Auf dem Gäubodenfest gibt es sieben Festzelte. (Bild: Fotowerbung Bernhard/fkn)
Gäubodenvolksfest

Wie die Wiesn, aber anders …

Rund 3000 Trachtler und Musiker ziehen am 12. August zum Start des Gäubodenfestes zur Festwiese in Straubing. 1,4 Millionen Besucher werden erwartet. Mehr Personal, ein Social-Media-Team und Rucksackkontrollen sorgen in diesem Jahr für verstärkte Sicherheit auf dem zweitgrößten Volksfest Bayerns.

Gegen die Dimensionen des Oktoberfest zu trumpfen ist schwierig: Hier haben im letzten Jahr knapp sechs Millionen Besucher 7,5 Millionen Liter Bier getrunken. In der größten Festhalle der insgesamt 16 Festzelte haben 11.000 Gäste Platz. Doch auch das Gäubodenfest im niederbayerischen Straubing entwickelt sich immer mehr zum einem Volksfest der Superlative. Immerhin stehen hier sieben Zelte auf dem Festgelände, im größten können 6000 Besucher sitzen. 800.000 Liter wollen die Wirte zum diesjährigen Spektakel verkaufen. 1,4 Millionen Einwohner werden erwartet  – das sind etwa 31-mal so viele, wie in Straubing wohnen.

Zwischen Brieftauben und Wasserski

Doch anders als beim Oktoberfest fliegen beim Gäubodenfest Brieftauben und Modellflugzeuge. Sportler beweisen ihre Künste beim Wasserski und in der Hockeyhalle. Es gibt Fußball-, Tischtennis- und Handballturniere. Insgesamt 70 kulturelle und sportliche Events begleiten das elftägige Volksfest.

Premieren im Vergnügungspark

670 Fahrgeschäft- und Standbesitzer haben sich um einen der raren Standplätze auf dem Volksfest beworben. Zugelassen wurden 130 Geschäfte, 15 davon für den historischen Festbereich. Ihre Premiere feiern eine Looping-Schaukel und der „Encounter“. Er bietet eine Begegnung der dritten Art mit Hightech-Spezialeffekten. Zum ersten Mal am Straubinger Gäubodenvolksfest können sich Karusselfans auch auf einen 40 Meter hoher Propeller wagen, der rasante Überkopffahrten und erhöhte Aussicht bietet.

Zäune und Wiesenwachen

Nach den Attacken und Terroranschlägen in Würzburg, Ansbach und München haben die Veranstalter das Sicherheitskonzept erweitert. Mehr Personal und Videoüberwachung, vom Stromnetz unabhängige Beleuchtung, deutlich gekennzeichnete Rettungswege sowie Zentralen für die Wiesenwachen sollen das zweitgrößte Volksfest in Bayern sicherer machen.

Neu ist in diesem Jahr ein mehrstufiges Kontrollsystem. Es beginnt im Umfeld des Veranstaltungsgeländes, geht weiter über Kontrollen an den Eingängen und auf dem Festplatz und reicht bis zu den Festzelten. Deshalb sind sowohl mehr Polizisten als auch Mitarbeiter privater Sicherheitsdienste im Einsatz. Komplett abriegeln können sie das Gelände allerdings nicht. Stattdessen kanalisieren sie die Besucherströme an strategischen Stellen. Dabei helfen zusätzliche Zäune.

Mehr Kontrollen und Social-Media

Ein generelles Rucksackverbot wird es nicht geben, allerdings verstärkte Taschen- und Personenkontrollen. Die Veranstalter empfehlen deshalb, auf Rucksäcke und Taschen zu verzichten, sollten sie nicht unbedingt gebraucht werden.

Wir bitten darum, im eigenen Interesse auf Kontrollen mit Verständnis zu reagieren.

Markus Pannermayr, Straubinger Oberbürgermeister

Sollten Warnhinweise nötig sein, setzt die Polizei neben Lautsprecherdurchsagen auf die sozialen Medien. Dazu begeleitet ein Social-Media-Team des Polizeipräsidiums Niederbayern das Gäubodenvolksfest mit Meldungen via Facebook oder Twitter.

Zur Wahrheit gehört aber auch: Eine hundertprozentige Sicherheit kann niemand garantieren. Dies gilt auch für das Gäubodenvolksfest als offenes Fest in der Tradition bayerischer Volksfeste.

Markus Pannermayr, Straubinger Oberbürgermeister

Straubing wird zum größten Shopping-Center

Parallel zum Gäubodenvolksfest nutzen die Niederbayern die Chance, Besucher im Rahmen der Ostbayernschau Produkte und Innovationen an den Mann zu bringen. Und das auch Open-Air. Denn etwa ein Viertel der 8,5 km langen „Erlebnisalleen“ sind unter freiem Himmel. Dort lassen beispielsweise Künstler und Kunsthandwerker aus der Region Besucher über ihre Schultern schauen. Insgesamt präsentieren auf der Ostbayernschau 750 Aussteller unter anderem Leckereien, Dekoartikel für den Garten oder energieeffiziente Baumaterialien. Zehn Prozent von ihnen kommen aus dem Ausland. Damit wird Straubing zum größten Shopping-Center Bayerns. Bauherren, Hobby-Gärtner, Landwirte, Hausfrauen oder die Liebhaber kulinarischer Spezialitäten kommen hier auf ihre Kosten. Rund 400.000 Besucher zieht die Veranstaltung vom 13. bis 21. August neben dem Volksfest an. Der Eintritt in die insgesamt 17 Hallen ist kostenlos. Mehr als 200 Unternehmen sind zum ersten Mal dabei.

Traditionell am stärksten präsent: Bauen und Wohnen mit 142 Ausstellern. Besonders im Fokus stehen die Zukunftstrends kostengünstiges und nachhaltiges Bauen, Fertighäuser, Energieeffizienz und die Energieversorgung aus regenerativen Quellen wie der Sonne. Stark vertreten sind auch die Branchen Haushalt und Elektro, Gartenbedarf, Land- und Forstwirtschaft sowie Nahrungs- und Genussmittel. Unter dem Motto „Bier in Bayern“ präsentiert der Tourismusverband Ostbayern Einblicke in die Bayerische Landesausstellung, die derzeit im niederbayerischen Aldersbach stattfindet.

Übrigens: In einer Sache ist es für Besucher gewiss von Vorteil, dass das Gäubodenfest noch unter den Dimensionen des Oktoberfestes bleibt. Der Bierpreis wird in diesem Jahr zwischen 8,90 und 8,95 Euro für die Maß liegen. In München kostet sie hingegen zwischen 10,40 und 10,70 Euro.

Gäubodenvolksfest: Ein Landwirtschaftsfest mit Tradition

Die Geschichte des ehemaligen Landwirtschaftsfest reicht bis 1812 zurück. Damals rief König Maximilian I. Joseph das Vereinsfest im Unterdonaukreis durch ein Dekret ins Leben. Im Mittelpunkt: Zuchtschauen, landwirtschaftliche Anbaumethoden und ein Pferderennen. Der Name leitet sich vom Gäuboden ab. Das ist ein geografisch nur grob definiertes Gebiet, in dessen Zentrum Straubing liegt. Das Volksfest beginnt immer am Freitag vor dem zweiten Samstag im August und dauert elf Tage.