Gedenkakt im Landtag: Horst Seehofer zum Amoklauf von München und den Anschlägen von Würzburg und Ansbach. (Bild: Imago/Zuma Press)
Amoklauf

Gedenken an die Opfer

München gedachte bei einem ökumenischen Gottesdienst und einer Trauerfeier im Landtag der neun Toten des Amoklaufes am Freitag vor einer Woche. "Die schrecklichen Attentate in Würzburg, Ansbach und München haben sich in unsere Herzen eingebrannt. Sie haben die Welt für uns verändert", sagte Ministerpräsident Horst Seehofer. Die Menschen hätten ein Recht auf Sicherheit.

Nach den drei tödlichen Gewalttaten in Bayern hat CSU-Chef Horst Seehofer erneut von der Bundesregierung mehr Engagement im Kampf gegen den Terrorismus gefordert. „Sicherheit ist das höchste Gut einer Demokratie, die oberste Pflicht des Staates. Eine Regierung darf nicht tatenlos zusehen, wenn die Sicherheit der Bevölkerung auf dem Spiel steht“, sagte der bayerische Regierungschef am Sonntag bei der offiziellen Trauerfeier für die Opfer des Amoklaufs von München im Landtag, an der neben Bundespräsident Joachim Gauck auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sowie SPD-Chef und Vizekanzler Sigmar Gabriel teilnahmen.

Gegen Gewalt und Terror

„Die Menschen in unserem Land haben ein Recht darauf, dass wir entschlossen gegen jede Form von Gewalt und Terror vorgehen“, betonte Seehofer. „Die schrecklichen Attentate in Würzburg, Ansbach und München haben sich in unsere Herzen eingebrannt. Sie haben die Welt für uns verändert.“ Der Ministerpräsident zeigte sich schockiert und erschüttert. Dies sei der schwierigste Moment in seinem Leben, sagte Seehofer. Die Anteilnahme so vieler Menschen habe ihn jedoch dankbar und hoffnungsvoll gestimmt.

Die schrecklichen Attentate in Würzburg, Ansbach und München haben sich in unsere Herzen eingebrannt. Sie haben die Welt für uns verändert.

Horst Seehofer

Zur Trauerfeier waren auch die Familien der neun Todesopfer eingeladen. Bei dem Trauerakt im bayerischen Landtag rief Bundespräsident Gauck zu mehr Aufmerksamkeit, Verständnis und Hilfe für psychisch Kranke auf. „Sie werden uns nicht zwingen zu hassen, wie sie hassen. Sie werden uns nicht in der Gefangenschaft immerwährender Furcht halten“, betonte Gauck. „Eines werden wir den Attentätern und Amokläufern nicht geben: Unsere Unterwerfung.“

Gedenkgottesdienst im Liebfrauendom

Zuvor hatte es einen ökumenischen Gottesdienst im Münchner Liebfrauendom gegeben. Mit Appellen für Frieden und religiöse Toleranz haben dort Angehörige und Vertreter aller Kirchen der Opfer des Amoklaufs von München gedacht. Der Münchner Kardinal und Erzbischof Reinhard Marx und der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm leiteten am Nachmittag gemeinsam die Feier im Münchner Liebfrauendom. An dem ökumenischen Gottesdienst nahmen auch Bundespräsident Gauck, Bundeskanzlerin Merkel, Ministerpräsident Seehofer und Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) teil.

Hass und Gewalt werden keine Macht über unsere Herzen gewinnen.

Reinhard Marx, Kardinal

Kardinal Marx wandte sich direkt an die Angehörigen der Opfer, sprach ihnen Anteilnahme aus und versuchte, Trost zu spenden: „Diese Toten sind nicht ins Nichts zurückgestoßen. Sie leben.“ Versöhnung sei das Gebot der Stunde. Nicht das Trennende, sondern das Verbindende müsse ins Blickfeld rücken – unabhängig von Religion und Herkunft: „Was uns verbindet, ist das Mensch-Sein“, betonte Marx. Der evangelische Landesbischof Bedford-Strohm sprach angesichts der Amoktat mit zehn Toten von der Notwendigkeit eines neuen Gottvertrauens: „Ein Vertrauen, das uns von der Lähmung in eine Freiheit führt.“ Er erinnerte an Zeichen der Hoffnung, die auch die Reaktion auf die schreckliche Tat gezeigt habe. Mit ihrer Hilfsbereitschaft unmittelbar nach dem Amoklauf hätten die Menschen gezeigt, dass man der Gewalt nicht hilflos ausgeliefert sei. „Hass und Gewalt werden keine Macht über unsere Herzen gewinnen“ – wenn die Menschen füreinander da seien.

Wer einen Menschen tötet, so ist es, als ob er alle Menschen tötet.

Dhahri Hajer, Muslimrat München

Da sieben der Getöteten Muslime waren, sprach auch eine Vertreterin des islamischen Glaubens ein Gebet. „Allah, wir bitten Dich um Hilfe für uns, unsere Menschlichkeit nicht zu verlieren“, sagte Dhahri Hajer vom Muslimrat München. Alle Menschen seien Kinder Adams, betonte sie, unabhängig von Nationalität, Religion oder Hautfarbe. Sie erinnerte an den Koran, in dem es sinngemäß heiße: „Wer einen Menschen tötet, so ist es, als ob er alle Menschen tötet.“ An Allah richtete sie den bewegenden Appell: „Beschütze diese schöne Stadt und ihre Bewohner, beschütze Deutschland.“

Ein 18-jähriger Deutsch-Iraner hatte beim Münchner Olympia-Einkaufszentrum am Freitag vor einer Woche neun Menschen erschossen, darunter vor allem Jugendliche. Anschließend tötete er sich selbst.

Eltern des Täters wussten nichts von Plänen für Amoklauf

Gut eine Woche nach dem Amoklauf von München hat sich der Vater des Täters erstmals zu Wort gemeldet und über Morddrohungen gegen ihn berichtet. „Mir geht es schlecht. Wir bekommen Morddrohungen. Meine Frau weint seit einer Woche. Unser Leben in München ist erledigt“, sagte Masoud S. der Bild am Sonntag. Der Vater gab an, dass er von den Plänen seines Sohnes keine Ahnung hatte. „Von einer Waffe habe ich nichts gewusst.“ Die Pistole hatte der Sohn sich offenbar heimlich im Internet besorgt.

S. berichtete weiter, dass sein Sohn ihm nie erzählt habe, wie er in der Schule gemobbt wurde. Vor vier Jahren erfuhr er jedoch über einen Mitschüler davon, wie er berichtete. „Ich habe Ali von der Schule genommen und mit der Lehrerin gesprochen“, sagte er der BamS. „Einige der mobbenden Mitschüler habe ich angezeigt.“ Doch seien die Ermittlungen eingestellt worden.

(dpa)