Staubige Stollen: Das Erkundungsbergewerk Gorleben, in dem die Lagerung von Atommüll getestet wird. Seine Genehmigung läuft bereits 2034 ab. (Foto: imago/Kai Horstmann)
Umwelt

Atommüll in der Zeitlücke

Die Bundestags-Kommission, die das Verfahren zur Endlagersuche definiert hat, veröffentlicht ihren Abschlussbericht. Darin bemängeln die Experten, dass die Genehmigungen der Zwischenlager für abgebrannte Brennelemente ablaufen, bevor das Endlager in Betrieb geht. Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf warnt, die Zwischenlager dürften sich nicht "schleichend zu Endlagern entwickeln".

Die Suche nach einem Endlager für die Abfälle aus deutschen Kernkraftwerken zieht sich noch Jahre hin. Auch bayerische Standorte sind weiterhin im Gespräch. Bis die gelben Tonnen mit Atommüll in einem Bergwerk endgültig untergebracht werden, sind viele erst einmal auf dem Gelände der Kraftwerke zwischengelagert. Dies wird wohl noch für sehr lange Zeit so bleiben.

Das Delta des auslaufenden Atom-Zeitalters

Die „Kommission Lagerung hoch radioaktiver Abfallstoffe“ erinnert in ihrem Abschlussbericht, den sie schon im Juni beschlossen und jetzt vollständig veröffentlicht hat, an ein drängendes Problem: „Schon bei der optimistischen Zeitstruktur des Standortwahlgesetzes kommt es zu einem zeitlichen Delta zwischen dem Auslaufen der derzeitigen Genehmigungen für die Standortzwischenlager und der Einlagerung der ersten Behälter in das Endlager, erst recht bis zur vollständigen Einlagerung aller Behälter.“ Diese Zeitlücke könne „von einem halben Jahrzehnt bis hin zu vielen Jahrzehnten dauern“, je nachdem ob es im Verfahren zu „Verzögerungen, Rückschlägen oder Rücksprüngen“ kommt.

Der Bericht listet sämtliche Zwischenlager auf. Für Bayern: am Standort Isar stehen künftig 119 Behälter mit abgebrannten Brennelementen, sowie 7 Behälter mit hoch und mittel radioaktiven Abfällen aus der Wiederaufbereitung. Für alle läuft die Zwischenlager-Erlaubnis im März 2047 aus. Diese Genehmigungen ließen sich zwar laut Kommission „grundsätzlich verlängern“. Aber die Experten mahnen die Behörden, dies „nicht unreflektiert zu tun“. Zu beachten sei: „Dass die Zwischenlagerung von radioaktiven Abfällen für die aktuell lebende Generation eine deutlich greifbarere Bedeutung hat als ein Endlager, welches erst in einigen Jahrzehnten seinen Betrieb aufnehmen wird.“

Endlager nicht vor 2050 in Betrieb

Die Kommission, die im Auftrag des Bundestages das Verfahren für die Auswahl eines nationalen Endlagerstandorts definieren sollte, rechnet mit der Inbetriebnahme ab 2050. Falls keine Verzögerungen dazwischen kommen. Die Energiewende nach dem Super-GAU von Fukushima war flugs verkündet – das lange und dicke Ende des Atom-Zeitalters folgt nach der Zeitrechnung der Endlager-Kommission aber erst noch.

Die zügige Suche eines Endlagers sollte angestrebt und gewollt sein.

Ulrike Scharf, Umweltministerin

Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf mahnte in einem „Sondervotum“, dass dem Kommissionsbericht angefügt ist: „Auch im Hinblick auf die Räumung der Standortzwischenlager sollte die zügige Suche eines Endlagers angestrebt und gewollt sein.“ Es sei nicht hinnehmbar, „dass sich die Zwischenlager schleichend zu faktischen Endlagern entwickeln“.