Mehr als eine Million syrische Flüchtlinge hat der Libanon aufgenommen. (Foto: imago/Xinhua)
Flüchtlingslager

Bayern verstärkt seine Hilfe in Krisenregionen

Um Fluchtursachen wirksamer zu bekämpfen, will der Freistaat künftig direkt vor Ort in Krisenregionen helfen. Die Staatskanzlei erarbeitet derzeit ein Konzept, wie über Patenschaften in Partnerregionen einzelne Projekte unterstützt werden können. Für die Zusammenarbeit kommen dafür zum Beispiel der Nordirak, der Libanon oder Jordanien in Frage.

Bayern beschreitet in der Flüchtlingspolitik neue Wege. Der Freistaat will verstärkt vor Ort in Krisenregionen helfen und so Fluchtursachen bekämpfen. Die Staatskanzlei ist derzeit dabei, mögliche Länder für diese Zusammenarbeit zu bestimmen und Kontakte zu knüpfen. In Frage für die Kooperation kommen etwa Regionen im Libanon und im Nordirak. In der kommenden Woche wird Europaministerin Beate Merk nach Jordanien reisen. Über „Patenschaften“ könnte der Freistaat in diesen Ländern künftig Projekte unterstützen. In der Staatskanzlei heißt es dazu, es müsse sich dabei nicht um eine Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen und Institutionen handeln.

Zielgerichtete Hilfe vor Ort

Gegenüber dem Münchner Merkur nannte Staatskanzleichef Marcel Huber ein Beispiel: Bayern könnte dabei helfen, ein Krankenhaus aufzubauen, in dem dann pensionierte bayerische Ärzte freiwillig praktizieren, die Rotarier ein Röntgengerät stiften – „solche Dinge funktionieren dann, wenn Beziehungen bestehen“. Es gehe nicht um Milliardensummen, sondern um zielgerichtete Hilfe. Im Ergebnis sei das „effizienter, als wenn wir bei uns für ein paar Jahre eine Kaserne für Flüchtlinge leerräumen“, so Huber. „Wo Leute kriegsbedroht sind, müssen wir ihnen in den Anrainerstaaten helfen. Das ist der bessere Ansatz, als sie den Schleusern auszusetzen“, sagte der Staatskanzleichef dem Münchner Merkur. „Wir werden das Problem nicht dadurch lösen, alle ins Land zu holen.“

Parallel zu diesen Planungen verstärkt Bayern bereits bestehende Hilfen. Vor wenigen Tagen gab Europaministerin Beate Merk die Mittel zur Unterstützung einer Handwerkerschule für syrische Flüchtlinge im Libanon frei. Das Projekt wird mit 400.000 Euro unterstützt. Merk unterstrich das Ziel der Staatsregierung, die Zusatzmittel für die Fluchtursachenbekämpfung so effektiv wie möglich einzusetzen: „Die Jugendlichen sollen etwas mitnehmen können, wenn sie nach Beendigung des Bürgerkriegs wieder in ihr Land zurückkehren können.“

Duale Ausbildung im Flüchtlingscamp

Merk stellte auch klar, dass die bewilligten Mittel als Anschubfinanzierung gedacht seien: „Wir liefern das Startkapital für die ersten 18 Monate und den fachlichen Input. Nach dieser Startphase soll das Projekt Handwerkerschule dann mittelfristig auf eigenen Füßen stehen können.“ Besonders wichtig sei ein nachhaltiger Ansatz: die Ausbilder und Lehrer sollen fortgebildet werden, um dann ihrerseits das Erlernte weiterzugeben.

Das neue Ausbildungsangebot ist für zwei Schulzentren im Libanon gedacht, die insgesamt neun Flüchtlingscamps versorgen. „Aus unserem erfolgreichen dualen System in Deutschland entwickeln wir für den arabischen Raum ein ganz neues Ausbildungsmodell, das an vorhandene Strukturen anknüpft und in den regulären Schulalltag eingebettet ist. Das Ausbildungsprojekt ist darauf ausgerichtet, dass es bald auch ohne unsere Hilfe erfolgreich weiterlaufen kann“, bekräftigte die Ministerin.