Gruppenfoto von den Schauspielern der Agnes-Bernauer-Festspiele vor vier Jahren. (Foto: Agnes Bernauer Festspielverein e.V. / Ulli Scharrer)
Agnes-Bernauer-Spiele

Die Liebe in der Donau ertränkt

Es ist eine Liebesgeschichte mit tragischem Ende: Vor über 500 Jahren heiratete der Wittelsbacher Thronfolger Albrecht III. die Bürgerliche Agnes Bernauer – über jegliche Standesgrenzen hinweg und gegen den Willen seines Vaters, der daraufhin die Baderstochter in Straubing in der Donau ertränken ließ. Rund 200 Darsteller machen ab 19. Juni diese Geschichte wieder erlebbar.

Adelshochzeiten, besonders jene über Standesgrenzen hinweg, begeistern die Menschen, vermutlich weil sie ihnen Bilder einer perfekten Inszenierung von Liebesglück bieten. Jüngstes Beispiel: die Hochzeit des Schweden-Prinzen Carl Philip mit dem früheren TV-Sternchen Sofia Hellqvist, „einer aus dem Volk“ sozusagen. Noch mehr Aufmerksamkeit erregte vor vier Jahren die Traumhochzeit von Prinz William und Kate Middleton, mit der nun erstmals in der jüngeren Geschichte der britischen Monarchie eine Bürgerliche eines Tages das Königshaus vertreten wird.

Vor über 500 Jahren gab es derlei Hochzeiten auch schon: Albrecht III., Thronfolger des Wittelsbacher Herzogtums Bayern-München-Straubing, heiratete – allerdings heimlich – seine bürgerliche Geliebte, die Augsburger Baderstochter Agnes Bernauer. Die Folgen sind bekannt: Vater Herzog Ernst sah mit der unstandesgemäßen Verbindung seine Thronnachfolge in seiner durch Adel legitimierten Herrschaft gefährdet und ließ die „Bernauerin“ kurzerhand in der Donau zu Straubing ertränken.

Liebesgeschichte bewegt die Menschen

Bis heute bewegt die Liebesgeschichte viele Menschen und so wird das menschliche Drama als schauspielerisches Stück seit 1935 alle vier Jahre auf der Freilichtbühne im Hof des Herzogsschlosses in Straubing aufgeführt. Heuer, am 19. Juni, ist es wieder soweit: Die Agnes-Bernauer-Festspiele feiern wieder Premiere und werden bis 19. Juli die historische Tragödie lebendig werden lassen und die Zuschauer gleichzeitig auf eine Zeitreise ins Mittelalter mit höfischen Festen und hoher Politik entführen. Fast 200 Bürger aus Straubing und Umgebung stellen dabei in prachtvollen historischen Kostümen ein Stück Straubinger Hof- und Stadtgeschichte aus den Jahren 1432 bis 1435 nach. Autor des Stückes ist Johannes Reitmeier, Regie führt Alfred G. Jurgasch, der gleichzeitig 2. Vorsitzender des Agnes-Bernauer-Festspielvereins e.V. ist.

Auch für heuer hat Jurgasch wieder einige Neuerungen beim Schauspiel versprochen: So ist das Bühnenbild dieses Mal offener und schnörkelloser gestaltet und gibt somit den Blick auf das Schloss frei, das dadurch als Kulisse in den Vordergrund rückt. Außerdem ist beim Text „wohltuend gekürzt worden“, sagt Andreas Wiedermann, der Jurgasch dramaturgisch beriet. Dies gehe aber nicht zu Lasten der Details, die für Jurgasch nach eigenem Bekunden sehr wichtig sind und sich bei den Proben bereits in Kleinigkeiten wie den sich stark vermehrenden blutroten Handschuhen oder einem Totenkopf-Requisit, das lange im Fundus versteckt war, bemerkbar gemacht haben.

Was aber auch heuer wieder gleich ist, ist die hohe Motivation der Laiendarsteller. Beim Festspiel mitzumachen, habe regelrecht „Suchtpotential“, sagen viele der rund 200 Teilnehmer, die daher auch heuer „Wiederholungstäter“ sind. Wiederholen werden sie dieses Jahr insgesamt 19 Mal die historische Liebesgeschichte, die durch das Schloss und die Mordtat unweigerlich mit dem Namen ihrer Stadt verbunden ist. Begleitend zu den Festspielen bietet daher auch das Amt für Tourismus historische Stadtführungen an, mit denen sich die Besucher bereits nachmittags auf die Vorstellungen am Abend einstimmen können.

Agnes-Bernauer-Festspiele 2015:

Die Aufführungen der Agnes-Bernauer-Festspiele in Straubing finden vom 19. Juni bis 19.Juli jeweils freitags, samstags, sonntags und mittwochs ab 20.30 Uhr im Herzogsschloss statt.

Weitere Informationen unter: www.agnes-bernauer-festspiele.de.

(obx/dia)