Orff-Festspiele in Andechs. Foto: imago/Michael Westermann
Orff-Festspiele

Herbergsuche für Carl Orff

Die Carl-Orff-Festspiele in Andechs sind Geschichte. Als Grund werden "unüberbrückbare Differenzen zwischen dem Kloster und der Carl-Orff-Stiftung" genannt. Nun ist das Gründerteam der Festspiele auf der Suche nach Unterstützung. Denn sie wollen das Erbe des Komponisten und Musikpädagogen auch weiterhin in Ehren halten.

Das Aus kam im Mai 2015: Nach 17 Jahren wurde das Ende der Orff-Festspiele im Kloster Andechs bekannt gegeben. Als Grund wurden „unüberbrückbare Differenzen“ zwischen dem Mönchsrat des Klosters und den Verantwortlichen der Stiftung genannt. Nach der Auffassung der Stiftung konnte Marcus Everding, der seit 2008 Intendant der Festspiele war, „dem Anspruch von Carl Orff nicht gerecht werden“. Die Verantwortlichen des Klosters hingegen waren mit Everdings Arbeit sehr zufrieden. Seit 2011 war das Kloster Andechs Träger der Festspiele.

Ein lange schwelender Konflikt

Im Januar hatte die Stiftung gedroht, ihre finanzielle Förderung der Festspiele von 100.000 Euro pro Jahr einzustellen, sollte Everding nicht entlassen werden. Ihren Standpunkt begründeten die Stiftungsmitglieder damit, dass es der Zweck ihrer Vereinigung sei, nur solche Projekte zu unterstützen, die den künstlerischen und pädagogischen Nachlass Orffs erhalten und sein geistiges und künstlerisches Erbe wahren und verbreiten. Genau dies fehlte ihnen aber bei den Orff-Festspielen in Andechs.

Marcus Everding selbst reagiert mit „Trauer und Bestürzung“ auf das Ende der Festspiele. Besonders leid tue es ihm um rund 150 Mitwirkenden. Der Konflikt zwischen Stiftung und Kloster war jedoch nicht neu. Bereits im Jahr 2014 hatte es Differenzen wegen Everdings Inszenierung von „Leonce und Lena“ gegeben. Der Stiftungsvorstand war damals der Meinung, Everding hätte die Grenzen der künstlerischen Freiheit überschritten. Doch Everding hätte keinerlei Kritik an seiner Umsetzung zugelassen.

Zudem hatte sich Stiftungsvorstand Wilfried Hiller wenig begeistert darüber gezeigt, dass Everding drei Jahre auf Orffs wohl bekanntestes Stück „Carmina Burana“ setzte. Auch davon, dass er für die Inszenierung von „Leonce und Lena“ Musik im Stile Carl Orffs in Auftrag gegeben hatte, ärgerte Hiller. Denn eigentlich seien Komponisten-Festspiele ja dazu da, um die Werke des namensgebenden Künstlers aufzuführen und so die Erinnerung an sein Schaffen aufrecht zu erhalten.

In der Spielzeit 2015 versuchte Everding noch, die Kritik von Wilfried Hiller zu parieren. Mit „Der Mond“ und „Astutuli“ brachte er im Sommer zwei Stücke mit originaler Orff-Musik auf den Heiligen Berg.

Eine neue Heimat für Carl Orff

Doch genutzt hat es ihm nichts. Die Stiftung befand, die Inszenierung sei zu frei und Everding habe sich Änderungen nicht, wie eigentlich vorgeschrieben, genehmigen lassen.

Nach dem wohl endgültigen Aus für die Festspiele ist nun das Gründerteam der Festspiele, Anselm Bilgri, Mark Mast und Hellmuth Matiasek, auf der Suche nach Unterstützung, damit die Festspiele doch noch weitergeführt werden können. Denn immerhin waren „Orff-in-Andechs“ die einzigen Festspiele, „die sich zentral dem Gesamtwerk des […] Komponisten Carl Orff gewidmet hatten“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Weiter heißt es, man appelliere „an den Freistaat Bayern, an die Landeshauptstadt München, an die Orff-Institutionen und an alle an der Pflege des Orff´schen Schaffens Interessierten“, das künstlerische Erbe des Komponisten durch die „Bereitstellung von Mitteln und Aufführungsräumen“ aufrechtzuerhalten. Man sei dankbar für jeden Austausch. Das Gründerteam fühle sich dafür verantwortlich, dass die, nach dem Streit von Andechs, heimatlose „Orff-Festspiel-Idee“, weitergeführt werden könne und die Werke von Carl Orff nicht in Vergessenheit geraten.

Carl Orff wurde 1895 in München geboren.

Er zählt zu bekanntesten Komponisten und Musikpädagogen des Landes und ist Ehrenbürger seiner Heimatstadt. Bekanntestes Werk ist die szenische Kantate „Carmina Burana“, die zu einem der populärsten Chorwerke des 20. Jahrhunderts wurde. Neben seiner kompositorischen Arbeit übernahm er auch Führungspositionen in verschiedenen musikalischen Einrichtungen. Er war von 1950 bis 1960 Leiter einer Meisterklasse an der Musikhochschule in München. 1961 folgte die Leitung des Orff-Instituts in Salzburg.

Grundlage seiner Arbeit bildete die Idee, das musikalisch-rhythmische Gefühl aus der Bewegung heraus zu entwickeln. Aus dieser Idee entwickelte er gemeinsam mit seiner Mitarbeiterin Gunild Keetman ein neues Modell für Musik- und Bewegungserziehung: das Orff-Schulwerk.

Orff starb 1982 in seiner Geburtsstadt. Sein Grab befindet sich in der „Schmerzhaften Kapelle“ in der Klosterkirche in Andechs.