Die Wöhrder Wiese entlang der Pegnitz ist ein beliebtes Naherholungsgebiet. Hier findet sich ein neuer Kinderspielplatz, ein Biergarten und vieles mehr. (Foto: Wolfram Göll)
Sexuelle Übergriffe

Fahrrad-Polizisten für Nürnberg gefordert

Im Nürnberger Naherholungsgebiet Wöhrder Wiese und Wöhrder See häufen sich die sexuellen Übergriffe auf Joggerinnen: Bereits 50 „Pograpscher“-Delikte zählt die Polizei allein 2016. Aber es gibt auch Drogendelikte, Vandalismus und wilde Müllentsorgung. Die CSU-Stadtratsfraktion fordert neben mehr Videoüberwachung auch den Einsatz von Fahrradstaffeln durch Polizei und städtische Kräfte.

„Erneut fiel eine Spaziergängerin in der Nähe des Wöhrder Sees einem unbekannten Fahrradfahrer zum Opfer. Der Mann berührte die Frau unsittlich am Gesäß und verschwand dann in der Dunkelheit.“ Diese Polizeimeldung in den Nürnberger Nachrichten (NN) vom 18. September 2016 ist kein Einzelfall.

Das Polizeipräsidium Mittelfranken nennt auf Anfrage des Bayernkuriers rund 50 Fälle aus dem Bereich „Pograpscher im Umfeld Wöhrder See und Wöhrder Wiese“ – und das allein im Jahr 2016. Wie Elke Schönwald, Sprecherin des Polizeipräsidiums, betont, ist die Zahl dieser Sexualdelikte „deutlich angestiegen“. Im ganzen Jahr 2015 seien lediglich 25 solcher Delikte aktenkundig.

Die CSU-Stadtratsfraktion Nürnberg reagiert nun und fordert neben verstärkter Videoüberwachung (der Bayernkurier berichtete) den Einsatz von Fahrradstreifen der Polizei, der Sicherheitswacht und der kommunalen Behörden. Und zwar vor allem auf der Wöhrder Wiese und entlang des benachbarten Wöhrder Sees, aber auch in anderen Parks, Spielplätzen, Grünanlagen – sowie überall dort, wo man nicht oder nur schwerlich mit dem Auto fahren kann.

Sexualdelikte, Drogenkonsum und Vandalismus nehmen zu

Damit sollen nicht nur die genannten Sexualdelikte, sondern auch Vandalismus auf öffentlichen Plätzen und Spielplätzen, wilde Abfallentsorgung, Alkohol- und Drogenkonsum in Parkanlagen bekämpft werden. Durch die höhere Sichtbarkeit und augenfällige Präsenz der Ordnungskräfte würde sich auch ein Vorbeugungs-Effekt ergeben, so die CSU-Fraktion.

Wie CSU-Fraktionschef Sebastian Brehm betont, müssten „sowohl die subjektive als auch die tatsächliche Sicherheit“ im öffentlichen Raum verbessert werden. Hohe Fallzahlen bei Vandalismus, wilder Abfallentsorgung, Drogenkonsum in Parks und sexueller Belästigung von Frauen durch Radfahrer ließen auf „Lücken gerade im Bereich der Prävention und Ahndung“ schließen.

„Dutzende sexuelle Belästigungen von Frauen am Wöhrder See, regelmäßige Zerstörung von Sportplätzen oder Spielgeräten – zuletzt kurz vor der Neueröffnung des Spielplatzes am Fuchsloch – oder Glasscherben und Spritzbestecke in Sandkästen sind traurige Tatsachen“, kritisiert Brehm.

Fahrräder machen die Polizei flexibler und besser sichtbar

Die CSU-Stadtratsfraktion sieht eine Möglichkeit zur Verbesserung von Prävention und Aufklärung in der Mobilität der Sicherheitskräfte. Marcus König, verkehrspolitischer Sprecher der CSU-Fraktion: „Die Delikts- und Beschwerdelage der vergangenen Monate zeigt, dass es gerade bei sehr mobilen Störungen und Straftaten Lücken in der Aufklärung gibt. Daher sollten wir auch in der Mobilität von Ordnungs- und Sicherheitskräften flexibler werden.“

Das Sicherheitsbedürfnis der Menschen ist eines der wichtigsten Anliegen. Mehr Präsenz unterwegs schafft nicht nur ein besseres Gefühl, sondern erhöht auch die tatsächliche Sicherheit.

