Die Menschen in Bayern haben ein wesentlich geringeres Risiko, in Armut abzurutschen, als die Menschen im Rest der Republik. (Bild: Imago/Westend61)
Neue Statistik

Bayern hat das geringste Armutsrisiko

Die Menschen in Bayern laufen am wenigsten Gefahr, in die Armut abzurutschen. Zu diesem Schluss kommt das Statistische Landesamt. Trotzdem gibt es auch in Bayern gefährdete Gruppen - besonders junge Menschen, ältere Frauen und Alleinerziehende sind bedroht. Die Staatsregierung setzt auf praktikable Konzepte und eine weiterhin gute wirtschaftliche Entwicklung.

Gute Nachrichten für die Menschen im Freistaat: Die Bayern unterliegen nach Angaben von Landesstatistikern bundesweit dem geringsten Armutsrisiko. Bayernweit seien lediglich 11,6 Prozent der Bürger armutsgefährdet. Sie hätten 2015 über weniger als 60 Prozent des mittleren bundesweiten Einkommens verfügt, berichtete das Statistische Landesamt in Fürth.

Diese Armutsdefinition ist zwar aus verschiedenen Gründen umstritten, beispielsweise weil sie als zu ungenau gilt, nur die Ungleichheit der Einkommensverteilung messe und auf regionale (z.B. Ost- und Westdeutschland, Süden und Norden) und individuelle Unterschiede keine Rücksicht nehme. Denn als arm gilt per Definition, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Nettoeinkommens zur Verfügung hat. Ob dieses Einkommen aber noch genug oder schon zu wenig ist für ein menschenwürdiges Leben, hängt von vielen Faktoren ab – etwa von der je nach Wohnort unterschiedliche Höhe der Miete und sonstigen Lebenshaltungskosten. Ein anderes Problem: Steigen in einem Land alle Einkommen, steigt nach dieser Interpretation automatisch auch die Armutsgrenze. Dies hat zur Folge, dass dennoch genauso viele Menschen als arm gelten wie vorher, auch wenn sie eigentlich mehr Geld zur Verfügung haben. Das gilt umgekehrt genauso, wenn alle Einkommen sinken, bleibt die Zahl der Armen dennoch gleich. Zudem wird bemängelt, dass staatliche Leistungen wie kostenlose Bildung, oder Förderungen für Kinderbetreuung, Bäder, Nahverkehr oder Miete nicht in das Einkommen eingerechnet werden – obwohl sie laut Schätzungen rund ein Viertel des verfügbaren deutschen Durchschnittseinkommen ausmachen.

Bayern deutlich besser als der Bundesschnitt

Dennoch: Auch in dieser Statistik zeigt sich, dass es sich im Freistaat besser lebt. Denn bundesweit lag die durchschnittliche Armutsgefährdungsquote 2015 bei 15,7 Prozent – Bayern steht mit den 11,6 Prozent also deutlich besser als der Bundesdurchschnitt da. Trotzdem gebe es auch im Freistaat gesellschaftliche Gruppen, die stark von Armut bedroht seien, räumte die Behörde ein. Dazu gehörten neben jungen Menschen vor allem ältere Frauen und Alleinerziehende. Von allen Vätern und Müttern in Bayern, die ihre Kinder ohne Partner aufziehen, seien im Vorjahr 36,7 Prozent armutsgefährdet gewesen. Bei jungen Erwachsenen bis 25 Jahren lag die Armutsquote bei 16,8 Prozent, bei Menschen ab 65 Jahren bei 16,7 Prozent.

Staatsregierung verspricht Unterstützung

Für die gefährdeten Gruppen hat die Bayerische Staatsregierung bereits Konzepte zum besseren Schutz angekündigt oder umgesetzt. Man tue schon heute viel, um das Armutsrisiko in Bayern möglichst gering zu halten, hieß es aus dem Sozialministerium. „Wir setzen auf Wachstum und Beschäftigung. Das ist das beste Mittel gegen Armut und für Generationengerechtigkeit“, sagte Sozialministerin Emilia Müller zu den guten Werten des Freistaats. „In Bayern herrschen mit der höchsten Erwerbstätigkeit und der aktuell niedrigsten Arbeitslosigkeit aller Bundesländer ideale Rahmenbedingungen.“