Der CSK-Gesprächskreis befasste sich dieses Mal mit dem Thema „Ehe und Familie als Ressource der Gesellschaft. Was spricht gegen die Ehe für alle?“. Gastredner hierfür war der Sozialwissenschaftler Manfred Spieker (l.), daneben (r.) Gastgeber CSK-Sprecher Thomas Goppel, MdL. (Foto: CSK / Tobias Kurzmaier)
CSK-Gesprächskreis

Ehe und Familie im Aufwärtstrend

Beim Gesprächskreis der ChristSozialen Katholiken der CSU (CSK) zum Thema „Ehe und Familie als Ressource der Gesellschaft. Was spricht gegen die Ehe für alle?“ prophezeite Gastreferent Manfred Spieker, langjähriger Professor für Christliche Sozialwissenschaften am Institut für Katholische Theologie der Universität Osnabrück, eine Trendwende zugunsten von Ehe und Familie.

Dass Ehe und Familie die verbindliche Grundlage des Gemeinschaftslebens bilden und grundgesetzlich abgesichert werden müssen, stellte der langjährige Professor Manfred Spieker von der Universität Osnabrück gleich zu Beginn seines Referats vor den Besuchern des CSK-Gesprächskreises zum Thema „Ehe und Familie als Ressource der Gesellschaft. Was spricht gegen die Ehe für alle?“ klar. Nach Ansicht Spiekers begründet die Ehe zwischen Mann und Frau eine Lebenseinheit, die – durch Kinder zur Familie erweitert – das Humanvermögen der Gesellschaft ausmacht. Der Sozialwissenschaftler nannte als Beispiel für seine These sieben Faktoren der Glücksforschung, deren Reihung Umfragen zufolge die Ehe als das wichtigste Element anführt. Auch zitierte Spieker vor den Zuhörern im Landtag Papst Benedikt XVI. mit den Worten:

Die größte Hilfe, die man Kindern geben kann, sind Vater und Mutter.

Papst Benedikt XVI.

Gesunde Familie als Sozialkitt

Der Familie ordnet Spieker vor diesem Hintergrund sogar eine eigene Humanfunktion innerhalb der Gesellschaft und des Zusammenlebens zu. So vermittle die Familie Daseins- und Sozialkompetenzen und präge die Kommunikations- und Bildungsfähigkeit: „Kinder intakter Familien schwänzen weniger die Schule, sind eindeutig körperlich und geistig fitter als Scheidungskinder“, nannte Spieker als Beispiele und schlug den Bogen weiter: „Wirtschaft und der Staat profitieren von gesunden Familienverhältnissen, die der Sozialkitt für die Gesellschaft sind.“ Hierfür führte Spieker als Beispiel Studien an, die nachweisen, dass Scheidungskinder häufiger von Armut betroffen sind und im eigenen Leben ein nachweislich höheres Risiko (um 80 Prozent) haben, ebenfalls wieder geschieden zu werden. Aber auch die geschiedenen Erwachsenen leiden laut Spieker unter den negativen Auswirkungen der oft unerwarteten Trennung. Depressionen, mehr Krankheiten, niedriger Lebensstandard, höhere Sterblichkeit benenne, so Spieker, die Statistik als Folgen – für Frauen noch mehr als für Männer.

„Gleichgeschlechtlich ist nicht gleichwertig“

Auch in der weiteren Diskussion um gleichgeschlechtliche Ehen bezog der Sozialwissenschaftler klar Position. Für ihn steht fest: „Gleichgeschlechtlich bedeutet nicht gleichwertig.“ Mit Fragezeichen versah er in seinem Vortrag daher die gegenwärtige Gender-Propaganda, die allein das Ziel verfolge, die Familie als eigene Institution zu entwerten:

Gender-Mainstreaming betrachtet Ehe und Familie als Anachronismus und definiert sie neu: Die Ehe wird abgelöst durch serielle Monogamie; sie kann ständig neu konstruiert werden und stellt sich für die Zukunft als multiple Beziehung mit verschiedenen Lebenspartnern dar.

Manfred Spieker

Ebenso deutlich warnte Spieker vor der „Sexualpädagogik der Vielfalt“, einem Lehrbuch, das in mehreren Ländern in Deutschland – außer Bayern – schon zugelassen sei. Darin vertretene Ziele, die mit ihrer Ideologie schon in den Kitas ansetzten, wollten die Befreiung des Kindes aus dem Herrschaftsverhältnis der Familie, die Auflösung jeglicher Bindung, wie sie Ehe und Familie seit Generationen lehrten, und ebenso die Zerstörung der kleinsten Einheit der Gesellschaft, bestehend aus Vater, Mutter, Kinder.

Betreuungsgeld als positives Zeichen

Um die selbst konstruierte Genderfalle wieder loszuwerden, müssten, so Spieker, monetäre Transfers wie Eltern-, Kinder- und Betreuungsgeld nicht nur verteidigt, sondern verbessert werden. Und: Staat und Gesellschaft müssten Wert darauf legen, eine konsekutive, sequentielle und nicht simultane Vereinbarung von Familie und Beruf zu ermöglichen. Denn, so Spieker weiter: „Krippen und Kitas sind nicht dazu da, den Staat an die Stelle der Eltern zu setzen.“ „Entweder“, so der Professor im Einklang mit den CSK-Diskutanten, „geht es hier um die subsidiäre Unterstützung der elterlichen Erziehungsaufgabe in unterschiedlichsten Formen oder um staatliche Ersatzvornahmen, die das Kindeswohl erst sekundär in den Blick nehmen“.

Auch für den CSK-Vorsitzenden Thomas Goppel, MdL, gilt es, wie er in der Diskussion bilanzierte, „von den Kindern aus zu denken“. Denn, so Goppel:

Nicht die Interessen der Erwachsenen kommen zuerst, sondern die der Kinder auf ihrem individuellen Weg ins Erwachsensein.

Thomas Goppel

Dies zu unterstützen sei, so Goppel, Aufgabe der Gesellschaft, der freien Träger und des Staates. Für den CSK-Sprecher einerseits bedauerlich, andererseits erfreulich ist dabei, „dass elterliche Liebe und Fürsorge immer nur teilweise durch staatliche Angebote substituiert werden können“. Trotzdem muss nach Ansicht Goppels immer „mehr Familie und elterliche Zeit für Kinder die Regelungsabsichten des Staates leiten und nicht zuerst der Gedanke, wie denn Kinder am besten ‚verräumt’ sind“.

Trendwende macht sich deutlich

Dass eine Trendumkehr freilich nicht ganz einfach sein werde – darin waren sich die Gesprächskreis-Teilnehmer einig. Die von Spieker aufgezeigten Zukunftsvisionen machten ihnen nach übereinstimmendem Bekunden dennoch Hoffnung, dass der Nachwuchs diesem Trend aufgeschlossener gegenüberstehe als die elterlichen Akteure von heute. Demnach würden, wie Spieker zuvor den Zuhörern aufzeigte, Jugendliche, die nach ihrem Familienwunsch (mit Kindern) gefragt wurden, diese Form des Lebens präferieren: 80 Prozent strebten dies an, so die Zahlen. Als besonders erfreulich verwies Spieker auch auf den Wunsch der Erwachsenen, auf Enkelkinder nicht verzichten zu wollen. Ein besseres Argument für Ehe und Familie gebe es nicht, so Spieker, der diese Trendmeldung in seinem eigenen Leben bereits umgesetzt hat und lebt – mit sechs Kindern und 19 Enkelkindern.