„...ins Land der Franken fahren". Zum Abschluss des Festaktes zum „Tag der Franken“ schmetterten alle Anwesenden das Frankenlied (v.r.): Bundestagsabgeordneter Hans-Peter Friedrich, Bezirkstagspräsident Günter Denzler mit Ehefrau, Ministerpräsident Horst Seehofer mit Ehefrau, Landtagspräsidentin Barbara Stamm und Gesundheitsministerin Melanie Huml. (Foto: Bezirk Oberfranken, Christian Porsch)
Tag der Franken 2016

Franken ist ein Glücksfall für Bayern

Der elfte „Tag der Franken“ hat den fränkischen Ideenreichtum und Erfindergeist in den Mittelpunkt gestellt. Beim zentralen Festakt in Hof mahnte Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer den Zusammenhalt innerhalb Bayerns, Deutschlands und Europas an. Er lobte die Tatsache, dass Franken den Freistaat Bayern ganz außerordentlich bereichere.

Beim „Tag der Franken“ hat Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer Zusammenhalt in Bayern, Deutschland und Europa angemahnt. „Regionales Selbstbewusstsein und Weltoffenheit sind kein Widerspruch“, erklärte Seehofer anlässlich eines Festakts im oberfränkischen Hof auch mit Blick auf das Brexit-Votum der Briten.

Ideenvielfalt, Innovationskraft und Zukunftspotenzial, all das macht ein patentes Franken aus.

Horst Seehofer

Franken bereichere in seiner Vielfalt den Freistaat und leiste einen wichtigen Beitrag zum Exporterfolg Bayerns, betonte der Ministerpräsident. „Ideenvielfalt, Innovationskraft und Zukunftspotenzial, all das macht ein patentes Franken aus“, so Seehofer. Beide Stämme seien nicht nur einzigartig, sondern stünden in Deutschland wie auch in Europa ganz oben.

„Heute ist ein Festtag nicht nur für Franken, sondern für ganz Bayern“, betonte Seehofer in seiner Rede, verbunden mit der Gratulation für die Organisatoren. Der Tag der Franken lebe und sei lebendig. Bayern brauche Franken und die fränkische Innovationskraft. „Ohne Franken gäbe es kein Bayern“, fasste Seehofer zusammen und ergänzte mit Blick auf Berlin: „Es hat der Bundesrepublik noch nie geschadet, wenn sie auf Franken und Bayern gehört hat.“ Franken bereichere in seiner Vielfalt den Freistaat und leiste einen wichtigen Beitrag zum Exporterfolg Bayerns.

Patente Franken und fränkische Patente

Mit dem Festakt in der Hofer Freiheitshalle ging eine umfangreiche Aktionswoche zum „Tag der Franken“ 2016 zu Ende. Rund 70 Kommunen aus Ober-, Unter- und Mittelfranken hatten sich während der vergangenen Woche mit rund 100 Veranstaltungen unter dem Motto „Patente Franken – Fränkische Patente“ an der Veranstaltungsreihe des Bezirks Oberfranken beteiligt. Franken habe sich als moderne, innovationsbereite, zukunftsfähige Region in der Mitte Europas dargestellt, freute sich Oberfrankens Bezirkstagspräsident Günther Denzler.

Erfinder im Mittelpunkt

Im Mittelpunkt der Themenwoche standen fränkische Erfinder wie der Schöpfer der Blue Jeans, Levi Strauß aus Buttenheim, der lange Zeit unterschätzte möglicherweise erste Motorflieger der Weltgeschichte, Gustav Weißkopf aus Leutershausen bei Ansbach, aber auch der Erfinder der Schraubstollen beim Fußballschuh, die einst den Gewinn der WM 1954 ermöglicht hatten, Adi Dassler aus Herzogenaurach. Franken hat sogar eine legendäre Erfindung, die Erfindungen erleichtert: Den „Nürnberger Trichter“, ein Symbol für den Ideenreichtum der Nürnberger Handwerker und Händler in der Frühen Neuzeit.

Auf Ihren Schultern ruht der Freistaat Bayern! Auch dafür will ich Ihnen heute mal ein Dankeschön sagen.

