewerber zahlt sich seit dem Diesel-Skandal aus: 100 Geräte sind bereits verkauft, etliche Bestellungen liegen vor. Die Lieferzeit liegt laut Dittrich momentan bei drei bis vier Monaten, je nach Konfiguration. Stattliche 80.000 bis 130.000 Euro kostet ein Koffer je nach Ausstattung. Das Geld wird gerne bezahlt, da die Qualität der Messergebnisse wichtig ist für die Forschungs- und Entwicklungsarbeit in der Automobilindustrie, zur Reduzierung von Kraftstoffverbrauch und Schadstoffausstoß, heißt es.

Als im dritten Quartal 2015 die Abgasthematik hochgekommen ist, wurde die ‚Taktzahl‘ schneller. Davon haben wir natürlich profitiert. Weil wir PEMS-Geräte in petto in unserem Produkt-Portolio hatten, sind wir fast von zeitgleichen Anfragen relativ überrollt worden.

AIP-Vertriebs- und Marketingleiter Manfred Dittrich

Einer der Kunden ist zum Beispiel die Dekra, die für das Kraftfahrtbundesamt mit dem Koffer Testfahrten unternimmt und prüft, ob die von den Herstellern angegebenen Emissionswerte stimmen. Gefragt ist das Minilabor vor allem aber auch bei den Automobilherstellern selbst, die genau wissen wollen, was hinten rauskommt, um die ab 2017 geltenden strengeren Richtlinien zu erfüllen. Deshalb hatten die Allgäuer auch damit gerechnet, dass das Geschäft langsam Fahrt aufnehmen wird. „Doch als im dritten Quartal 2015 die Abgasthematik hochgekommen ist, wurde die ‚Taktzahl‘ schneller“, erinnert sich Dittrich. „Davon haben wir natürlich profitiert. Weil wir PEMS-Geräte in petto in unserem Produkt-Portolio hatten, sind wir fast von zeitgleichen Anfragen relativ überrollt worden.“

Mittelständler setzt auf gesundes Wachstum

Im August hat die Firma einen Neubau bezogen, Platz für Expansion wäre also vorhanden. „Momentan ist alles im Fluss“, beschreibt es Dittrich. Welches Volumen hinter der Messtechnik RDE – Real Drive Emission Measurement‘ steckt, ist noch relativ offen. „Wir als Mittelständler müssen schauen, dass wir gesund wachsen“, sagt Dittrich.