Jetzt auch Hochschulstandort: Burghausen. (Bild: Imago/Volker Preußer)
Hochschulstandorte

Studieren, wo die Chemie stimmt!

Mit der Eröffnung von gleich zwei neuen Campus-Standorten zeigt Bayerns Staatsregierung, mit welchem Einsatz sie Hochschulstandorte auf dem Land vorantreibt. Jetzt gibt es neue Zentren in Burghausen und Grafenau.

Burghausen hat jetzt einen Campus. Als Außenstandort der Hochschule Rosenheim wurde das neue Hochschulgebäude in der Grenzstadt von Kultusminister Ludwig Spaenle eröffnet. Formell werden am neuen Hochschulstandort Burghausen zum Wintersemester 2016/2017 zwei neue Bachelorstudiengänge gestartet: Chemieingenieurwesen und in Betriebswirtschaft, passend zum Chemiedreieck Burghausen. Nach einjähriger Planungs- und Bauphase feierte die Hochschule Rosenheim mit rund 400 Gästen die Eröffnung. In einem feierlichen Festakt hieß die Hochschule Rosenheim die rund 100 ersten Studierenden am Campus Burghausen herzlichen willkommen.

Das Besondere am Campus Burghausen ist das enge Miteinander zwischen starken Industriepartnern, einer hoch engagierten Stadt und der leistungsstarken Hochschule für angewandte Wissenschaften Rosenheim mit dem Ziel, das Potential der jungen Menschen aus der Region in besonderer Weise zu stärken und für die Region zu erhalten.

Ludwig Spaenle

Erwin Schneider, Landrat des Landkreises Altötting, freute sich für die Stadt Burghausen ganz besonders, da es „höchste Zeit für die Hochschulentwicklung in Burghausen und der Region sei“. Er betonte weiter, dass diese Forderung bereits seit Jahrzehnten gereift ist und nun endlich in die Tat umgesetzt werden konnte. „Burghausen ist nun nicht nur eine erfolgreiche Sportstadt und bekannt für ein ausgeprägtes Kulturleben, sondern auch als Hochschulstadt angesehen“, so Schneider.

Partnerschaft mit Kommunen und Unternehmen vor Ort

Der Campus Burghausen ist Bestandteil und Ergebnis der „wissenschaftsgestützten Struktur- und Regionalisierungsstrategie“, die das Ziel hat, an Standorten, an denen keine Hochschule ansässig ist, jungen Menschen ein Studien- und wissenschaftliches Qualifizierungsangebot zu unterbreiten und so entsprechende Fach- und Führungskräfte für die Region zu qualifizieren. Nebenbei lockt man so auch Unternehmen und junge Leute in diese Städte, verankert Hochschulen in der Region und stärkt sie durch eine Vernetzung von Hochschul- und Wissenschaftseinrichtungen. Spaenle betonte, was seit den 90er Jahren mit der engeren Knüpfung des Hochschulstandortnetzes umgesetzt wird:

Wissenschaftsgestützte Bildungseinrichtungen müssen zu den Menschen gebracht werden.

Ludwig Spaenle

In der historischen Klosteranlage Raitenhaslach bei Burghausen wurde schon im Juni das Internationale Begegnungszentrum der Technischen Universität München eröffnet. Auf insgesamt 1000 Quadratmetern bietet dieses Zentrum den Wissenschaftlern und Studierenden der TU München sowie externen Nutzern einen 190 Quadratmeter großen Tagungsraum im historischen Festsaal, elf Seminarräume und zwei Studierzimmer.

Unsere Überlegungen und Erwartungen wurden mit rund 100 Studienanfängern übertroffen und zeigen deutlich, dass der Bedarf in der Region da ist.

Professor Britta Bolzern-Konrad, Institutsleiterin

Der Freistaat Bayern stellt an den neuen Hochschulstandorten wie Burghausen das Personal und die technische Ausstattung, die Kommunen beteiligen sich in der Regel mit Räumlichkeiten. Ferner engagieren sich Unternehmen der einzelnen Regionen. Unterstützung von regionalen Weltkonzernen und dem Mittelstand ist dem Campus Burghausen sicher. Dieter Gilles, Werksleiter der Wacker Chemie AG, wart der festen Überzeugung, dass „dieser Campus eine Erfolgsgeschichte wird“. Insbesondere für die Industrie ist dies ein maßgeschneidertes Studienangebot, so Gilles weiter.