Horst Seehofer

Ideenvielfalt, Innovationskraft und Zukunftspotential, das mache Franken aus, sagte Seehofer weiter. Dies führe zu einem gewaltigen Wirtschaftsboom, so Seehofer. Derzeit habe Franken die geringste Arbeitslosigkeit und die geringste Jugendarbeitslosigkeit vor, die jemals gemessen wurde. „Man muss sich immer wieder ins Bewusstsein rücken, in welchen guten Zeiten wir leben“, sagte Seehofer. „Auf Ihren Schultern ruht der Freistaat Bayern! Auch dafür will ich Ihnen heute mal ein Dankeschön sagen“, sagte er an das fränkische Publikum gewandt.

Aus Bayern nicht mehr wegzudenken

Die aus Würzburg stammende Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) erklärte, die Bürger aus Franken seien „aus vielen Bereichen gar nicht mehr wegzudenken. Über die Jahrhunderte hinweg haben fränkische Frauen und Männer ihre Spuren in der Welt hinterlassen“, meinte die CSU-Politikerin. In der Tat hatten fränkische Juristen und Verwaltungsfachleute bereits kurz nach 1806, als Franken ans Königreich Bayern angeschlossen wurde, in München erheblichen Unmut hervorgerufen – weil sie dank ihrer überlegenen Bildung binnen kurzer Zeit die wichtigsten Stellen der Ministerien besetzt hatten.

Großes Lob kam vom Oberbürgermeister der Stadt Hof, Harald Fichtner (CSU). „Hof präsentiert sich beim Tag der Franken als gastfreundliche, lebendige Stadt.“ Alle Teilnehmer hätten ein Beispiel dafür gegeben, wie man fränkische Traditionen selbstbewusst und offensiv darstelle: „Wenn wir weiter so zusammenstehen und unsere Forderungen lautstark artikulieren, wird man uns auch hören.“ Dieser Tag zeige, welche Vielfalt die Stadt und der Bezirk Oberfranken vorweisen können.

Die CSU selbst mag sich bei dieser Gelegenheit auch an den Gründungsvorsitzenden „Ochsensepp“ erinnern, der aus Oberfranken stammte und mit bürgerlichem Namen Josef Müller hieß. Weiteres Gründungsmitglied der CSU war auch der Unterfranke Adam Stegerwald. Die CSU war nichts weniger als die Erfindung einer Volkspartei, in der alle bürgerlichen, konservativen, christlich-sozialen und liberalen Strömungen auf Grundlage des Christentums zusammenwirken – und zwar ungeachtet der Konfession und insofern ökumenisch.

Mehr Selbstwertgefühl wäre für die Franken schon nützlich

Der oberfränkische Bezirksheimatpfleger Günter Dippold mahnte das „verkümmerte“ Selbstwertgefühl der fränkischen Landsleute an – eine Eigenschaft, die es zu bekämpfen gelte. „Wir brauchen freches und freies Auftreten, in Respekt gegenüber Anderen, im Wissen um unsere eigenen Schwächen, augenzwinkernd und doch erfüllt von dem Bewusstsein für den eigenen Wert“, appellierte Dippold unter großem Beifall. Mit Blick auf die vergangenen Tage und die stattfindende Fußball-Europameisterschaft fasste der Bezirksheimatpfleger zusammen: „Wir Franken brauchen weniger England, aber viel mehr Island.“

Zuletzt hatte der separatistische Fränkische Bund nach der deutschen auch die „fränkische Wiedervereinigung“ verlangt. Beim „Tag der Franken“ gerate oft aus dem Blick, dass zur „Kulturregion Franken“ mehr als die drei Regierungsbezirke Unter-, Mittel- und Oberfranken innerhalb Bayerns gehörten, hieß es in einer Mitteilung. Vielmehr gehört zu Franken historisch auch die Regionen Tauberfranken und Franken-Hohenlohe im Nordosten Baden-Württembergs sowie die südlich des Rennsteigs liegenden Regionen Thüringens wie Sonneberg, in denen bis heute eher eine oberfränkische Mundart gesprochen wird.

Der elfte „Tag der Franken“ fand zum vierten Mal unter Federführung Oberfrankens statt und wurde mit einem Festakt, einem Volksmusikfest und geöffneten Geschäften zelebriert. Damit endet eine Aktionswoche mit mehr als 100 Veranstaltungen in ganz Franken, die sich vor allem um Patente aus der Region drehten. Der „Tag der Franken“ geht auf einen Beschluss des bayerischen Landtags zurück und erinnert an die Gründung des Fränkischen Reichskreises innerhalb des Heiligen Römischen Reiches am 2. Juli 1500.

(dpa/PM/Frankenpost/wog)