Wandern auf dem Fränkischen Gebirgsweg bei Waischenfeld. (Bild: FrankenTourismus/FRS/Hub)
Fränkische Schweiz

Bald 3000 Kilometer Wanderwege online

In der Fränkischen Schweiz gibt es einige der schönsten Wanderwege Deutschlands. Nun werden sie noch besser digital erschlossen, beispielsweise für Touristen, die online Touren planen wollen. Bis Ende 2022 sollen volle 3000 Kilometer Wanderwege in der Fränkischen Schweiz digital erfasst sein – mit Bodenbeschaffenheit, Profil, Sehenswürdigkeiten sowie Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten.

Mit 1,26 Millionen Euro sollen in den kommenden sechs Jahren die 3000 Kilometer offizielle Wanderwege in der Fränkischen Schweiz digital erfasst werden. So kann spätestens ab 2022 jeder Tourist seine individuelle Wanderung in einer der schönsten Regionen Deutschlands auf einem neuen Wanderportal im Internet detailliert und anschaulich planen – noch viel besser als bisher. Der Start des Projekts ist im August dieses Jahres.

Im Einzelnen sollen Bodenbeschaffenheit, Steigungen, Höhenprofil, Sehenswürdigkeiten sowie Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten erfasst und dokumentiert werden – und dabei natürlich auch die rund 80 legendären Kleinbrauereien, die in der Fränkischen Schweiz mit ihrer ebenso beeindruckenden wie erfrischenden Vielfalt an würzigen Landbieren und deftigen Brotzeiten aufwarten.

Jeder kann seine eigene Tour perfekt zusammenstellen

„Der Nutzer kann sich seine Tour hinsichtlich sportlichem Anspruch, Wegequalität und landschaftlicher Attraktivität selbst zusammenstellen und optimieren. Höhenprofil, Länge und Wegebeschaffenheit wird auf Knopfdruck für die individuelle Auswahl zusammengestellt, ausgedruckt und im GPS-Format zur Verfügung gestellt“, erklärt der Forchheimer Landrat Hermann Ulm (CSU) dem Bayernkurier. Außerdem werden Rettungspunkte eingeführt, die bei Verletzungen und Unglücken ein schnelles Auffinden von verletzten Personen gewährleisten, so der Landrat.

Die Beschilderung wird vereinheitlicht, so dass sich dem Wanderer überall ein gleiches Bild bietet und die Identifikation mit der Region erleichtert wird. Landrat Ulm: „Damit einher geht eine Homogenisierung der Qualität der Beschilderung, da erstmals über die Markierungsrichtlinien hinaus über Ortsgruppen hinweg eine Zielhierarchie entwickelt wird, die eine für den Wanderer nachvollziehbare und durchgängige Zielangabe ermöglicht.“

GPS-Routing verrät, ob der Wanderer auf dem rechten Pfad wandelt

Die Wanderwege werden außerdem komplett mit GPS-Koordinaten erschlossen, ein regelrechtes Wegekataster aufgestellt, so dass später jeder Nutzer von unterwegs mit dem Smartphone per GPS-Routing kontrollieren kann, ob er noch auf dem rechten Pfad wandelt. Wenn Wege kurzfristig gesperrt oder verlegt werden, wird dies in Echtzeit online wiedergegeben und ebenfalls per GPS aufs Smartphone gesendet.

Vor Ort sollen alle Wegweiser vereinheitlicht werden, „ohne dass ein Schilderwald entsteht“, außerdem werden einheitliche und übersichtliche Wanderkarten an Kreuzungen, Parkplätzen und in Ortschaften aufgestellt. So wichtige Kleinigkeiten wie Sitzbänke und Abfalleimer werden auf Vordermann gebracht: Ein General-Frühjahrsputz für das Wanderwegenetz der Fränkischen Schweiz also. Unter anderem entstehen neue, blaue Kultur-Infotafeln an metallenen Stelen, wie der Nordbayerische Kurier berichtet. In Schulungen sollen die rund 140 Wander- und Wegewarte der Fränkischen Schweiz die GPS- und Datenbank-Technik umfassend erlernen.

