Zweifelhaft: Wenn Moscheen in Deutschland von Saudi-Arabien oder der Türkei finanziert werden, stößt das auf Kritik. (Bild: Imago/Friedrich Stark)
Umfrage

Der Islam gehört nicht zu Deutschland

Gehört der Islam zu Deutschland? Fast zwei Drittel der Deutschen sagen laut einer Umfrage "Nein", bei AfD-Anhängern sind es sogar 94 Prozent. 58 Prozent sagten, die großen Parteien kümmerten sich zu wenig um ihre Bedenken gegenüber dem Islam. Und die Angst vor einem Terroranschlag ist so groß wie nie.

Für 60 Prozent der Bundesbürger gehört der Islam nicht zu Deutschland. Nur jeder Dritte (34 Prozent) ist gegenteiliger Ansicht, wie aus einer aktuellen Infratest dimap-Umfrage im Auftrag des WDR hervorgeht. Im Jahr 2010 hatten noch 49 Prozent der Aussage des damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff zugestimmt, dass der Islam zu Deutschland gehöre. 47 Prozent lehnten diese Aussage damals ab.

Eine Mehrheit von 58 Prozent der Deutschen meint, die etablierten Parteien CDU/CSU, SPD, Grüne, Linke und FDP kümmerten sich nicht ausreichend darum, dass Sorgen und Bedenken gegenüber dem radikalen Islam ernst genommen werden. Zufrieden mit den etablierten Parteien zeigten sich in dieser Hinsicht nur 38 Prozent der Befragten. Mehr als jeder zweite Deutsche (52 Prozent) ist der Umfrage zufolge zudem besorgt, dass wegen der Flüchtlinge der Einfluss des Islams in Deutschland zu stark wird. 47 Prozent sind gegenteiliger Ansicht. Etwas geringer ist die Befürchtung, die Flüchtlingszuwanderung könnte die Art und Weise des Zusammenlebens in Deutschland zu stark verändern: Diese Sorge äußerten lediglich 44 Prozent der Befragten, 54 Prozent haben diese Befürchtung nicht.

Groß ist derzeit die Angst vor einem islamistischen Terroranschlag in Deutschland: Dies befürchten fast drei von vier Deutschen (72 Prozent), 25 Prozent haben keine Angst davor.

Das Institut Infratest dimap befragte im Auftrag des WDR am 2. und 3. Mai telefonisch 1003 Bundesbürger. Die Umfrage wurde für die Talk-Sendung „Ihre Meinung“ in Auftrag gegeben, die am Donnerstagabend ausgestrahlt wird.

Umfragen bestätigt

Das Ergebnis bestätigt auch eine vor einer Woche von der „Bild„-Zeitung veröffentlichten Umfrage, wonach 61 Prozent den Islam als Teil von Deutschland ablehnen.

Anfang Mai sagte zudem jeder zweite Bundesbürger, er würde es begrüßen, wenn für Schülerinnen in Deutschland ein Kopftuch-Verbot eingeführt würde. Bei einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur erklärten 51 Prozent der Befragten, das Tragen des Kopftuches aus religiösen Gründen sollte in der Schule grundsätzlich verboten sein. 30 Prozent vertraten dagegen in der Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes YouGov die Ansicht, das islamische Kopftuch solle weiterhin erlaubt sein. Elf Prozent sprachen sich für die Einführung einer Altersgrenze aus, zum Beispiel ab 16 Jahren. In deutschen Schulen ist das Tragen von Kopftüchern generell erlaubt. Verbote, die von einzelnen Bundesländern oder Schulen in der Vergangenheit ausgesprochen worden waren, hatten vor Gericht keinen Bestand.

Union teilt die Ansicht der Mehrheit

Die rund vier Millionen Muslime hierzulande gehören nach Ansicht von Unions-Fraktionschef Volker Kauder „ganz klar“ zu Deutschland – der Islam aber nicht. Der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ sagte der CDU-Politiker erst vor Kurzem, Muslime dürften nicht ausgegrenzt werden, „so wie dies im Augenblick die Rechtspopulisten betreiben“. Sie genössen wie die Angehörigen anderer Glaubensrichtungen Religionsfreiheit. „Natürlich dürfen daher Moscheen mit Minaretten gebaut werden.“ Kauder nannte die Feststellung des früheren Bundespräsidenten Wulff „gut gemeint“, aber unpräzise. Erstens habe der Islam Deutschland „historisch und kulturell nicht geprägt“.

Die Religion steht bei uns nie über dem Staat.

Volker Kauder

Zweitens sei er sehr vielfältig. Es gebe mehrere Glaubensrichtungen mit jeweils unterschiedlichen Rechtsschulen. „Den einen Islam – und das legt der Satz nahe – gibt es sicher nicht.“ Zudem habe der Islam auch Ausprägungen, „die wir in Deutschland nie akzeptieren können“, sagte er. „Die Religion steht bei uns nie über dem Staat.“ Die Union poche zudem auf eine stärkere Überwachung extremistischer Aktivitäten in deutschen Moscheen. „Der Staat ist hier gefordert. Er muss das kontrollieren“, sagte Kauder ein paar Tage davor der „Berliner Zeitung„. „Wir müssen darüber reden, dass in einigen Moscheen Predigten gehalten werden, die mit unserem Staatsverständnis nicht im Einklang stehen.“ Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) ergänzte, dass es eine Anzahl von Moscheen gebe, „die bereits jetzt von den Verfassungsschutzbehörden überwacht werden, ob dort Hasspredigen stattfinden oder nicht“.

Wir dürfen nicht verkennen, dass bestimmte Strömungen im Islam nicht integrationsbereit sind.

Thomas Kreuzer

CDU-Chefin Angela Merkel betonte dagegen im vorigen Jahr: „Es ist offenkundig, dass der Islam inzwischen unzweifelhaft zu Deutschland gehört.“

Ähnlich wie Kauder äußerte sich Bayerns CSU-Landtagsfraktionschef Thomas Kreuzer. „Wir dürfen nicht verkennen, dass bestimmte Strömungen im Islam nicht integrationsbereit sind. Wer nach der Scharia in Deutschland leben will, die mit unserer Werteordnung nicht vereinbar ist, der muss unser Land wieder verlassen.“ Aber: „Das darf nicht dazu führen, dass man jegliche Integrationsbemühungen einstellt.“