Die Diskussionsrunde am Dienstagabend: (v.l.n.) Dr. Rainer Gepperth, Zhu Wanjin, Dr. Otto Wiesheu, Moderator Peter Schmalz, Prof. Mei Zhaorong, Wilfried Scharnagl, Prof. Zhang Reli. Fotos: Anne Meßmer
Franz Josef Strauß

Wegbereiter für eine starke gemeinsame Zukunft

Unter der Titel "Franz Josef Strauß und China - eine Erfolgsgeschichte" trafen sich am Dienstagabend in der Hanns-Seidel-Stiftung Weggefährten des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten, um an Strauß´ erste Chinareise und seinen wichtigen Beitrag zu den bayerisch-chinesischen und den deutsch-chinesischen Beziehungen zu erinnern.

In diesem Jahr wäre Franz Josef Strauß 100 Jahre alt geworden. Zum Gedenken an den ehemaligen bayerischen Landesvater und seine Verdienste im politischen Wirken fanden bereits in den vergangenen Monaten viele Veranstaltungen statt. Eine ganz besondere gab es am Dienstagabend in der Hanns-Seidel-Stiftung. Denn nicht nur hätte Strauß dieses Jahr einen runden Geburtstag gefeiert – auch seine erste Reise nach China jährt sich heuer zum 40. Mal.

Ein Mann mit Weitblick und kulturellem Verständnis

Und so trafen sich Menschen, die Franz Josef Strauß über viele Jahre – teils Jahrzehnte – begleitet haben. Auch auf seinen Reisen nach China. Wie wichtig der erste Besuch des bayerischen Ministerpräsidenten im Jahre 1975 war, das verdeutlichte Zhu Wanjin, Generalkonsul der Volksrepublik China, in seiner Rede.

Franz Josef Strauß hatte eine langfristige Sichtweise. Für China ist er ein alter Freund. Denn er hat das Tor der Freundschaft zwischen Deutschland und China geöffnet.

Zhu Wanjin, Generalkonsul der VR China

Heute unterhalten Bayern und China florierende wirtschaftliche Beziehungen. Ein Fünftel des Außenhandels zwischen Deutschland und China läuft über Bayern. Der Besuch von Strauß, so Zhu Wanjin, war die Basis für die späteren Kontakte und förderte die Annäherung der beiden Länder. Neben dem Aufbau der wirtschaftlichen Beziehungen habe der Besuch des Ministerpräsidenten auch den Boden für die Arbeit der Hanns-Seidel-Stiftung bereitet, die das Reich der Mitte bis heute bei Themen wie ländliche Entwicklung, berufliche Bildung und Rechtsstaatlichkeit unterstütze.

Als langjähriger Weggefährte und Vertrauter von Franz Josef Strauß erinnerte Wilfried Scharnagl an die Fähigkeit seines Freundes, auf jeden Gesprächspartner zugehen zu können. „Er konnte mit einem Staatschef genauso sprechen wie mit dem Bürgermeister einer kleinen Gemeinde.“

Er war als Gesprächspartner in allen Teilen der Welt gesucht.

Wilfried Scharnagl

„Ein großer Sohn des Freistaats Bayern“

Besserwisserei sei Strauß fremd gewesen, so Scharnagl. Er wurde überall freundlich aufgenommen und sein Rat wurde geschätzt. Scharnagl erinnerte daran, wie groß die Empörung war, dass der bayerische Ministerpräsident, der 1975 auch den Vorsitzender der Kommunistischen Partei, Mao Zedong traf, nach China eingeladen wurde und nicht Bundeskanzler Helmut Schmidt.

Den Grund dafür kennt der ehemaligen Botschafter Mei Zhaorong. Er beschrieb den Besuch von Strauß als Glücksfall – jedoch ein Zufall sei es nicht gewesen. Die politischen Vorgänge in Deutschland seien über längere Zeit beobachtet worden. „Mao Zedong gefiel die politische Linie von Franz Josef Strauß“, so Mei Zhaorong. Er schätze die Arbeit und Aussagen des Unionspolitikers. Deshalb habe man ihn eingeladen.

Strauß respektierte die Position Chinas

Mei Zhaorong erinnerte an Strauß auch als einen Mann, der großen Respekt vor der Position Chinas gehabt habe und nicht versucht hätte, dem Land etwas aufzuzwingen. „Das hat guten Anklang gefunden“, so der ehemalige Botschafter.

Strauß schreckte vor kühnem Neuen nie zurück.

Wilfried Scharnagl

Scharnagl würdigte Franz Josef Strauß als Menschen, der wusste, dass Probleme nur mit Mut zu lösen seien – auch wenn die politischen Ansichten manchmal aus- oder gegeneinander gingen. „Er sah in China einen Angelpunkt im Gegengewicht zu einer sowjetischen Übermacht.“

Bereits bei seiner ersten Reise habe er die zukünftige wirtschaftliche und politische Bedeutung des Landes vorausgesehen. Heute, da China eine wirtschaftliche Weltmacht sei, sei es für Bayern wichtig, die Freundschaft und Zusammenarbeit der beiden Ländern, die Strauß maßgeblich beeinflusst hat, weiter auszubauen.

Wegbereiter für die Arbeit der Hanns-Seidel-Stiftung

Neben seinem großen Verdienst für die wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zwischen Bayern und China, wurde am Dienstagabend auch die ein oder andere erheiternde Anekdote erzählt. So erinnerte sich Zhang Renli, der als Dolmetscher bei Strauß´ Chinareise dabei war, dass er sich zur Vorbereitung Wahlkampfreden des Ministerpräsidenten angehört hatte – um sich an den bayerischen Dialekt zu gewöhnen.

Auch für die Arbeit der Hanns-Seidel-Stiftung waren die Besuche von Strauß in China von tragender Rolle. Der ehemalige Staatminister Otto Wiesheu, der bei der letzten Chinareise dabei war, betonte, dass die Stiftung bis heute in China gut vernetzt sei. Zudem lobte er den Schritt Chinas von der Planwirtschaft zur Marktwirtschaft, der keinem anderen Land so erfolgreich gelungen sei.

Bayern hat die Chancen in China besser genutzt als andere Bundesländer.

Otto Wiesheu

Wie wichtig Franz Josef Strauß die Arbeit der Stiftung vor Ort gewesen sei, betonte auch Rainer Gepperth, ehemaliger Leiter des Instituts für Internationale Begegnung und Zusammenarbeit der Hanns-Seidel-Stiftung. „Er hat uns ermuntert, uns in China in Sachen Bildung zu engagieren und wollte, das China ein wichtiger Partner der Stiftung wird.“ Dies ist gelungen, denn in keinem anderen Land ist die Hanns-Seidel-Stiftung aktiver als in China.

Das Erbe von Franz Josef Strauß ist also in den besten Händen.