Eng verbunden: DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch Ende 2016 bei den Grünen. (Bild: Imago/Rüdiger Wölk)
Diesel-Jäger

Die Ideologie der Umwelthilfe

Immer mehr Zeitungsberichte beschäftigen sich kritisch mit dem Diesel-Ankläger, dem Verein Deutsche Umwelthilfe. Neben der Finanzierung stehen dabei vor allem die engen Verbindungen zu den Grünen im Fokus. Steckt reine Ideologie hinter der Kampagne?

Der nichtstaatliche Verein „Deutsche Umwelthilfe“ (DUH) wird immer kritischer beäugt. Nicht, weil man dem Überbringer der schlechten Nachricht ans Leder will, sondern weil dessen Botschaft und auch Geschäftsgebaren durchaus fragwürdig erscheint. Es beginnt mit der Finanzierung, hier gleicht die DUH einem simplen Abmahnverein.

Die DUH treibt einen Großteil ihrer Gelder durch Abmahnungen ein, etwa wenn Händler oder Makler die Energiekennzeichnung vergessen oder zu klein anbringen, wie der Tagesspiegel berichtete. Die Betroffenen müssen in der Regel eine Unterlassungserklärung abgeben und 245 Euro für das Abmahnschreiben bezahlen. Wenn man sich dann nochmal erwischen lasse, warte eine Vertragsstrafe von gut 5000 Euro, zahlbar an die DUH.

„Die DUH konzentriert sich darauf, den Staat und die Industrie zu zwingen, Umweltvorschriften einzuhalten“, sagt die DUH selbst. Wirtschaft und Verbraucherschützer sehen solche Abmahnmethoden sehr kritisch und versuchen, bei der EU gegen solche Machenschaften vorzugehen.

Toyota als finanzieller Förderer

Fragwürdig ist auch, warum die DUH seit Jahren für zwei Projekte (Dienstwagen-Check und Umwelt-Taxis) finanzielle Hilfe vom japanischen Autobauer Toyota erhält, der erst vor wenigen Tagen ankündigte, ganz aus der Diesel-Produktion auszusteigen. Die Toyota-Werke werden grossteils mit Atomstrom betrieben und die Hauptkonkurrenten der Japaner sind die deutschen Autobauer. DUH-Chef Jürgen Resch fährt zudem angeblich einen von Toyota bezahlten Hybrid-Prius, so die Bild-Zeitung. Die DUH empfiehlt neben Erdgas- und Elektro- auch Benzin-Hybrid-Antriebe. Deren Marktführer? Toyota!

Laut Focus gab es auch Verbindungen zu Dieselfilter-Herstellern. Und nach dem Handelsblatt unterstützte auch die amerikanische „Ford Foundation“, aufgebaut vom Sohn des Automobilpioniers Henry Ford, sowie die amerikanische „ClimateWorks Foundation“ mit mindestens vier Millionen Dollar seit 2010 finanziell die DUH bei Kampagnen für schärfere Grenzwerte – in Europa. Das hat die stellvertretende Geschäftsführerin des Vereins, Barbara Metz, auch eingeräumt, sagt aber, dass die DUH weder amerikanische noch japanische Autohersteller bei ihren Tests verschont habe.

Das grüne Ideologie-Netzwerk

Die Stuttgarter Zeitung hat herausgefunden, dass DUH-Chef Resch mit einem Netzwerk in Ministerien, Ämtern und Autoherstellern verbunden ist, dessen Mitglieder den Grünen oder dem bei Einführung der Grenzwerte verantwortlichen grünen Umweltminister Jürgen Trittin (1998-2005) nahe stehen. Darunter der langjährige DUH-Co-Geschäftsführer Rainer Baake und Jochen Flasbarth, 2009-2013 Chef des Umweltbundesamtes – beide unter Trittin im Umweltministerium. Resch war 2016 auch heftig beklatschter Gast bei der Bundesdelegiertenkonferenz der Grünen in Münster.

Die Grünen, da war doch was? „Ab dem Jahr 2030 wollen wir nur noch abgasfreie Neuwagen zulassen“, so steht es im grünen Wahlprogramm 2017. Auf Deutsch: Wir verbieten alle Verbrennungsmotoren, keineswegs nur die Diesel. Völlig abwegig scheint es also nicht, hinter der Diesel-Hysterie grüne Ideologie zu vermuten.

40 Mikrogramm pro Kubikmeter soll der Jahresmittelwert bei NO2 sein, bestimmte die EU 1999. Schon damals nannten Kritiker diesen Wert „willkürlich“. Dabei wurde im Trittin-Ministerium offenbar weggeschaut, vielleicht ganz bewusst. „Die Grenzwerte im Freien sind auf Druck von Interessengruppen zustande gekommen, die den Autoverkehr aus den Städten verbannen wollen. Sie sind politisch gesetzt und werden wissenschaftlich bemängelt“, sagt Wirtschaftsprofessor Walter Krämer in den Stuttgarter Nachrichten.

Und der Steuerzahler hilft

Während sich DUH-Chef Resch aufregte, dass die von ihm geforderte Nachrüstung alter Dieselautos mit Steuergeldern finanziert werden soll, wird sein Verein vom Steuerzahler mitfinanziert, wie der Focus ermittelte. 2016 flossen danach über Projektzuschüsse satte 4,2 Millionen Euro in die DUH-Kassen.

Das SPD-geführte Bundesumweltministerium und andere Ministerien fördern oder kooperieren aktuell bei 18 verschiedenen Projekten mit der DUH – so bei der „Informationskampagne Stickstoff“ (die auch Informationen in Schulen verbreiten soll), Zufluss 150.000 Euro. Die Sinnhaftigkeit der Projekte zieht nicht nur der Focus in Zweifel. Hier würden „Berliner Regierungstruppen öffentliche Gelder mit vollen Händen rauswerfen wie Karnevalisten ihre Kamelle“, schrieb Technikjournalist Holger Douglas.

Fragwürdige Thesen

Nach Wahrscheinlichkeitsrechnungen der DUH sterben 12.860 Menschen pro Jahr nur in Deutschland an NO2. Luftschadstoffe sind gesundheitsschädlich, das steht außer Zweifel. Möglicherweise auch NO2. Aber: Mediziner können bis heute keinen Kausalzusammenhang etwa zwischen den zunehmenden Lungen-Erkrankungen auch bei Nichtrauchern und NO2 beweisen. Denn schlechte Luft besteht aus mehreren Komponenten, die entweder einzeln, im Zusammenwirken oder gar nicht für die Erkrankungen verantwortlich sein könnten. Auch die Konzentration, ab der ein Stoff schadet, ist entscheidend. Zudem wurden offenbar andere Risikofaktoren wie Rauchen, Fettleibigkeit oder Alkoholkonsum nicht in die Studien einbezogen.

Durch Berechnungen von NOx auf Tote zu schließen, ist wissenschaftlich unseriös.

Hans Drexler, Umweltmediziner

„Stickoxide in einer so geringen Konzentration wie in unseren Städten können keine krankmachende Wirkung haben“, sagte Professor Martin Hetzel, Chefarzt an einer Stuttgarter Lungenfachklinik, dem Handelsblatt. Es sei deshalb „schlicht unmöglich, auch nur einen Todesfall“ darauf zurückzuführen. Ähnlich äußerte sich Professor Hans Drexler, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Arbeits- und Umweltmedizin. „Die Horrorzahlen von Feinstaubtoten oder Stickoxidtoten sind reiner Populismus“, sagte Matthias Klingner vom Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme in Dresden.