Innenstadt wird evakuiert
Nach dem Fund einer Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg muss ein Großteil der Augsburger Innenstadt evakuiert werden - und das am ersten Weihnachtsfeiertag. 54.000 Menschen müssen vorübergehend ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Es ist die größte Evakuierung in Deutschland seit dem Krieg.
Augsburg

Innenstadt wird evakuiert

Nach dem Fund einer Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg muss ein Großteil der Augsburger Innenstadt evakuiert werden - und das am ersten Weihnachtsfeiertag. 54.000 Menschen müssen vorübergehend ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Es ist die größte Evakuierung in Deutschland seit dem Krieg.

Ausgerechnet an Weihnachten wird in Augsburg für eine Bombenentschärfung die bundesweit größte Evakuierung seit dem Zweiten Weltkrieg stattfinden. Am ersten Weihnachtsfeiertag müssen dafür etwa 54.000 Menschen ihre Wohnungen verlassen.

Bombe leichter als befürchtet

Die Fliegerbombe ist jedoch deutlich kleiner als zunächst angenommen. Der Kampfmittelräumdienst habe das Gesamtgewicht des Sprengkörpers auf 1,8 Tonnen korrigiert, berichtete die Stadt. Zunächst waren die Experten von einer 3,8 Tonnen schweren Bombe ausgegangen.

Große Teile des Stadtzentrums betroffen

Der festgelegte Evakuierungsradius von 1,5 Kilometern rund um die Fundstelle und die Angaben zur möglichen Sprengkraft des Blindgängers blieben aber weiter gültig, teilte die Stadtverwaltung mit. In diesem Gebiet gibt es 32.000 Haushalte, große Teile des Augsburger Zentrums sind betroffen. „Wir haben ein sehr großes Evakuierungsgebiet“, sagte der Oberbürgermeister der Fuggerstadt, Kurt Gribl (CSU). „Es ist die größte Evakuierung, die uns bekannt ist.“

Nach derzeitigen Schätzungen werden am Sonntag 2.000 bis 2.500 Einsatzkräfte aus dem ganzen Freistaat deswegen in Bayerns drittgrößter Stadt im Einsatz sein. Neben den Einsatzkräften in Augsburg kommt unter anderem Unterstützung aus dem angrenzenden Landkreis Augsburg und dem östlichen Nachbarkreis Aichach-Friedberg.

Augsburger müssen bis 10 Uhr ihre Häuser verlassen haben

In Augsburg müssen die Menschen am Sonntag bis 10.00 Uhr ihre Wohnungen verlassen haben. Die Polizei wird dann kontrollieren, dass wirklich niemand mehr in dem Gebiet ist. Danach beginnt die Entschärfung, die schätzungsweise etwa fünf Stunden dauert. „Es ist nicht ausgeschlossen, dass es bis in die Abendstunden oder bis zum nächsten Tag dauert“, sagte Gribl.

Für die Betroffenen stehen mehrere Notunterkünfte bereit. Die Stadt geht aber davon aus, dass die meisten Bewohner bei der Familie oder Freunden unterkommen. «Eine zentrale Unterbringung von so vielen Menschen ist schlichtweg unmöglich», teilte Ordnungsreferent Dirk Wurm mit. Die Zivilbevölkerung hat sich ebenfalls bereits organisiert: Unter dem Schlagwort „Open doors“ bieten Menschen in der Region den betroffenen Augsburgern an, den Weihnachtstag bei ihnen zu verbringen.

Gribl wirbt für Verständnis

Oberbürgermeister Gribl warb nochmals für Verständnis, dass die Aktion an Weihnachten stattfindet. Damit keine Geschäfte und Büros schließen müssen und nicht der gesamte Berufsverkehr umgeleitet werden muss, könne ein so großer Einsatz nur an einem Sonn- oder Feiertag stattfinden. Die Entschärfung der am Dienstag bei Bauarbeiten entdeckten britischen Fliegerbombe dürfe nach Ansicht des Kampfmittelräumdienstes zudem nicht noch länger nach hinten geschoben werden. Es handelt sich demnach um den größten Blindgänger, der jemals in Augsburg gefunden wurde.

Evakuierung noch umfangreicher als in Koblenz 2011

Die bislang größte Evakuierungsaktion in Deutschland wegen einer Fliegerbombe fand im Jahr 2011 in Koblenz statt, dort waren 45.000 Einwohner betroffen. Eine weitere große Aktion gab es im Jahr 2015 in Köln. Dort wurden 20.000 Menschen in Sicherheit gebracht, um einen Blindgänger zu entschärfen.

Bombenfunde sind „Routine“ in der Region

In Bayerisch-Schwaben sind Bombenentschärfungen beinahe schon „Routine“. In und um Augsburg werden immer wieder nicht gezündete Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt. Die Alliierten hatten die Stadt mehrfach bombardiert. Bei den schlimmsten Angriffen durch US-amerikanische und britische Bomber wurden am 25. und 26. Februar 1944 große Teile der Stadt zerstört. Etwa 730 Augsburger starben damals, mehr als 1.300 Bewohner wurden verletzt. Die Region war mit den Messerschmitt-Flugzeugwerken ein bedeutender Rüstungsstandort der Nazis.