Rüdiger Joswig als Oberon und Michael Kargus als Puck bei der Premiere von Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ bei den diesjährigen Jubiläums-Luisenburg-Festspielen. (Foto: Luisenburg-Festspiele / Florian Miedl)
Luisenburg-Festspiele

Eineinviertel Jahrhunderte alt

In Vertretung von Ministerpräsident Horst Seehofer hat Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml die beliebten alljährlichen Luisenburg-Festspiele in Wunsiedel eröffnet. Diese feiern heuer ein großes Jubiläum: Es sind die 125. Festspiele seit ihrer Gründung 1890.

Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml bezeichnete die Luisenburg-Festspiele in Wunsiedel als einen kulturellen Höhepunkt im Freistaat, als sie am Freitag als Vertreterin der Bayerischen Staatsregierung den Startschuss für die insgesamt 125. Auflage gab. Anlässlich des diesjährigen Jubiläums würdigte die Staatsministerin im Namen des bayerischen Ministerpräsidenten: „125 Jahre Luisenburg-Festspiele – kaum eine Veranstaltung hat eine so lange und gute Tradition. Die Festspiele sind weit über Oberfranken hinaus geschätzt.“

Und: „Die Luisenburg-Festspiele ziehen jedes Jahr ein großes Publikum nach Wunsiedel. Sie sind mit einem vielseitigen Programm und einer Auslastung von fast 100% ein überregional bekanntes kulturelles Ereignis. Mit diesem wunderschönen Theater verbinden viele Besucher unvergessliche Erinnerungen“, so die oberfränkische Ministerin, die diese Erinnerungen mit vielen Besuchern zu teilen weiß: „Mich hat schon als Kind diese Naturbühne beeindruckt. Und auch heute noch wird dieses Luisenburg-Gefühl wach.“

Huml freute sich zudem, im Namen des Freistaats sagen zu können: „In Bayern unterstützen wir unsere Kunstschaffenden, wo wir können. Allein für die Luisenburg-Festspiele nehmen wir jährlich rund eine halbe Million Euro in die Hand. Auch in Zukunft wird der Freistaat als starker Partner an der Seite der Künste stehen.“

Vielfältiges, starbesetztes Jubiläumsprogramm

Für die Jubiläums-Festspiele hat sich die Stadt Wunsiedel ein besonderes Programm ausgedacht. „Unseren Geburtstag wollen wir natürlich gebührend bejubeln“, sagt der Schauspieler Michael Lerchenberg, der seit 2004 Intendant der Festspiele ist. Dementsprechend habe die Jubiläumsspielzeit „lauter Hochkaräter im Programm“ wie das Musical „Cabaret“ mit dem deutschen Musical-Star Anna Montanaro. Nach 16 Jahren ist unter der Festspiel-Rubrik „Klassiker“ auch wieder Shakespeares „Sommernachtstraum“ auf der Luisenburg zu sehen. Inszeniert wird das Stück von Intendant Lerchenberg; mit dabei sind auch bekannte Schauspieler wie Claudia Wenzel und Rüdiger Joswig und auch der als Anführer der „Altneihauser Feierwehrkapelln“ bekannte Norbert Neugirg. Das Volksstück der Festspiele ist dieses Jahr der Klassiker unter den bayerischen Volksstücken schlechthin: „Der Brandner Kaspar und das ewig Leben“ nach Franz von Kobell. Als Operette zeigen die Festspiele dieses Jahr Fred Raymonds „Maske in Blau“ und als Oper Guiseppe Verdis „Maskenball“. Außerdem gibt es Konzerte der japanischen Yamato-Drummers, der oberbayerischen Blasmusik-Gruppe „LaBrassBanda“ sowie der niederbayerischen Band „Haindling“. Konstantin Wecker wird mit seinem Programm „40 Jahre Wahnsinn“ ebenso vertreten sein wie Gerd Lohmeyer und Billie Zöckler in dem „LuisenburgXtra“-Schauspiel „Es gibt keine Sünde im Süden des Herzens“. Das diesjährige Gute-Laune-Familien-Theaterstück, das bereits seit über einem Monat zu sehen ist, heißt „Der kleine Wikinger“.

Darüber hinaus stehen im Jubiläumsjahr Szenen aus dem Bergfestspiel „Die Losburg“, ein Autogrammtisch und die alljährliche Versteigerung von Dekorationsteilen auf dem Programm. Eine „Saal“-Wette gibt es ebenfalls: Wenn mehr als 30 Besucher als Wikinger verkleidet kommen, hat Michael Lerchenberg die Wette verloren und muss das Ende der Moderation in seiner Paraderolle als Boandlkramer übernehmen.

