Mehr als Weiß-Blau: Die neue Kampagne für den bayerischen Tourismus will mit Bayern-Klischees aufräumen. Bild: Fotolia, MK-Photo
Bayerns Tourismuswerbung

Jenseits der Weißwurst

Gegen die Klischees will man für den Tourismus in Bayern werben - mit einem halbnackten, tätowierten Hipster. Der heißt immerhin Franz Josef und passt auch sonst recht gut ins Bild. Die Kampagne ist ungewöhnlich – zugleich aber auch zielführend, weil sie bundesweit für Schlagzeilen sorgt.

Klischees über den Bayern sitzen tief. Nur so ist zu erklären, dass die aktuelle Kampagne von Bayern Tourismus solche Wellen schlägt. Darin wirbt nämlich nicht etwa ein Trachtler im Biergarten oder vor einem Alpenpanorama mit einer Maß Bier in der Hand für den Freistaat, sondern ein tätowierter junger Mann mit nacktem Oberkörper und langem, roten Bart. „Tätowierter Hipster wirbt für Urlaub in Bayern“, schrieben Medien wie „Welt Online“. „Wofür wirbt dieser Bart-Hipster?“, fragte die „Hamburger Morgenpost“, um dann ganz überrascht Unglaubliches zu verkünden: für „Bayern, dieses Bundesland im Süden Deutschlands, das vor allem für Dirndl, Weizenbier und Oktoberfest steht“.

Bei dem halbnackten Mann, der im Rahmen der Tourismuskampagne „#EchtEinladend“ für sein Heimatland wirbt, handelt es sich um den Franz Josef Keilhofer (28) aus Bischofswiesen bei Berchtesgaden, der als Drechsler, Model und Nachhilfelehrer arbeitet und nebenbei in einer Band singt.

Gelebte Tradition

„Es ist sicherlich kein Bild, das einem Urlauber als erstes durch den Kopf geht“, erklärt der Geschäftsführer von Bayern Tourismus, Jens Huwald. „Aber mit Franz Keilhofer können wir eben auch zeigen, dass gelebte Tradition in Bayern durchaus ein anderes Gesicht haben kann. Ein bayerischer Landwirt, der zugleich als urbaner Hipster durch die Welt jettet, verkörpert genau das, was in Bayern abseits der gängigen Klischees existiert.“ Immerhin

Und die „Süddeutsche Zeitung“ macht den Drechsler, der sich sein Handwerk nach eigener Aussage per Youtube beigebracht hat, gleich zum „Held der Woche“ und weiß zu berichten, dass der junge Mann aus Bischofswiesen im nächsten Leben ein Baum sein will. Immerhin hat Bayern Tourismus damit erreicht, was sie wollten: dass die Welt jenseits des Weißwurst-Äquators mal wieder über Bayern spricht und den Freistaat als nicht ganz so klischeehaft wahrnimmt.