76 Prozent geben Seehofer in Islam-Frage recht
Mehr als drei Viertel der Bundesbürger teilen Horst Seehofers Ansicht, dass der Islam nicht zu Deutschland gehört. Das zeigt eine aktuelle Umfrage. Besonders stark ist die Unterstützung für den Bundesinnenminister bei den Anhängern der Union.
Islam-Debatte

76 Prozent geben Seehofer in Islam-Frage recht

Mehr als drei Viertel der Bundesbürger teilen Horst Seehofers Ansicht, dass der Islam nicht zu Deutschland gehört. Das zeigt eine aktuelle Umfrage. Besonders stark ist die Unterstützung für den Bundesinnenminister bei den Anhängern der Union.

Gehört der Islam zu Deutschland? Der neue Bundesinnenminister Horst Seehofer beantwortet diese Frage klar mit „nein“ und sagt damit das, was auch die überwältigende Mehrheit der Bundesbürger meint. Mehr als drei Viertel der Deutschen (76 Prozent) stimmen seiner Aussage zu, der Islam gehöre nicht zu Deutschland, sondern nur die hier lebenden Muslime. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage, die vom Meinungsforschungsinstitut Civey im Auftrag der Welt erhoben wurde. Dabei stimmen 61 Prozent Seehofers Aussage „vollkommen zu“, 15 Prozent stimmen „eher zu“. Nur 20 Prozent der Deutschen widersprechen dem CSU-Vorsitzenden. Darunter sind elf Prozent, die „gar nicht“ zustimmen.

Unionswähler stützen Seehofer

Besonders viel Zuspruch erhält Seehofer von den Wählern von CDU und CSU: 88 Prozent der Unionsanhänger stimmen der Aussage zu, 70 Prozent sogar „vollkommen“. Noch mehr Zustimmung kommt von Anhängern der FDP (91 Prozent) und der AfD (95 Prozent). Aber auch bei den Wählern von SPD (51 Prozent) und Linken (57 Prozent) stützt eine Mehrheit seine Aussage. Lediglich die Anhänger der Grünen widersprechen Seehofer mehrheitlich (57 Prozent).

Horst Seehofer spricht das aus, was die übergroße Mehrheit in unserem Land denkt.

Markus Blume, CSU-Generalsekretär

Frühere Umfragen zu diesem Thema hatten stets ähnliche Ergebnisse gebracht. So lehnten etwa im vergangenen Jahr im Magazin Cicero zwei Drittel der Befragten (64,2 Prozent) die Aussage ab, dass der Islam zu Deutschland gehöre. Nicht einmal jeder sechste Deutsche (17,9 Prozent) stimmte damals zu.

Christlich geprägtes Land

„Horst Seehofer spricht das aus, was die übergroße Mehrheit in unserem Land denkt“, sagt dann auch CSU-Generalsekretär Markus Blume. „Das ist keine Frage der Religionsfreiheit, sondern der kulturellen Prägung: Deutschland ist christlich-abendländisch geprägt und nicht durch den Islam.“ Wer solche Wahrheiten ausspreche, der führe eine ehrliche und notwendige Debatte. „Für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft ist die kulturelle Identität zentral. Nur eine Gesellschaft, die weiß, wofür sie steht, kann auch offen für andere sein“, so Blume weiter.

„Deutschland ist ein christliches Land. Unsere Kultur, unsere Werte und unsere Rechtsordnung sind christlich geprägt“, stützt auch CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt den Bundesinnenminister. „Wer ausspricht, was die überwältigende Mehrheit in unserem Land denkt, der spaltet nicht – der führt zusammen“, sagte Dobrindt.

Ähnlich argumentiert auch der ehemalige Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich. „Es ist gut, dass ein wichtiges Regierungsmitglied Dinge ausspricht, die von der großen Mehrheit des Volkes als selbstverständlich angesehen werden.“ Das schaffe das Vertrauen, das in den vergangenen Jahren verloren gegangen sei, sagt Friedrich.

Warnung vor falscher Rücksichtnahme

Seehofer hatte ursprünglich in einem Interview mit der Bild-Zeitung gesagt, für ihn gehöre der Islam nicht zu Deutschland. Die hierzulande lebenden Muslime gehörten aber selbstverständlich zu Deutschland. Dies bedeute natürlich nicht, „dass wir deswegen aus falscher Rücksichtnahme unsere landestypischen Traditionen und Gebräuche aufgeben“.

Wer so etwas sagt, hat keine Ahnung von Deutschland oder vom Islam.

Bassam Tibi, über Christian Wulff

Am Wochenende hat er seine Position bekräftigt: „Dass Deutschland geschichtlich und kulturell christlich-jüdisch und nicht islamisch geprägt ist, kann doch niemand ernsthaft bestreiten“, sagte er in einem Gespräch mit der Welt am Sonntag. Das sei für ihn die entscheidende Frage, wenn es darum gehe, was zu Deutschland gehöre. „Genauso wie es für mich eine Selbstverständlichkeit ist, dass die große Zahl der friedliebenden Muslime in Deutschland zu uns gehört.“

Gauck gegen Wulff

Der Satz „Der Islam gehört zu Deutschland“ war 2010 durch den damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff geprägt worden. Wulff hatte mit dieser Behauptung heftige Debatten und Widerspruch ausgelöst. So reagierte der deutsch-syrische Islamologe Bassam Tibi auf Wulffs Aussage mit dem Satz: „Wer so etwas sagt, hat keine Ahnung von Deutschland oder vom Islam“. Auf Distanz zu Wulff ging auch dessen Nachfolger als Bundespräsident. „Nein“, er übernehme den Satz nicht, antwortete Joachim Gauck im Mai 2012 auf eine entsprechende Frage in einem Interview und fügte hinzu: „Ich hätte einfach gesagt, die Muslime, die hier leben, gehören zu Deutschland.“ Damit gebrauchte Gauck nahezu wörtlich die Formulierung, die auch Horst Seehofer jetzt verwendet hat.