Der künftige Stromtrassenbetreiber Tennet hat jetzt bekanntgegeben, welche Trassenführungen er durch den Freistaat für möglich hält. (Bild: Imago/alimdi)
Stromtrassen

Keine Monster

Nach jahrelangen Diskussionen sind nun die Pläne des Betreibers Tennet zur Streckenführung der Stromtrassen bekannt. Zwar werden die Kabel jetzt - auf Drängen der CSU - unterirdisch verlegt. Dennoch ist nach wie vor unklar, wo genau die Trassen verlaufen werden. Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner setzt auf einen Dialog mit den Bürgern, um die sinnvollste Strecke zu entwickeln.

Die Planungen zu einer neuen Stromtrasse von Nord- nach Süddeutschland werden nach jahrelangen Debatten immer konkreter. Jetzt hat die künftige Betreiberfirma Tennet die betroffenen Bundestagsabgeordneten und die Bayerische Staatsregierung darüber informiert, in welchen Regionen des Freistaats die geplanten Stromtrassen verlaufen könnten. Der Netzbetreiber hat die möglichen Trassenverläufe auf seiner Internetseite öffentlich gemacht (Links siehe unten). Die Firma selbst sprach von einem Spinnennetz, weil es westliche und östliche Varianten gebe für eine Umgehung um jede Ortschaft. Ab Oktober will Tennet auf Info-Veranstaltungen in rund 30 Städten über die jeweils einen Kilometer breiten Trassenkorridore informieren.

Der Südostlink-Korridor aus Thüringen/Sachsen/Sachsen-Anhalt verläuft in Bayern mit vielen Trassenvarianten ungefähr über Hof, Mitterteich oder Bayreuth, Weiden, Schwandorf und Regensburg bis zum AKW Isar bei Landshut, wo man den Strom wegen der dort bereits bestehenden Netze gut verteilen kann.

Der Südlink-Korridor verläuft ebenfalls mit mehreren Varianten aus Hessen kommend etwa entweder über das AKW Grafenrheinfeld oder an Bad Kissingen und Gemünden vorbei, um Würzburg herum, über Giebelstadt oder Veitshöchheim nach Heilbronn in Baden-Württemberg.

Aigner setzt auf Bürgerdialog

Dabei hatte besonders die CSU in den Diskussionen nennenswerte Erfolge für die Bevölkerung erzielt: So wurde beschlossen, die Leitungen nicht, wie zuerst angedacht, in „Monstertrassen“ über der Erde zu verlegen, sondern sie unterirdisch verlaufen zu lassen. Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner hofft daher, die jahrelange Debatte über die Höchstspannungstrassen mit den jetzt bekannten konkreten Tennet-Planungen beenden zu können.

„Informationen darüber, was technisch und planerisch machbar erscheint, liegen auf dem Tisch. Es kommt jetzt darauf an, daraus gemeinsam mit den Bürgern die sinnvollste Streckenführung zu entwickeln“, sagte die CSU-Politikerin in einer ersten Stellungnahme. Wie schon in den letzten Monaten will sich die Ministerin weiterhin aktiv am Meinungsbildungsprozess in den betroffenen Regionen einbringen und weiterhin „Bürgerdialoge“ veranstalten, um Betreiber und Bürger an einen Tisch zu bringen und somit die „für alle Seiten beste Lösung“ zu erreichen.

Bundestagsabgeordnete reagieren verhalten optimistisch

Die Staatsregierung hatte bereits vorab Informationen zu den Routen für die „SüdLink“ und „SüdOstLink“ genannten Trassen erhalten und jetzt auch den Bayerischen Landtag und die bayerischen Bundestagsabgeordneten informiert, durch deren Wahlkreise die möglichen Strecken führen könnten. Von dort kommen verhalten optimistische Reaktionen. Der Bayreuther Abgeordnete Hartmut Koschyk etwa teilte in einer Stellungnahme mit, bei den Trassenkorridoren handle es sich bislang lediglich um „erste, noch völlig unverbindliche Vorschläge“. Zum Ende des ersten Quartals 2017 will Tennet einen Antrag mit einem präzisierten Trassenverlauf bei der Bundesnetzagentur einreichen. Erst danach beginnt das eigentliche Entscheidungsfindungsverfahren. Bis dahin begrüßte Koschyk – ebenso wie Ilse Aigner – den Dialogprozess mit den Bürgern vor Ort.

Freudenstein: Benötigte Flächen können landwirtschaftlich weitergenutzt werden

Auch der Wahlkreis der Regensburger CSU-Abgeordneten Astrid Freudenstein spielt in den Tennet-Planungen aktuell eine Rolle. Freudenstein zeigte sich in erster Linie zufrieden damit, dass alle Trassenmöglichkeiten in jedem Fall unter der Erde verlaufen werden – „das ist gut, dafür haben wir uns als CSU eingesetzt“, sagte Freudenstein. Besonders wichtig sei hier auch der Umstand, dass die benötigten Flächen nach der Fertigstellung wieder landwirtschaftlich genutzt werden könnten. „Gehölze mit tiefen Wurzeln oder eine Bebauung sind auf der Trasse aber dauerhaft nicht möglich“, schränkte die CSU-Frau ein. Bei der Trassenführung sei es besonders sinnvoll, die Stromkabel auf bereits benutzten Infrastrukturflächen zu verlegen – etwa am Rande von Autobahnen und Bundesstraßen.

Die Trassenführung sollte nach Möglichkeit vorhandene Infrastrukturen nutzen.

Martin Ehrenhuber, AKE-Vorsitzender

AK Energiewende: Trassenbau „unbedingt notwendig“

Dieses Argument wurde auch vom Landesvorsitzenden des CSU-Arbeitskreises Energiewende (AKE), Martin Ehrenhuber, in den Fokus gestellt. „Die Trassenführung sollte nach Möglichkeit vorhandene Infrastrukturen nutzen, im Einklang mit Mensch und Natur stehen und wirtschaftliche Gesichtspunkte berücksichtigten“, teilte Ehrenhuber mit. Aufgrund der Energiesituation in Deutschland sei der Bau neuer Trassen unbedingt notwendig, so der AKE-Chef. Nur durch sie könnten explodierende Strompreise langfristig bekämpft werden – „und das ist vor allem für Bayern von hohem Interesse“, sagte Ehrenhuber mit Blick auf den Freistaat als Flächenland und Standort vieler energieintensiver Unternehmen.

Wirtschaftsverbände sind zufrieden

Auf der Unternehmerseite ist man mit den jüngsten Schritten jedenfalls zufrieden. Der Geschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), Bertram Brossardt, teilte mit, es sei aus Sicht seines Verbandes „gut, dass jetzt eine Planungsgrundlage für die HGÜ-Leitungen vorgelegt wird und Tennet die Vorschläge in einer frühen Öffentlichkeitsbeteiligung diskutiert“. Nach der Einigung der großen Koalition sowie der Teilnehmer des bayerischen Energiedialogs auf die Erdverkabelung geht es auch für die vbw jetzt darum, die „sinnvollste Streckenführung“ zu finden und den Bau dann möglichst schnell umzusetzen.

Die Trassen-Karten als pdf-Datei bei Tennet:

Südostlink

Südlink