EU-Projekt LEADER trägt Löwenanteil bei

Das Wanderwegenetz in der „Fränkischen“ ist mit unterschiedlicher Gewichtung auf fünf Landkreise verteilt: Bayreuth (36 Prozent), Forchheim (31 Prozent), Bamberg (14 Prozent), Lichtenfels (12 Prozent) und Kulmbach (7 Prozent). Die fünf Landkreise tragen insgesamt 126.200 Euro bei, aufgeteilt nach ihren jeweiligen Anteilen. Weitere 252.400 Euro kommen von der Oberfrankenstiftung in Bayreuth, den Löwenanteil von 883.500 Euro indes trägt die EU-Förderinitiative LEADER. Es ist das bisher größte Projekt der EU-Initiative LEADER in Oberfranken.

In typisch fränkischer Zurückhaltung bewertet der Forchheimer Landrat Ulm die digitale Wanderweg-Erhebung so: „Das kann wirklich etwas für die Region bringen.“ Die Übergabe der Förderbescheide nennt er „einen guten Tag für die Fränkische Schweiz, auch aus kultureller Sicht“, entsteht doch auch ein eigenes Hinweistafel- und Thementafel-System für die kulturellen Schätze am Wegesrand – von prähistorischen Tropfsteinhöhlen mit Urmenschen- und Bärenskeletten über die vielen pittoresk auf Felsen thronenden mittelalterlichen Burgen bis zu den vielen denkmalgeschützten Fachwerkhäusern.

Fränkische Schweiz als „Wanderregion par exellence“ positionieren

Der Bamberger Landrat Johann Kalb (CSU) ist ebenfalls sehr erfreut über das Projekt: „Ich bin mir sicher, dass wir mit diesem Projekt die Qualität des Wanderangebotes deutlich verbessern werden und zusätzlich mit einer Vereinheitlichung der Beschilderung, aber auch der Digitalisierung der Wanderrouten den gesteigerten Gästeerwartungen gerecht werden.“

Kalb hebt gegenüber dem Bayernkurier hervor, dass es „Ziel aller Beteiligten“ ist, „die Fränkische Schweiz als Wanderregion par excellence“ auf dem weiter wachsenden Markt für das Thema Wandern zu positionieren. „Hier ziehen alle Akteure, die Wandervereine, die Gemeinden, die Landkreise und die Lokalen LEADER-Aktionsgruppen an einem Strang“, lobt Landrat Kalb.

Für jeden Ort: Kultur und Gastronomie in Kurzform

Im Landkreis Bamberg sind bereits rund 500 Kilometer Wanderwege digital erfasst, rechnet der Landrat vor. „Verschiedene Streckenabschnitte vorhandener Wanderwege wurden zu konkreten Routenvorschlägen zusammengefasst“, erzählt er. Sie werden in der Wanderbroschüre „Wandern in und um Bamberg“ erklärt und werden dadurch natürlich auch beworben.

„Der Landkreis Bamberg profitiert natürlich von dem künftig einheitlichen System der Beschilderung, die ja auch die Darstellung des Kulturinventars vor Ort umfasst“, ist sich Landrat Johann Kalb sicher. „Durch die Einbindung von örtlicher Gastronomie und Beherbergungsbetrieben soll deren Fortbestand gesichert oder auch ausgebaut werden.“ Daneben würden auch öffentliche Verkehrsverbindungen im Verkehrsverbund VGN sowie die Notfallpunkte integriert, so dass ein umfassendes Paket rund um das Thema Wandern entstehe.

„Die Hauptaufgabe des Landkreises wird in der touristischen Vermarktung dieses Pakets liegen“, umreißt Kalb die künftige Aufgabe seiner Behörde. Die Instandhaltung und Pflege der Wege und der Beschilderung werde weiterhin ehrenamtlich von den Wandervereinen geleistet. Bei der später folgenden Vermarktung der Wandertouren und Wanderwege sowie der Angebotsgestaltung würden die Touristiker verstärkt eingebunden werden.