„Unsere Überlegungen und Erwartungen wurden mit rund 100 Studienanfängern übertroffen und zeigen deutlich, dass der Bedarf in der Region da ist“, so Institutsleiterin Professor Britta Bolzern-Konrad. Dies liege nicht zuletzt an der konzeptionellen Besonderheit beider Studiengänge. Somit sei es nicht verwunderlich, dass sich die Zukunft des Campus Burghausen bereits auf die Erweiterung der Gebäude und Labore konzentriere und die Planung und Konzeption weitere Studiengänge bevorstehe. Den Abschluss des Festakts bildete die symbolische Schlüsselübergabe an den ersten Bürgermeister der Stadt Burghausen, Hans Steindl, sowie an Hochschulpräsident Professor Heinrich Köster, Projektleiterin Bolzern-Konrad und Anton Steinberger. Ein in einem Glaskelch eingearbeiteter Schlüssel symbolisierte die Eröffnung des Campus Burghausen, an dem es für die Studierenden ab diesem Wintersemester heißt: „Studieren, wo die Chemie stimmt!“.

„Wissenschaft und Forschung erhöhen die Attraktivität der Region“

Und auch der Hochschulstandort Grafenau freut sich über Zuwachs. Bei einem Festakt eröffneten Staatssekretär Bernd Sibler und Bayerns Landwirtschaftsminister Helmut Brunner den neuen Technologie Campus in der Bayerwald-Stadt. „Der Technologie Campus ist bereits jetzt ein Innovationsmotor für die Region“, würdigte Wissenschaftsstaatssekretär Bernd Sibler die Bedeutung dieses Technologietransferzentrums, das zur Technischen Hochschule Deggendorf gehört.

Heute feiern wir die Einweihung eines wichtigen Mosaiksteins für die Bildungs- und Innovationsregion Bayerischer Wald.

Helmut Brunner

Wissenschaft und Forschung erhöhten die Attraktivität einer ganzen Region, sagte der Staatssekretär. „Davon sollen die Bürgerinnen und Bürger profitieren – überall im Land und gerade hier im Herzen des Bayerwaldes.“ Staatsminister Helmut Brunner betonte: „Heute feiern wir die Einweihung eines wichtigen Mosaiksteins für die Bildungs- und Innovationsregion Bayerischer Wald und gleichzeitig ein Paradebeispiel für Ortskernbelebung hier in Grafenau.“

Weitere Hochschul-Außenstellen

In den vergangenen Jahren wurden zwischen Regensburg und Rosenheim, Passau und Landshut vielfältige Vorhaben auf den Weg gebracht, Initiativen gefördert und Projekte umgesetzt. Im April wurde als Außenstelle der Technischen Hochschule Deggendorf der European Campus Rottal-Inn in Pfarrkirchen eröffnet. Der Studienbetrieb wurde mit den zwei Programmen Bachelor International Tourism Management/Health and Medical Tourism und dem Studiengang Medical Informatics erfolgreich aufgenommen.

Sie sind Impulsgeber für Forschung und Entwicklung in der Region und damit für die Wirtschaftsstruktur vor Ort von großer Bedeutung.

Bernd Sibler

Im Februar schilderte Bernd Sibler in seiner Halbzeitbilanz die Erfolge und weiteren Pläne der Regionalisierungsstrategie. Dazu gehörten in Südostbayern unter anderem:

  • geplante Studienangebote, die über den Wettbewerb “Partnerschaft Hochschule und Region” zustande kommen werden, darunter berufsbegleitende Bachelorstudiengänge in Abensberg, Cham, Tirschenreuth, Mühldorf am Inn, Hauzenberg, Straubing sowie der Aufbau eines innovativen Lernortes in Kemnath,
  • neue Studienangebote an den sogenannten Priorisierungsstandorten wie Pfarrkirchen, Mühldorf am Inn, Burghausen und Neumarkt/Oberpfalz,
  • der Ausbau des Wissenschaftszentrums Straubing und
  • die staatliche Grundfinanzierung von erfolgreichen Technologietransferzentren, von denen es insgesamt sieben in Südostbayern gibt.

Als besonderes Alleinstellungsmerkmal der südostbayerischen Hochschullandschaft nannte Sibler das “lebendige Netz an Technologietransferzentren”, die den Wissenstransfer zwischen Hochschulen und Unternehmen leisten sollen: “Sie sind Impulsgeber für Forschung und Entwicklung in der Region und damit für die Wirtschaftsstruktur vor Ort von großer Bedeutung. Ich freue mich, dass neben den bestehenden Zentren zwei weitere hinzukommen: ein Technologiecampus für Einkauf und Logistik in Grafenau und ein Technologie- und Innovationszentrum für Produktions- und Logistiksysteme in Dingolfing.”

Nächste Station: Nördlingen

Doch nicht nur Südostbayern profitiert. Nächste Station dieser Entwicklung ist Schwaben: Dort wird kommende Woche der Studiengang „Systems Engineering“ am Hochschulzentrum Donau-Ries der Hochschule Augsburg in Nördlingen eingeweiht. Auch hier hat Sibler sein Kommen angekündigt. In Nördlingen wird der CSU-Politiker die ersten Studierenden des neuen Studiengangs persönlich begrüßen.

(PM/dos/avd)