Das Stadion am Würzburger Dallenberg, in dem die Kickers in die Zweite Bundesliga aufgestiegen sind, bedarf dringend einer Modernisierung. (Foto: Sportfoto Rudel/Imago)
Zweite Bundesliga

Würzburg beteiligt sich an Stadion-Gesellschaft

Der Würzburger Stadtrat hat beschlossen, dass die Stadt sich mit sieben Millionen Euro an einer Stadiongesellschaft beteiligt, die das Stadion am Dallenberg erstligatauglich ausbauen soll. Die Stadt will maximal 49 Prozent an der Gesellschaft halten, den Rest trägt der Zeitligaverein Würzburger Kickers und private Investoren. Die CSU-Fraktion betrachtet den Beschluss als großen Erfolg.

Die Stadt Würzburg wird sich über eine Stadiongesellschaft mit maximal sieben Millionen Euro an der Erweiterung des Stadions am Dallenberg beteiligen, in dem die Zweitliga-Profis der Würzburger Kickers spielen. Das hat der Stadtrat nach langer Debatte mit deutlicher Mehrheit von 38:7 Stimmen beschlossen. Die CSU-Fraktion stimmte geschlossen zu, die Nein-Stimmen kamen aus den Reihen der SPD, der Grünen, der ÖDP und der Linkspartei. Die noch zu gründende Stadiongesellschaft soll die Investitionen in das Stadion übernehmen, um dieses erstligatauglich zu machen. Dafür sind rund 15 Millionen Euro notwendig, von denen der Verein etwa ein Drittel bereits getätigt hat. Die Stadt will ihren Anteil von sieben Millionen in Jahresraten in Höhe von je rund 300.000 Euro entrichten.

Die Beteiligung an einer Stadiongesellschaft ist für uns eine Frage der Wirtschaftsförderung.

Christine Bötsch

Die Würzburger CSU freute sich über das klare Votum pro Stadiongesellschaft. „Die Beteiligung an einer Stadiongesellschaft ist für uns eine Frage der Wirtschaftsförderung“, betonte CSU-Fraktionschefin Christine Bötsch gegenüber dem Bayernkurier. „Jedes Spiel in der Zweiten Bundesliga ist Marketing für die Stadt und unterstützt die heimische Wirtschaft, unter anderem Handel und Gastronomie. Deshalb sind die Chancen größer als die Risiken“, war Christine Bötsch sich sicher.

Signalwirkung für die ganze Region

Doch da es sich bei den bis zu sieben Millionen Euro Investitionssumme um Geld der Bürger handele, müsse die Stadt die Risiken durchaus im Blick behalten, räumte die CSU-Fraktionsvorsitzende ein: „Die Risiken gilt es in den konkreten Verträgen für die Stadt so niedrig wie möglich zu halten.“ Auch für die ganze Region habe die Stadtrats-Entscheidung Signalwert, betonte Bötsch: „Die in der unmittelbaren Region größte Sportstätte unterstreicht zugleich unsere Bedeutung als Sportstadt mit den S.Oliver Baskets, Rimparer Wölfen und vielen mehr. Deshalb begleiten wir als Würzburger CSU die Würzburger Kickers schon lange mit Anerkennung für deren großartiges Engagement.“

Eine Woche zuvor hatte bereits der Hauptausschuss des Stadtrats einstimmig dem Konzept einer Stadiongesellschaft zugestimmt, das Kämmerer Robert Scheller vorgelegt hatte. Das Konzept sieht vor, dass die Stadt bis zu sieben Millionen Euro in das Stadion steckt, verteilt über die nächsten 15 bis 20 Jahre. Die Gelder sollen einer Stadiongesellschaft zufließen, der das Stadion gehören und die Ausbau und Unterhalt bezahlen soll. Nach Angaben des Vereins sind für den Ausbau 15 Millionen notwendig. Fünf Millionen davon hätten die Kickers bereits investiert.

Andere Vereine, Breitensport und Konzerte sollen Platz finden

Die Stadt will maximal 49 Prozent der Stadiongesellschaft halten. Die übrigen Anteile sollen die Kickers und private Investoren übernehmen. Die Gesellschaft soll das Stadion dann an einen Betreiber verpachten, an den die Kickers für die Nutzung durch den Profisport „Marktpreise“ zahlen sollen, heißt es in der Beschlussvorlage. Auch soll gewährleistet sein, dass auch andere Nutzer ins Stadion können, zum Beispiel andere Vereine, Breitensport-Veranstaltungen und Musikkonzerte.

