Der Vorstandsvorsitzende der FC Bayern München AG, Karl-Heinz Rummenigge (l.), die Bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf und der Geschäftsführer der Allianz Arena München Stadion GmbH, Jürgen Muth, haben am 11. November 2015 die Beitrittserklärung des FC Bayern zur Bayerischen Klima-Allianz unterzeichnet. Foto: StMUV
Umweltschutz

Bayerische Klimapolitik für das 21. Jahrhundert

Gastbeitrag Sintflutartige Regenfälle, extreme Dürreperioden oder frühlingshafte Temperaturen im Winter: Der anhaltende Klimawandel macht sich zunehmend auch in Bayern bemerkbar. Es ist höchste Zeit zu handeln - diese Auffassung teilt auch Umweltministerin Ulrike Scharf. Hier stellt sie konkrete Maßnahmen der bayerischen Staatsregierung vor:

Der Klimawandel ist Fakt. Er hat die Welt bereits fest im Griff. 2015 hatte dafür zahlreiche Beispiele parat – auch für Bayern: Im März fegte Orkan Niklas über das Land und legte den Verkehr lahm. Der Münchner Hauptbahnhof wurde zeitweise gesperrt. Im Juli und August stellte Kitzingen einen Rekord auf: mit 40,3 Grad wurde die höchste jemals gemessene Temperatur in Deutschland gleich zweimal erreicht. In Teilen Frankens war der Sommer so trocken, wie seit 50 Jahren nicht mehr. Im Allgäu das andere Extrem: Nach sintflutartigen Regenfällen rauschte eine Schlammlawine durch Oberstdorf. 300 Menschen mussten evakuiert werden, 50 Häuser wurden beschädigt.

Ein Blick auf das Klima in ganz Bayern

Die Beispiele zeigen: Auch in Bayern ist der Klimawandel mit den Händen zu greifen. Von der Verschiebung der Jahreszeiten bis zur Erwärmung unserer Gewässer. Der neue Klima-Report Bayern 2015 ist unsere Enzyklopädie der Klimaveränderung in Bayern. Er schaut erstmals in einer Gesamtsicht mit der Lupe auf Bayern. Denn schon heute haben sich in Bayern die Jahreszeiten aufgrund des Klimawandels verschoben. Und auch die Luft in Bayern erwärmt sich deutlich schneller als durchschnittlich. Bis Ende des Jahrhunderts droht uns ein Temperaturanstieg um bis zu 4,5 Grad.

Ein weiterer, ungebremster Klimawandel würde das Gesicht des Freistaats weiter verändern. Deshalb müssen wir dem Klimawandel entschieden begegnen: Aus ökologischen Gründen, denn der Klima-Druck auf unsere heimische Fauna und Flora wächst. Aus humanitären Gründen, denn Menschen flüchten immer öfter aus ihrer Heimat. Klimaschutz ist auch aktive Friedenspolitik. Und aus ökonomischen Gründen, denn Nichtstun belastet das Wirtschaftswachstum.

Der Anpassung an die Folgen des Klimawandels kommt in Zukunft also eine entscheidende Bedeutung zu. Wir wollen Bayern deshalb klimasicher machen. Dazu wird im Frühjahr 2016 die Klima-Anpassungs-Strategie fortgeschrieben. Insgesamt 15 Handlungsfelder werden mit konkreten Maßnahmen versehen: vom Waldumbau bis zum Hochwasserschutz, vom Städtebau bis zum Tourismus. Auch die aktuellen Klima-Projektionen werden weiter regionalisiert.

Wir müssen uns deshalb schon heute vor den Folgen des Klimawandels schützen.

Ulrike Scharf

Unterstützung aus der Welt des Sports

Im aktuellen Doppelhaushalt investiert Bayern insgesamt 170 Millionen Euro für das Klimaschutzprogramm Bayern 2050. Das Programm ruht auf drei starken Säulen: Forschung, Anpassung und Reduzierung von Treibhausgasemissionen.

Forschung ist die erste und vornehmste Grundlage unserer Politik, nirgendwo ist die Klimaforschung so gut aufgestellt wie in Bayern. 43 Millionen Euro alleine in den letzten beiden Jahren.

