„Ein Fiasko für den deutschen Sport“
Das überraschende "Nein" der Hamburger zu einer Olympia-Bewerbung ihrer Stadt ruft von vielen Seiten Kritik hervor. Von einem "Fiasko" ist die Rede, zahlreiche Politiker bedauernd das Votum - und die Sportverbände bezeichnen die Entscheidung sogar als "Nackenschlag" für den deutschen Sport.
Kein Olympia in Hamburg

„Ein Fiasko für den deutschen Sport“

Das überraschende "Nein" der Hamburger zu einer Olympia-Bewerbung ihrer Stadt ruft von vielen Seiten Kritik hervor. Von einem "Fiasko" ist die Rede, zahlreiche Politiker bedauernd das Votum - und die Sportverbände bezeichnen die Entscheidung sogar als "Nackenschlag" für den deutschen Sport.

Hamburgs Bevölkerung sagt „Nein“ zu Olympischen Spielen in der Hansestadt: Bei einem Referendum am Sonntag lehnte eine knappe Mehrheit der Wahlberechtigten eine Bewerbung Hamburgs als Ausrichter für die Olympischen und Paralympischen Sommerspiele 2024 ab.  51,6 Prozent waren dagegen, 48,4 Prozent sprachen sich für eine Bewerbung aus. Die Wahlbeteiligung war mit knapp 50 Prozent überraschend hoch.

Stadtpolitik zeigt sich überrascht von dem Ergebnis

Für die SPD-geführte Stadtspitze war das Ergebnis überraschend. Oberbürgermeister Olaf Scholz sagte in einer Reaktion, er hätte sich eine andere Entscheidung der Wähler gewünscht, akzeptiere aber natürlich das Ergebnis. Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Alfons Hörmann, zeigte sich schwer enttäuscht und sprach von einem „Fiasko für den deutschen Sport“. Zur Zeit fehle Sport-Deutschland der so wichtige Rückenwind, sagte Hörmann sichtlich geknickt.

Für die Hamburger Stadtpolitik ist das „Nein“ ein unerwarteter Tiefschlag. Bürgermeister Scholz hatte Olympia als wichtigstes Projekt des rot-grünen Senats ausgegeben. Die Stadtentwicklung sollte bis 2024 auf einen Stand gebracht werden, der normalerweise 20 bis 30 Jahre in Anspruch genommen hätte. Die Entscheidung der Bevölkerung bringt für die Stadtregierung jetzt also ganz neue Probleme mit sich.

Sportfunktionäre sprechen von „Riesenenttäuschung“ – eine Generation ohne Olympia

Als Riesenenttäuschung für den Sport hat der Chef des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), Clemens Prokop, das Nein der Hamburger zu Olympia bezeichnet. „Olympische Spiele in Deutschland werden nun für eine Generation lang kein Thema mehr sein“, sagte der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes dem Bayerischen Rundfunk. Auf absehbare Zeit sei nach seiner Erwartungshaltung das Thema Olympische Spiele in Deutschland erledigt.

Ursachenforschung läuft

Schon kurz nach der Bekanntgabe des Ergebnisses begannen Unterstützer der Bewerbung mit Spekulationen nach den möglichen Ursachen des Hamburger „Neins“. Dabei wurden neben einer nicht ganz klaren Finanzierung – unter anderem gab es Streit zwischen Hamburg und dem Bund über eine Finanzierungslücke – auch die Sportskandale der vergangenen Monate sowie die mögliche Angst der Hamburger vor Terroranschlägen genannt.

Zweite deutsche Olympia-Pleite in wenigen Jahren

Für Deutschland ist die Ablehnung der Bewerbung die zweite olympische Pleite binnen zwei Jahren. 2013 hatten München und die Region in einer Volksbefragung gegen Winterspiele 2022 votiert. Nachdem die Ausrichtung des größten Sportspektakels hierzulande erneut durchgefallen ist, hat sich Deutschland damit vorerst ins Abseits katapultiert.

Vier Bewerberstädte bleiben – und keine von ihnen hat die Bevölkerung gefragt

Im Wettstreit um Olympia müssen die Bewerber Paris, Los Angeles, Rom und Budapest – sie fragen ihre Einwohner allesamt nicht um Zustimmung – Hamburg nicht mehr fürchten. Das Konzept der kompakten Spiele in der Innenstadt mit dem Herz aus Olympiastadion, olympischem Dorf und Olympia-Halle auf einer Elbinsel hätte sich von anderen Konzepten deutlich unterschieden.