Die in der unmittelbaren Region größte Sportstätte unterstreicht zugleich unsere Bedeutung als Sportstadt.

Christine Bötsch

Nach dem Vorschlag der Kämmerei würde sich die Stadt mit maximal sieben Millionen Euro beteiligen. Das Geld würde als jährliche Kapitalanlage in die Gesellschaft fließen – in Höhe von etwa 300.000 Euro über einen Zeitraum von bis zu 20 Jahren. Auch der Grund, auf dem das Stadion in Erbpacht gebaut ist, wäre ein Teil des Sieben-Millionen-Euro-Pakets: den Grund müsste die Stadt von der Trinkwasser Würzburg GmbH ablösen, einem städtischen Tochterunternehmen.

Verpachtung soll Investitionen hereinholen

Die Stadiongesellschaft will das Stadion am Dallenberg an einen Stadionbetreiber verpachten. Diese Pachteinnahmen sollen die Ausgaben soweit wie möglich refinanzieren. Sollten die Kickers aber in untere Spielklassen absteigen, könnte es in diesem Punkt Probleme geben: Wie Würzburgs Kämmerer Robert Scheller in der Würzburger Mainpost sagte, sind Defizite nicht ausgeschlossen.

Da es sich bei der städtischen Beteiligung um öffentliche Gelder handelt, die in den Profisport fließen, solle das Stadion zukünftig auch Dritten zur Verfügung stehen. Denkbar seien Verwendungen durch andere Vereine, Verpachtungen für Konzerte, Sportfeste des Breitensports oder andere Großveranstaltungen.

Kickers sind sehr zufrieden

Auch der frischgebackene Zweitligist Würzburger Kickers zeigte sich sehr zufrieden mit der Entscheidung. Daniel Sauer, Vorstandsvorsitzender der Profiabteilung Kickers AG, unterstrich in der Main-Post, das Modell Stadiongesellschaft sei aktuell der einzige gangbare Weg und drückte gleichzeitig die Hoffnung aus, dass dies zur Nachhaltigkeit des Profifußball-Projektes in Würzburg beitrage. Da spielten Zuschüsse, Einlagen und Laufzeiten eine Rolle.

„Grundsätzlich begrüßen wir die Initiative des Oberbürgermeisters und sehen auch, dass sich der Stadtrat mit dem Thema ,Profifußball‘ in Würzburg ausgiebig auseinandersetzt“, sagte Sauer – nicht ohne anzumerken, dass andere Standorte den Fußball noch intensiver unterstützen. So hat bekanntlich die Stadt Regensburg für 55 Millionen Euro ein komplett neues Stadion auf der „Papst-Wiese“ neben der Autobahn A3 gebaut.

Standort Dallenberg noch nicht sicher

Ob das neue Stadion dauerhaft am Standort Dallenberg bleibt, kann der Kickers-Vereinschef Michael Schlagbauer noch nicht sagen. Derzeit würden im Rahmen eines „Masterplans“ auch noch andere Standorte untersucht. „Aktuell ist es unser Bestreben, den Traditionsstandort zu halten. Welche Erkenntnisse die Untersuchungen durch die Experten ergeben, wissen wir noch nicht“, erklärt Schlagbauer in der Main-Post.

Der Vereinsvorsitzende konterte gleichzeitig die gelegentlich geäußerte Kritik, die Kickers würden ständig von der Stadt subventioniert. Außer einer halben Million Euro an Investitionszuschüssen, die der Stadtrat in den vergangenen Jahren beschloss, habe man seit 2000 keine weiteren Zuschüsse erhalten. Im übrigen zahle gerade der Profibereich mehr an Gebühren an die Kommune als die Stadt umgekehrt dem Verein an Zuschüssen zukommen lasse. Zu den Gebühren gehörten insbesondere die Parkplatzmiete sowie ein ÖPNV-Entgelt an die Eigenbetriebe der Stadt.

(BK/Main-Post/BR/wog)