CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer (l.) und Nürnbergs MdB Michael Frieser (r.) gratulieren Ümit Sormaz (M.) zu seiner Wiederwahl zum Ortsvorsitzenden im Februar 2015. (Foto: Ümit Sormaz)
Neuer CSU-Arbeitskreis

„Die CSU bräuchte mehr Mitglieder mit meinem Hintergrund“

Interview Der Nürnberger Ümit Sormaz ist der bislang einzige CSU-Ortsvorsitzende mit türkischem Hintergrund. Am Freitag wird in Ingolstadt der bislang vor allem auf Oberbayern beschränkte Arbeitskreis (AK) Migration und Integration auf Landesebene gegründet. Im Gespräch mit dem BAYERNKURIER spricht Sormaz über seine Hoffnungen und Erwartungen an den neuen Arbeitskreis.

Bayernkurier: Warum sind Sie – als gläubiger Moslem und mit Ihrem muslimischen Hintergrund – gerade in die CSU eingetreten? Oder anders gefragt: Warum fühlen Sie sich von allen Parteien, die es in Deutschland gibt, von der CSU am besten vertreten?
Ümit Sormaz: Die CSU steht – man glaubt es vielleicht kaum, aber es ist so – den gläubigen Muslimen viel näher als alle anderen Parteien, da sie an den Traditionen und religiösen Werten festhält, die sehr deckungsgleich sind. Neben dieser Besonderheit ist die CSU in wirtschafts- und bildungspolitischen Themen sehr stark. Dies war der Grund für meinen Eintritt in die CSU im Jahre 2005.

Bayernkurier: Fühlen Sie sich auch bei der Integrationspolitik von der CSU am besten vertreten? Und wo gibt es Ihrer Meinung nach ganz allgemein Verbesserungsbedarf bei der Integration?
Sormaz: Im Jahr 2005, dem Jahr meines Eintritts in die CSU, war es so – und es ist heute noch teilweise so – , dass wir in der Integrationspolitik vielleicht das Richtige meinen, aber leider es immer nach außen hin unglücklich kommunizieren. Insofern ist meine CSU-Mitgliedschaft nicht ein Widerspruch, wie manche es sehen, sondern für mich – bezogen auf meinen Hintergrund – eine Notwendigkeit gewesen. Denn wenn wir als Volkspartei der demografischen Entwicklung Rechnung tragen wollen – vor allem in den Großstädten – , benötigt die CSU eigentlich mehr Mitglieder, die den selben Hintergrund haben wie ich. Insofern greife ich gerne auf, was eine MdL mir letztens gesagt hat, nämlich, dass ich mit meiner Person, mit meinesgleichen, zumindest in diesem Bereich, für das neue, künftige Gesicht der CSU stehe.

Bayernkurier: Wie können umgekehrt die CSU und die Politik von unseren Mitbürgern mit Migrationshintergrund profitieren? Und konkret auf Ihre Person bezogen: Was glauben Sie, was Sie persönlich „exklusiv“ zur Integrationspolitik beitragen können?
Sormaz: Ich denke, dass mein Hintergrund eine Bereicherung ist, aber sicherlich nicht etwas, worauf meine ganze Person reduziert werden sollte, wie ich finde, dass es in der SPD gemacht wird. Dies ist auch der Grund, weshalb ich mich vor allem als Experte im Bildungsbereich sehe und ebenso im wirtschaftlichen Bereich, aufgrund meiner langjährigen Selbstständigkeit. Aus diesem Grund, denke ich, kann und will ich auch gerne Vieles zu unserer Politik beitragen.

Bayernkurier: Was würden Sie sich in Zukunft von der Politik und der Partei in Sachen Integration wünschen?
Sormaz: Ich hoffe, dass wir eines Tages nicht mehr über (Migrations-)Hintergründe reden, sondern über das Expertenwissen der jeweiligen Personen. In diesem Rahmen würde dies dann bedeuten, dass ich, Ümit Sormaz, neben bildungs- und wirtschaftspolitischem Wissen eben auch integrationspolitisches Wissen, was mir in die Wiege gelegt wurde, mitbringe. Aber das wäre/sollte dann auch der einzige Unterschied zu meinen Parteifreunden/innen sein. Und dafür möchte ich mich in der CSU stark machen. Und ich hoffe, dass die CSU-Leitung das ebenso sieht und diese Entwicklung für die Partei inhaltlich und stimmig tatkräftig unterstützt.

Bayernkurier: Wie Sie wissen, wird am 3. Juli der AK Migration und Integration auf Landesebene gegründet. Wie bewerten Sie die Gründung, welche Bedeutung hat sie für Sie?
Sormaz: Ich glaube, dass dies ein sehr wichtiger und richtiger Schritt ist und schon überfällig in puncto Integration war. Wir haben damit eine einmalige Chance, der Bevölkerung zu zeigen, dass wir auch bei diesem Thema Experten haben. Jedoch ist die personelle Zusammensetzung des Arbeitskreises sehr wichtig, denn wir sind umso glaubwürdiger, je authentischer wir sind. Denn einen Garten lässt man ja auch nicht von einem Metzger bestellen. Das bloße Herkunftsland, das heißt, nicht in Deutschland geboren zu sein, reicht hier bei Weitem nicht. Wichtig sind Personen mit anderer Kultur und vor allem anderer Religion, denn nur diese Personen können eben das „Andere“ uns dadurch viel authentischer vermitteln und die Bevölkerung von der Ernsthaftigkeit unseres Vorhaben überzeugen.

Ümit Sormaz stammt gebürtig aus dem Ort Akdagmadeni im mittelanatolischen Kreis Yozgat in der Türkei. Im Alter von drei Jahren kam er mit seinen Eltern nach Mühldorf am Inn; später zog die Familie in die Nürnberger Südstadt. Sormaz studierte Wirtschaftsinformatik und ist heute Geschäftsführer eines Fort- und Weiterbildungs- sowie Nachhilfeunternehmens mit Sitz in München und Nürnberg.

2005 trat der heute 35-Jährige in die CSU ein und brachte sich dort von Anfang an aktiv ein. Seit 2007 ist er im Ortsvorstand der CSU Nürnberg-Lichtenhof; 2013 wurde er zu deren Ortsvorsitzendem gewählt. Daneben ist er seit 2009 im Kreisvorstand und seit 2013 Kreisersatzdelegierter im Landesparteitag und Kreisdelegierter im Bezirksparteitag. Außerdem ist er Mitglied der Bezirksvorstände der Mittelstands-Union (MU) Bayern und des CSU-Arbeitskreises Schule, Bildung und Sport (AKS).