Die zweite Säule unserer Klimastrategie ist die Anpassung. Denn trotz aller Anstrengungen kann die globale Erwärmung nicht von heute auf morgen korrigiert werden. Wir müssen uns deshalb schon heute vor den Folgen des Klimawandels schützen. Eine unserer Antworten ist das Hochwasserschutz-Aktionsprogramm 2020plus. Mit 3,4 Milliarden Euro für den Hochwasserschutz machen wir Bayern klimafest. 2020plus ist das größte Wasserbau-Programm in der Geschichte Bayerns.

Klimaschutz ist ein gemeinsames Großprojekt, das nur mit den Menschen gelingen kann. Deshalb bin ich froh, dass Bayern ein Land der Macher ist. Das zeigt das große Engagement unserer Unternehmen für den Umweltpakt Bayern und unserer Gesellschaft in der Bayerischen Klima-Allianz. Bereits 2004 wurde sie aus der Taufe gehoben. Mittlerweile gehören ihr über 30 Partner aus Umwelt und kommunalen Spitzenverbänden, Kirchen, Jugendarbeit, Bildung, Handwerk, Wirtschaft und Wissenschaft an. Im November haben wir unser jüngstes Mitglied der Allianz-Familie begrüßt – den FC Bayern München. Der FC Bayern ist das Aushängeschild des deutschen Fußballs und ein Publikumsmagnet. Mit ihm bekommt der Klimaschutz in Bayern neuen gesellschaftlichen Schwung. Der „Stern des Südens“ leuchtet jetzt auch für den Klimaschutz.

Eine Klima-App für die Bürger

Teil unserer Anpassungsstrategie an den Klimawandel ist auch eine schnelle und individuelle Information unserer Bürger über Natur- und Umweltgefahren. Dazu haben wir die App „umweltinfo“ entwickelt. Damit werden Bürger in Echtzeit vor Hochwasser, Unwettern, Lawinen oder erhöhten Ozon-Werten gewarnt. Gleichzeitig können sich Bürger über den aktuellen Zustand der Umwelt vor ihrer eigenen Haustür informieren.

Langfristig kann Klimaschutz nur erfolgreich sein, wenn die CO²-Emissionen drastisch reduziert werden. Als High-Tech-Land hat Bayern hier eine Vorbildfunktion. Bis 2050 soll der Ausstoß von Treibhausgasen auf zwei Tonnen pro Kopf und Jahr gesenkt werden. International kommt neuer Schwung für die Reduzierung von Treibhausgasen aus Paris. Zum ersten Mal haben sich alle Staaten der Erde zu ihrer Verantwortung bekannt.

Der Klimavertrag von Paris ist ein großer Schritt in die Zukunft. Jetzt gibt es ein gemeinsames Fundament für einen erfolgreichen Kampf gegen die Erderwärmung.

Ulrike Scharf

Ziel der Weltgemeinschaft ist es, den Temperaturanstieg bei 1,5 Grad Celsius zu stabilisieren. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts soll die Welt ihre Treibhausgasemissionen auf null senken.

Bayerns Klimapolitik konnte bei der Weltklimakonferenz auf internationaler Bühne weiter vernetzt werden. Insbesondere wurde in Paris ein Abkommen mit dem israelischen Umweltminister zur Reduktion von Treibhausgasen geschlossen. Im Mittelpunkt der Projektarbeit steht der Umstieg auf klimafreundliche Kältemittel. Zwischen Ghana und Bayern ist eine Kooperation in den Bereichen technischer Umweltschutz, Wasserwirtschaft und Naturschutz angedacht. Auch mit Chile wurde ein Abkommen zum Umwelt- und Klimaschutz vorbereitet.

Mit den Ergebnissen von Paris steht die Welt am Beginn eines neuen Klimaschutzdenkens. In Bayern nehmen wir diese Verantwortung an. Lokal, regional und global. Für unsere bayerische Heimat und die Menschen in unserem Land.

Ulrike Scharf

Fakten zum Klimavertrag

  • Am 22. April 2016 soll der Weltklimavertrag in New York von den Staats- und Regierungschefs unterzeichnet werden
  • Das Abkommen soll 2020 in Kraft treten
  • Der Temperaturanstieg soll bei 1,5 Grad stabilisiert werden
  • In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts soll die Welt ihre Treibhausgasemissionen auf null senken
  • Alle Staaten sollen ab 2020 alle fünf Jahren neue Klimaschutzpläne vorlegen, wie sie dieses Ziel erreichen
  • Die alten Industriestaaten sollen ab 2020 100 Milliarden Dollar pro Jahr zur Verfügung stellen, um vom Klimawandel bedrohte Regionen abzusichern und ihre Energieversorgung umzustellen