Denkmal (1848) von Kaiser Karl IV. vor der St.-Franziskus-Kirche in Prag. (Foto: imago/imagebroker)
Landesausstellung 2016/17

Kooperationsvertrag besiegelt Startschuss

Die Vorbereitungen für die erste bayerisch-tschechische Landesausstellung anlässlich des 700. Geburtstags von Kaiser Karl IV. nehmen konkrete Züge an: Vertreter von vier Museen und Forschungseinrichtungen unterzeichneten am 19. August im Kinski-Palais in Prag einen gemeinsamen Kooperationsvertrag.

Kunst und Kultur hätten unter Karl IV. (1316-1378) eine „europäische Dimension“ erreicht, sagte Daniel Hess vom Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg bei der gestrigen Vertragsunterzeichnung für die bayerisch-tschechische Landesausstellung im kommenden Jahr. Dann soll bis 2017 Karl IV., Kaiser aus dem Haus der Luxemburger und böhmischer König, in vielfältigen Facetten gezeigt werden, betonte ergänzend Jiri Fajt, Leiter der Prager Nationalgalerie und ebenfalls Unterzeichner des Vertrags. Als frommer, gelehrter und weiser Herrscher habe Karl IV. seine ganz eigene Biografie geschrieben: So habe er, der auch als erster Herrscher gilt, der tatsächlich eine Autobiografie verfasste, Reliquien gesammelt und mit der Goldenen Bulle das „Grundgesetz“ des Heiligen Römischen Reiches verkündet, erläuterte Fajt weiter.

Neuer Blick auf facettenreichen Herrscher

Neben einem Exemplar der Goldenen Bulle werden Besucher der Landesausstellung daher auch Kunstwerke aus dem Prager Domschatz und bedeutende Handschriften, wie ein Lobgedicht zu Ehren Karls von Heinrich von Mügeln, zu sehen bekommen. Bedeutendste Leihgabe aber wird die originalgetreue Nachbildung der Reichskrone aus Aachen sein. Insgesamt will die bayerisch-tschechische Landesausstellung 2016/17 mit 150 hochrangigen Kunst­werken, Urkunden, kulturhistorischen und alltagsgegenständlichen Zeugnissen und medialen Inszenierungen einen neuen Blick auf den facettenreichen Herrscher Karl IV. und seine Zeit werfen, wie die Veranstalter betonen.

Veranstalter sind das Haus der Bayerischen Geschichte sowie die Nationalgalerie Prag, die in Zusammenarbeit mit dem Geistes­wissenschaftlichen Zentrum für Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas in Leipzig und dem Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg auch für das Konzept verantwortlich zeichnen. In Prag und in Nürnberg werden auch die Ausstellungsorte sein: von 14.05.2016 bis 25.09.2016 in der Wallenstein-Reithalle der Nationalgalerie Prag und von 20.10.2016 bis 05.03.2017 im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg. Die Schirmherrschaft wird von den Ministerpräsidenten beider Länder übernommen.

Kaiser mit diplomatischem Kalkül und Geschick

Grund dafür, die Landesausstellung erstmalig grenzübergreifend, bayerisch-tschechisch, zu veranstalten, ist der 700. Geburtstag Karls IV. im kommenden Jahr. Karl war als Sohn von Johann von Luxemburg und Elisabeth von Böhmen eine wichtige Figur im politischen Spiel der damaligen Zeit. Als Gegenkönig des Wittelsbachers Ludwig der Bayer konnte Karl die Unterstützung des Papstes gewinnen und damit den Kampf um die römisch-deutsche Krone. Seine Krönung 1355 in Rom bedeutete die Er­neuerung des Kaisertums im Heiligen Römischen Reich. Mit der Goldenen Bulle schaffte er 1356 zudem ein epo­chales Werk: Sie wurde zu einer Art Reichsgrundgesetz und regelte für viereinhalb Jahrhunderte die Wahl des Römischen Königs durch die Kurfürsten.

Als Kaiser stützte er sich zudem weniger auf militärische Gewalt als auf Diplomatie sowie auf erhebliche Geldsummen, mit denen er die Zustimmung der Kurfürsten erkaufte. Die reichen Silbervorkommen Böhmens, die Förderung des Handels sowie die effiziente Verwaltung und Nutzung seiner Territorien ermöglichten den Erfolg dieses politischen Handelns. Daneben betrieb er geschickte Heiratspolitik: Bei seinen vier Ehen ebenso wie bei der Ver­heiratung seiner Kinder spielte die Mehrung seiner Hausmacht stets die wichtigste Rolle. So bildete die Mitgift der Wittelsbacherin Anna von der Pfalz die Grundlage für Karls „Neuböhmen“ in der Oberpfalz. Aber auch die freie Reichsstadt Nürnberg, sein zweithäu­figster Aufenthaltsort nach Prag, förderte Karl erheblich durch Stiftungen.