Sebastian Brehm

Neben dem bereits mehrfach beantragten Ausbau der Videoüberwachung – etwa an Bus- und U-Bahnstationen sowie am Wöhrder See –  fordert die CSU-Stadtratsfraktion daher, in Zusammenarbeit mit der Polizei den Einsatz sogenannter „Fahrradstaffeln“ zu prüfen, um Gewalt und Vandalismus im öffentlichen Raum nachhaltig entgegenzuwirken. Dazu Fraktionschef Sebastian Brehm: „Hochmobile Präsenz von Polizei oder beispielsweise auch der Sicherheitswacht auf dem Fahrrad, bietet die Möglichkeit dort schnell vor Ort zu sein, wo Kraftfahrzeuge schwer hinkommen oder der Weg zu Fuß zu lange für eine schnelle Reaktion dauert.“

Sicherheit und Sauberkeit

Wie die CSU weiter argumentiert, gebe es neben den klassischen Streifenwagen und den Fußstreifen der Polizei bisher nur sporadisch Einsätze auf dem Fahrrad, etwa bei der Verkehrspolizei. „Das Sicherheitsbedürfnis der Menschen ist eines der wichtigsten Anliegen. Mehr Präsenz unterwegs schafft nicht nur ein besseres Gefühl, sondern erhöht auch die tatsächliche Sicherheit“, so Brehm weiter.

Marcus König meint dazu: „Nicht zuletzt im Einsatz gegen sogenannte ´Kampfradler´ könnte die Fahrradstaffel effektiv agieren – die Fahrrad-Rowdies sind zu Fuß oder mit den PKW in der Regel nicht zu fassen.“ Auch im Bereich der städtischen Ordnungskräfte wären mobile Einsatzgruppen auf dem Fahrrad bei gleichem Personaleinsatz effektiver.

Andreas Krieglstein, Sprecher der CSU-Fraktion im Stadtrats-Ausschuss zum Service Öffentlicher Raum (SÖR), betont, auch kommunale Kräfte könnten effektiver für Ordnung sorgen, wenn sie mit Fahrrädern ausgestattet wären: „Bei der NOA-Parkaufsicht gibt es bereits Fahrräder und auch beim Team Sicherheit und Sauberkeit wäre ein Einsatz überlegenswert. Ohne zusätzliche Mitarbeiter könnte so ein wesentlich größeres Gebiet in der gleichen Zeit bestreift werden.“

Nürnberger Polizei hat bereits erfolgreiche Fahrrad-Einsätze gefahren

Wie Polizeisprecherin Schönwald gegenüber dem Bayernkurier weiter betont, ist es unklar, ob es sich bei den „Po-Grapschern“ um ein und dieselbe Person handelt, denn die Täterbeschreibungen weichen voneinander ab, allerdings gehe die Tat auch sehr schnell vor sich, der oder die Täter seien gleich wieder verschwunden.

Die Polizei bittet die betroffenen Frauen, sofort die Polizei zu verständigen und auch keine Hemmungen zu haben, die Notrufnummer 110 zu wählen: „Wenn wir die Meldung erst eine Stunde später bekommen, ist es sehr schwierig, den Täter noch zu fassen“, so Elke Schönwald. Außerdem sollten die Frauen die Kleidung nicht waschen, damit eventuelle Spuren des Täters gesichert werden könnten.

Wie Polizeisprecherin Schönwald weiter erklärt, setzt die Nürnberger Polizei seit 2013 bereits erfolgreich Fahrradstreifen ein. Allerdings habe es sich dabei nur um anlassbezogene Einsätze von Streifenbeamten gehandelt – und zwar in Zivil, „da es derzeit keine geeignete Uniform für Fahrradfahrer gibt“. Die einzelnen Einsatzörtlichkeiten würden aus ermittlungstaktischen Gründen nicht bekanntgegeben, so die Sprecherin weiter.

(NN/PM/wog)