Aus Anlass des Jubiläums zeigt die Stadt zudem im Fichtelgebirgsmuseum und in der Fichtelgebirgshalle die dreiteilige Ausstellung „Theaterwunder Luisenburg“ mit den drei inhaltlichen Schwerpunkten „Die Losburg“ – Anfänge der Festspiele (21.5.-31.7.), „Ein Sommernachtstraum: Die Luisenburg als Shakespeare-Bühne“ (30.6.-17.8.) und „Das Volkstheater auf der Luisenburg“ (27.6.-25.10.).

„Der kleine Wikinger“ begeistert schon seit 21. Mai

Mit seiner bereits am 21. Mai gefeierten Premiere ließ das Familien-Theaterstück vorab schon den Erfolg der Festspiele 2015 erahnen. Zumindest „Der kleine Wikinger“ hat schon viele Zuschauer erreicht. Eva Toffol, die schon 2004 und 2005 für die Luisenburg Familienstücke schrieb, hatte das Stück für die Jubiläumsspielzeit verfasst – und modifiziert:

Die Wikinger des Stücks sind keine dumpfen Suffköpfe oder blutrünstigen Kampfmaschinen, sondern Menschen, die in einer gefahrvollen Welt ums Überleben kämpfen: Aaki, der Held der Geschichte, der Sohn von König Ragnar, ist ein mutiger Junge, der aber seine Probleme mit der Gewalt der Erwachsenenwelt hat. Neben seiner Mutter Estrid, einer starken emanzipierten Wikinger-Frau, findet er Halt bei seiner Freundin Aysha, einem geraubten Sklavenmädchen, und natürlich bei seinem geliebten Großvater Leif Erikson. Einst ein gefeierter Seefahrer und der Entdecker Amerikas bringt Opa Erikson nunmehr mit seiner Altersdemenz den Ragnar-Clan ganz schön durcheinander, was zu einigen komischen, aber auch berührenden Momenten führt.

Die Titelrolle von Aaki, dem kleinen Wikinger, spielt „Rosenmüller-Schauspieler“ Ferdinand Schmidt-Modrow, der schon 2011 als Pumuckl auf der Luisenburg über 40.000 Besucher begeisterte. Der unter anderem mit dem Bayerischen Theaterpreis ausgezeichnete, feine Charakterdarsteller Gerd Lohmeyer, seit vielen Spielzeiten ein Publikumsliebling auf der Luisenburg, spielt den Großvater. Die aufwendigen Kostüme entwarf die Hamburgerin Mareile von Stritzky, und Jörg Brombacher, seit 2008 Bühnenbildner auf der Luisenburg, baute Wikinger-Schiff und -Dorf. Für die passende Kulisse sorgte die Natur.

Seit 125 Jahren Theater zwischen Felsen

Seit 125 Jahren gibt es die Festspiele zwischen den Felsen des größten Felsenlabyrinths Europas nahe der Stadt Wunsiedel im Fichtelgebirge. „Wir sind somit tatsächlich die ältesten Open-Air-Spiele der Neuzeit im deutschsprachigen Raum, aber inzwischen auch die erfolgreichsten und größten“, verkündet Lerchenberg stolz und spricht von einem „oft kopierten Markenzeichen des Fichtelgebirges“.

Begonnen hatte alles 1557 mit dem „Comödiespielen“ der Wunsiedler Lateinschüler in dem Felsenlabyrinth, das sich daraufhin als Spielstätte für Schüleraufführungen etablierte und von 1790 bis 1820 erschlossen wurde. Später fanden dort vielerlei Aufführungen statt, unter anderem anlässlich des Besuchs der preußischen Königin Luise, woraufhin die Los- beziehungsweise Luxburg in Luisenburg umbenannt wurde. Aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums der Erschließung des Labyrinths verfasste der Lehrer Ludwig Hacker 1890 das „Losburg-Festspiel“, das den Beginn der heutigen Festspiel-Tradition markiert. Zunächst noch von Laienschauspielern getragen, wurden nach und nach auch professionelle Schauspieler für die Spiele engagiert.

Parallel zu der Weiterentwicklung der Luisenburg-Festspiele wurde die Spielstätte erweitert: Die letzte große Veränderung war die Erweiterung des Zuschauerraums auf 1.874 Plätze sowie der Um- und Neubau der Betriebsgebäude in den Jahren 2010 bis 2013. Die Baumaßnahmen waren notwendig geworden, nachdem die Zuschauer immer mehr und die Aufführungstechnik immer anspruchsvoller geworden waren. 2010 knackten die Festspiele erstmals die Marke von 150.000 Zuschauern; bislang unübertroffener Rekord ist das Jahr 2011 mit 151.239 Zuschauern.

125. Luisenburg-Festspiele Wunsiedel:

Die Festspiele gehen von Ende Juni bis Ende August 2015.

Weitere Informationen unter: www.luisenburg-aktuell.de.