Großer Presserummel bei der Eröffnung des bayerisch-tschechischen Landesausstellung über Karl IV. in Nürnberg: Der tschechsiche Ministerpräsident Bohuslav Sobotka (M.) und sein bayerischer Amtskollege Horst Seehofer. (Foto: Wolfram Göll)
Bayern und Böhmen

Landesausstellung als Schritt zur Aussöhnung

Unter großer Beteiligung von Prominenz aus Politik, Kultur und Kirchen haben Ministerpräsident Seehofer und sein tschechischer Amtskollege Sobotka die Bayerisch-Tschechische Landesausstellung zum 700. Geburtstag Kaiser Karls IV. in Nürnberg eröffnet. Alle Redner würdigten die Ausstellung als Meilenstein der Versöhnung zwischen Bayern und der Tschechischen Republik.

Begleitet von viel Prominenz aus Politik, Kultur und Kirchen sowie mit einem gewaltigen Medieninteresse haben Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und sein tschechischer Amtskollege Bohuslav Sobotka (CSSD) die Bayerisch-Tschechische Landesausstellung zum 700. Geburtstag Kaiser Karls IV. in Nürnberg eröffnet. Die Schau war in ähnlicher Weise bereits in Prag zu sehen gewesen und stellt nach Meinung aller Redner einen Meilenstein der guten Beziehungen beider Länder sowie der Aussöhnung der beiden Völker dar.

Bis zum 5. März 2017 sind im Germanischen Nationalmuseum nun rund 180 seltene Gemälde, Statuen, Ikonen und Reliquien rund um den Kaiser und seine Zeit zu sehen (der Bayernkurier berichtete). Darunter sind noch nie gezeigte Leihgaben von Museen aus ganz Europa und den USA.

Starkes Symbol für gewachsene Freundschaft

Seehofer würdigte die Landesausstellung als „weiteren Meilenstein in den guten Beziehungen zwischen Bayern und Böhmen“ und als „starkes Symbol für die gewachsene Freundschaft zwischen unseren Nachbarländern“. Die grenzüberschreitende Landesausstellung bringe Bayern und die Tschechische Republik noch enger zusammen. Seehofer wörtlich: „Unsere Landesausstellung ist gelebte Völkerverständigung und trägt dazu bei, ein festes Band der Freundschaft zwischen unseren Völkern zu knüpfen.“

Kaiser Karl IV. nannte Seehofer einen „großen Brückenbauer zwischen Böhmen und Bayern“, sein Vermächtnis sei die Zusammenarbeit und das Miteinander über Landesgrenzen hinweg. Seehofer: „Damit die bayerisch-tschechische Freundschaft auch in Zukunft wächst und gedeiht, wollen wir den Weg der Zusammenarbeit und der gegenseitigen Wertschätzung gemeinsam weitergehen.“

Kaiser Karl IV. als Vorbild für friedliche Politik

Der tschechische Premierminister Sobotka betonte, Karl IV. könne heute als Vorbild friedlicher Herrschaft dienen: „Er gab der Diplomatie den Vorzug vor dem Krieg und dem Recht den Vorzug vor dem Militär“, sagte Sobotka. Dennoch sei er vor allem im 19. Jahrhundert als Grundlage für Nationalismus und Projektionsfläche für nationale Stereotype missbraucht worden. „Diese Sicht weicht heute zum Glück dem Bild des Kaisers als großer Europäer, das dem heutigen Stand der Forschung entspricht.“

Er sei nicht so naiv zu glauben, dass eine einzige gemeinsame Landesausstellung genüge, die nationalen Stereotypen zwischen Deutschen und Tschechen auszurotten, so Sobotka. Aber umso mehr hoffe er, dass die Ausstellung ein wichtiger Schritt in diese Richtung sein werde. Nicht zuletzt, dass Kaiser Karl IV. neben den üblichen Hofsprachen Latein, Französisch und Deutsch auch Tschechisch und Italienisch gesprochen habe, mache ihn zu einem der größten Europäer überhaupt.

Würdigung als großer Brückenbauer

Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) würdigte Kaiser Karl IV. als den Stifter der Goldenen Bulle von 1356, deren Bestimmungen mit Wahl des Königs duch die sieben Kurfürsten als Reichs-Grundgesetz bis 1806 Bestand hatten. „Karl IV. hat sich“, so Minister Spaenle, „in seiner Diplomatie, seiner Familienpolitik wie auch im Ausbau seiner Landesherrschaft als Brückenbauer zwischen Böhmen und dem Heiligen Römischen Reich erwiesen.“

Nürnberg und Prag – beide auf der Goldenen Straße – spielten dabei eine zentrale Rolle. Politisch habe er an seinem Amtsvorgänger Ludwig dem Bayern angeknüpft und dessen politische Weichenstellung mit der Goldenen Bulle von 1356, diesem Dokument der Verfassungsgeschichte des Hl. Römischen Reichs, für sich reklamiert. Zu den düsteren Kapiteln seiner Herrschaft zähle, dass er beispielsweise 1349 in Nürnberg die Judenpogrome gestattete, rundete Minister Spaenle die Bewertung Karls IV. ab.