Forschungs-Staatssekretär Stefan Müller (CSU) bei seiner Festrede auf dem Humboldt-Forum in Goldkronach. (Foto: Fuchs/Büro Koschyk/fkn)
Alexander von Humboldt

Universalgelehrter hinterließ Spuren in Oberfranken

Der weltbekannte Universalgelehrte Alexander von Humboldt hat sich vor seinen ausgedehnten Forschungsreisen drei Jahre, von 1792 bis 1795, im Markgrafentum Bayreuth aufgehalten. Das vom Bayreuther CSU-Abgeordneten Hartmut Koschyk mitgegründete Humboldt-Forum Goldkronach hatte heuer Forschungs-Staatssekretär Stefan Müller zur Festrede beim jährlichen Humboldt-Tag geladen.

Der Universalgelehrte Alexander von Humboldt ist präsenter und aktueller denn je – und ein großes Vorbild für die moderne Wissenschaft. Das hat der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesforschungsministerium, Stefan Müller (CSU) beim Humboldt-Tag im oberfränkischen Goldkronach (Landkreis Bayreuth) betont. In seiner Rede in der evangelischen Stadtkirche nannte Müller Humboldt einen Vordenker, der auch im 21. Jahrhundert beeindrucke – zum Beispiel in Sachen Interdisziplinarität.

So habe Humboldt etwa zu seiner Russlandreise Mediziner genauso eingeladen wie Mineralogen oder Zoologen. Humboldt sei eben ein „begnadeter Netzwerker“ gewesen – und solche brauche man heute wieder, betonte Stefan Müller, damit Innovationen auch den Weg in die Unternehmen finden. Der Staatssekretär kündigte dabei eine Innovationsinitiative der Bundesregierung an, die sämtliche Disziplinen ansprechen und die Hochschulen als Impulsgeber unterstützen soll. „Da ist dem Denken keine Grenze gesetzt.“

Humboldt lebte von 1792 bis 1795 in Oberfranken

Alljährlich um Humboldts Geburtstag herum, den 14. September, erinnert das Alexander-von-Humboldt-Kulturforum Schloss Goldkronach an den großen Naturforscher, der von 1792 bis 1795 rund drei Jahre seines Lebens im Fichtelgebirge und im Frankenwald verbrachte und längere Zeit in Goldkronach seine Wirkungsstätte hatte. Diesmal jährte sich der Geburtstag Alexander von Humboldts zum 247. Mal.

In Goldkronach bin ich glücklicher, als ich es je wagen durfte zu glauben.

Alexander von Humboldt, Universalgelehrter (1769-1859)

„Unser Ziel ist es, an das weltbekannte Universalgenie Alexander von Humboldt zu erinnern“, betonte der Bayreuther CSU-Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk. „Wäre Alexander von Humboldt in unsere Zeit hineingeboren, wäre er längst Wissenschaftsminister“, mutmaßte der Abgeordnete, der zu den Gründungsmitgliedern und Initiatoren des Kulturforums gehört.

„In Goldkronach bin ich glücklicher, als ich es je wagen durfte zu glauben“, zitierte Koschyk den Universalgelehrten mit weltweiter Ausstrahlung. Ziel des Kulturforums sei es außerdem, ein Humboldt-Bewusstsein in der Region zu schaffen, der nicht nur in Goldkronach, sondern auch an anderen Orten in Oberfranken wie Naila, Bad Steben und Arzberg seine Spuren hinterlassen hatte.

Humboldt auch Vorbild für Forschungs-Internationalisierung

Forschungs-Staatssekretär Müller betonte, ebenso sei Alexander von Humboldt ein Vordenker in Sachen Internationalisierung gewesen. Auch das sei heute wieder ein politisches Ziel, die Internationalisierung an den Hochschulen weiter voranzutreiben. Schon heute lehrten und forschten rund 85.000 ausländische Wissenschaftler pro Jahr in Deutschland, im Gegenzug arbeiteten rund 43.000 deutsche Wissenschaftler im Ausland. Die Zahl der ausländischen Studenten an deutschen Hochschulen bezifferte Müller auf etwa 320.000.

Oberfranken habe seine Gedanken und seine Forschung offensichtlich beflügelt, so Müller weiter. Er zitierte aus alten Briefen Humboldts folgendes Lob auf das heutige Bad Steben:

Steben hat so einen wesentlichen Einfluss auf meine Denkart gehabt, ich habe so große Pläne dort geschmiedet, mich dort so meinen Gefühlen überlassen.

Nach Auffassung von renommierten Humboldt-Forschern haben die fränkischen Jahre Alexander von Humboldt entscheidend geprägt, sagte Müller weiter. Hier habe er seine berufliche Gesellenzeit verbracht und die Grundlagen für sein Wirken als Forschungsreisender und universaler Wissenschaftler gelegt.

Hinweistafel wird an A9 aufgestellt

Goldkronachs Bürgermeister Holger Bär bedauerte zwar, dass es in seiner Gemeinde noch immer keine Humboldt-Straße gebe („daran kann man sicher noch arbeiten“), wohl aber eine Schule, eine Apotheke, einen Landgasthof und eine Rose an vielen Plätzen der Stadt, die nach Humboldt benannt sind. Für die Zukunft sei ein Humboldt-Zentrum geplant, das weit in die Region hinausstrahlen soll. Außerdem soll ein touristisches Hinweisschild entlang der Bundesautobahn A9 auf Goldkronach und Alexander von Humboldt hinweisen.

Im Gegensatz zu Goldkronach gebe es beispielsweise in Argentinien bereits in jeder Stadt eine „Plaza Humboldt“, sagte der Kanzler der Universität Bayreuth Markus Zanner – und das, obwohl Humboldt bei seiner berühmten Forschungsreise durch Süd- und Mittelamerika in den Jahren 1799 bis 1804 quer durch die heutigen Staaten Venezuela, Kuba, Kolumbien, Ecuador und Mexiko kam, nicht aber durch Argentinien. Immerhin, so Zanner: Auch die Universität Bayreuth sei eine gefühlte Humboldt-Universität, auch wenn sie diesen Namen nicht offiziell tragen dürfe.

Humboldt sollte in Oberfranken den Bergbau wiederbeleben

Humboldt, der zuvor Bergwesen, Mineralogie und Geologie studiert hatte, war 1792 auf Anweisung des preußischen Ministers von Heinitz in die damals gerade preußisch gewordenen Fürstentümer Ansbach und Bayreuth gekommen. Seine Aufgabe sollte es unter anderem sein, den Zustand des hiesigen Bergbaus zu untersuchen und bereits stillgelegte Bergbauanlagen wieder zu beleben.

Dabei schaffte er es nicht nur, die Arbeitsbedingungen unter Tage erträglicher zu gestalten, sondern gründete auch eine Berufsschule für Bergleute. Die Erfindung eines Atemgerätes zur Rettung verunglückter Bergleute sowie einer Sicherheitslampe zeigen, wie grenzenlos sein Entdeckergeist war.

(Fuchs/Büro Koschyk/wog)