1,5 Millionen Migranten könnten laut einem unbestätigten „Bild“-Bericht dieses Jahr nach Deutschland strömen – fast doppelt so viele wie noch im August von der Bundesregierung geschätzt. Hinter dieser Zahl verbirgt sich eine weitere riesige – und überaus teure – Zahl: Zugleich werden bis zu 30.000 sogenannte minderjährige unbegleitete Flüchtlinge erwartet. Aber Vorsicht: Die Zahl 30.000 basiert noch auf der alten Schätzung von Anfang August von insgesamt 800.000 Migranten. Was die unbegleiteten Minderjährigen angeht, muss man sich bis Ende des Jahres wohl auf Überraschungen einstellen. Bis Ende Mai waren es jedenfalls schon weit mehr als 22.000 (Die Welt).
2015 werden bundesweit bis zu 30.000 sogenannte minderjährige unbegleitete Flüchtlinge erwartet.
Der aktuellen Gesetzeslage zufolge müssen unbegleitete Migrantenkinder sofort dort an die Jugendämter übergeben werden, wo sie aufgegriffen werden. Das bringt vor allem die Jugendämter in den Grenz- und Großstädten unter Druck. Wie sehr, zeigt ein Blick auf die galoppierende Entwicklung der Ankunftszahlen: 2013 kamen 6584 unbegleitete Minderjährige in Deutschland an. 2014 waren es 11.600. Insgesamt haben die deutschen Jugendämter in den vergangenen fünf Jahren fast 30.000 unbegleitete Migranten-Kinder und Jugendliche in Obhut genommen – und jetzt sollen allein dieses Jahr mindestens noch einmal so viele kommen.
Bayern besonders betroffen
Besonders betroffen ist natürlich Bayern. Im Juli rechnete das bayerische Sozialministerium für das Jahr 2015 noch mit etwa 10.000 unbegleiteten jugendlichen Migranten. Mit dem Stand vom 15. September rechnet das Sozialministerium „nach einem neuerlichen massiven Anstieg mit mindestens 12.500 bis 15.000 Neuzugängen”. Bis September kamen schon über 9000 Jugendliche neu in Bayern an. Interessant: Ebenfalls im Juli ging allein das Jugendamt in München davon aus, nicht nur 7000, sondern 10.000 Erstaufnahmefälle abwickeln zu müssen (Süddeutsche Zeitung). Dramatisch betroffen sind nahe der Grenze Städte wie Passau oder Rosenheim. In Rosenheim etwa hat sich die Zahl der jugendlichen Flüchtlinge seit 2012 mehr als verzehnfacht.
Für das Jahr 2015 rechnen wir, nach einem neuerlichen massiven Anstieg, mit mindestens 12.500 bis 15.000 Neuzugängen.
Bayerisches Sozialministerium
Zur Entlastung der hochbelasteten Kommunen an den Hauptzugangsrouten werden unbegleitete Minderjährige seit dem Ministerratsbeschluss vom 9. September 2014 bayernweit verteilt. Wenn ab November ein angepasstes Kinder- und Jugendhilfegesetz in Kraft tritt, sollen auch die minderjährigen Migranten nach dem Königsteiner Schlüssel gleichmäßig auf alle Bundesländer und deren bundesweit etwa 600 Jugendämter verteilt werden. Bis dahin muss Bayern noch sehen, wie es klar kommt.
Hohe Kosten
Auch mit den Kosten. Denn weil für unbegleitete Minderjährige sofort ein ganzer gesetzlicher Katalog an Fürsorgemaßnahmen greift, sind diese Kosten besonders hoch. Die Tageszeitung „Die Welt“ schrieb kürzlich von 175 Euro pro Person und Tag für die Unterbringung eines Migrantenkindes – 5250 Euro für jeden Monat oder 63.000 für ein Jahr. Dies entspricht auch in etwa der Summe, die Bayerns Landkreistagspräsident Christian Bernreiter im Bayernkurier genannt hatte: Rund 60.000 Euro. Wenn die Zahlen der „Welt“ stimmen, wären das knapp 1,9 Milliarden Euro allein für 30.000 dieses Jahr neu angekommene unbegleitete Minderjährige. Sprachkurse und Integrationsmaßnahmen seien darin noch nicht enthalten, so das Blatt.
