CSU-Parteivorsitzender und Bundesinnenminister Horst Seehofer. (Foto: BK/Nikky Maier)
Islam-Debatte

„Deutschland ist durch das Christentum geprägt“

Der Bundesinnenminister will schnellstmöglich die neuen Aufnahmestellen für Flüchtlinge einrichten. Dort sollen Migranten bleiben, bis über ihren Asylantrag entschieden worden ist. Eine klare Botschaft hat der CSU-Chef für die Muslime in Deutschland.

Der neue Bundesinnenminister Horst Seehofer will die Einrichtung zentraler Aufnahmestellen („Anker-Zentren“) mit Hochdruck vorantreiben. In ihnen sollen Asylbewerber nach ihrer Ankunft untergebracht werden, bis über Ihren Antrag entschieden ist. Dieses Gesetzesvorhaben wolle er noch bis zur Sommerpause angehen, sagte Seehofer der Bild-Zeitung. Ein erstes Anker-Zentrum soll bis zum Herbst entstehen.

Union pocht auf Koalitionsvertrag

Auch Unions-Fraktionschef Kauder besteht auf der Einführung der im Koalitionsvertrag vereinbarten Zentren. „Hilfreich wäre es, wenn die Asylbewerber nicht mehr auf die Länder und Kommunen verteilt würden, sondern bis zum Abschluss ihres Verfahrens in bestimmten Einrichtungen verbleiben würden“, so Kauder. Aus diesen Zentren könnten sie leichter zurückgebracht werden, wenn sie keine Anerkennung erhalten. „Sie müssen kommen“, sagte er dem Nachrichtenmagazin Focus. Kauder zeigte sich zuversichtlich, dass die SPD das mitträgt. „Ein Staat muss das Recht durchsetzen, ansonsten verliert er den Respekt seiner Bürger – das wird auch zunehmend in der SPD so gesehen.“

Der Islam gehört nicht zu Deutschland. Deutschland ist durch das Christentum geprägt.

Horst Seehofer

Union und SPD haben im Koalitionsvertrag vereinbart, dass der Asylbewerber in den „Anker-Zentren“ in der Regel nicht länger als eineinhalb Jahre bleiben sollen, Familien ein halbes Jahr. Angestrebt werde, nur jene mit einer positiven Bleibeprognose auf die Kommunen zu verteilen. Dies ist auch eine Forderung der Kommunalverbände.

Für Dialog mit Muslimen

Den Satz „Der Islam gehört zu Deutschland“ hält Seehofer für falsch. „Der Islam gehört nicht zu Deutschland. Deutschland ist durch das Christentum geprägt. Dazu gehören der freie Sonntag, kirchliche Feiertage und Rituale wie Ostern, Pfingsten und Weihnachten“, sagte der CSU-Chef, dessen Ministerium auch für die Themen Migration und Heimat zuständig ist, der Bild-Zeitung. „Die bei uns lebenden Muslime gehören aber selbstverständlich zu Deutschland. Das bedeutet natürlich nicht, dass wir deswegen aus falscher Rücksichtnahme unsere landestypischen Traditionen und Gebräuche aufgeben.“

Der Satz war 2010 durch den damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff geprägt worden. Er hatte heftige Debatten ausgelöst. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat ihn sich ausdrücklich zu eigen gemacht. Andere haben Wulffs Satz widersprochen, Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) etwa mit exakt der gleichen Argumentation wie jetzt Seehofer.

Muslime müssen mit uns leben, nicht neben oder gegen uns.

Horst Seehofer

Seehofer kündigte an, erneut Islamkonferenzen einzuberufen, um über Integrationsprobleme von Muslimen zu diskutieren. „Wir müssen uns mit den muslimischen Verbänden an einen Tisch setzen und den Dialog suchen und da wo nötig noch ausbauen“, sagte er. Bei den bisherigen Konferenzen beriet der jeweilige Innenminister mit Islamverbänden und Muslimvertretern über Migrationsthemen. Seehofer sagte: „Meine Botschaft lautet: Muslime müssen mit uns leben, nicht neben oder gegen uns. Um das zu erreichen, brauchen wir gegenseitiges Verständnis und Rücksichtnahme. Das erreicht man nur, wenn man miteinander spricht.“

(dpa)