50.000 bis 63.000 Euro für Unterbringung und Betreuung, pro Jahr und Kopf.
Durchschnittlich befänden sich die Jugendlichen dreieinhalb Jahre in der Betreuung des Jugendamtes, gab kürzlich die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ eine Mitarbeiterin des Dortmunder Jugendamtes wieder. In Dortmund rechnet man übrigens mit jährlichen Kosten von „nur” 42.000 Euro für Unterbringung und Betreuung eines jeden unbegleiteten minderjährigen Jugendlichen. Ob hier jemand die Zahlen heruntergerechnet hat oder ist die Stadt so ein billiges Pflaster? Eine andere erstaunliche Zahl zu minderjährigen Flüchtlingen notierte am 23. Mai 2014 die Badische Zeitung: „In Freiburg bekommt das Christopherus Jugendwerk 335 Euro pro Tag pro Jugendlichen.“
Kinder über den ungarischen Grenzzaun geworfen
90 Prozent der minderjährigen Migranten sind Jungen, und sie werden immer jünger, berichtet wiederum „Die Welt“. Kein Wunder. Denn immer häufiger werden die Jugendlichen von ihren Eltern und Familien in Syrien, Flüchtlingslagern in Libanon oder der Türkei, oder gar aus Afghanistan ganz bewusst vorausgeschickt. Wenn sie es bis nach Deutschland schaffen, haben die Jugendlichen automatisch Bleiberecht bis zur Volljährigkeit, unabhängig davon, ob sie asylberechtigt sind oder nicht. Früher oder später kann die Familie dann nachkommen, so jedenfalls die Erwartung. Die Eltern wissen offenbar auch genau, dass minderjährige Migranten in Deutschland sofort rundum versorgt werden. „Wenn du es als Kind nach Deutschland schaffst, dann ist alles gut”, zitiert „Die Welt“ einen afghanischen Vater.
Seine Familie hatte dem dreijährigen Hassan eingetrichtert, dass er auf einer Mission ist, um Deutschland zu erreichen und dann seine Eltern zu retten.
Wall Street Journal
Von einem krassen Fall berichtete kürzlich die New Yorker Tageszeitung „Wall Street Journal“ (30.8.2015). Der Korrespondent des Blattes war auf der Ägäis-Insel Kos mit einer Gruppe Migranten mitmarschiert. Er traf dabei auf einen jungen Mann aus der syrischen Stadt Homs, der seinen kleinen dreijährigen Neffen Hassan mitschleppte. Der kleine Hassan marschierte tapfer, solange er konnte. Seine Familie hatte ihm eingetrichtert, „dass er auf einer Mission ist, um Deutschland zu erreichen und dann seine Eltern zu retten“. Ein sogenanntes „Anker-Kind“, würde man in den USA sagen, das der restlichen Familie den Nachzug ermöglichen soll. Ebenso wie jene beiden vermutlich auch recht kleinen Kinder, die, der ungarischen Polizei zufolge, Mitte September verletzt wurden, weil ihre Angehörigen sie einfach über den neuen Grenzzaun geworfen hatten („International New York Times“, 18.9.2015).
Probleme In Freiburg
Zur Problematik der „extrem selbständigen“ (tagesschau.de) jugendlichen Migranten gehört ein weiteres Detail, das wieder die „Badische Zeitung“ liefert. In Freiburg hatte es im vergangenen Jahr Schwierigkeiten gegeben mit Jugendlichen aus dem Maghreb, die wiederholt Raubüberfälle begangen hatten. Im Mai 2014 wurde gegen 38 von 63 minderjährigen Jugendlichen, die sich damals in der Obhut des Freiburger Amtes für Kinder, Jugend und Familie befanden, polizeilich ermittelt. Zehn Haftbefehle seien schon vollstreckt worden, zwei stünden noch aus, so damals das Blatt.
