Dem Alpenraum, Lebens- und Arbeitswelt für 1,5 Millionen Menschen, droht eine Krise - im Bild die Zugspitze. (Bild: imago/Jürgen Ritter)
Bayerisches Kabinett

Auf geht’s in den Alpen

Bayerns beliebte Tourismusdestination - die Alpenregion - kränkelt: Immer mehr junge Leute ziehen in die Städte und der Tourismus wird für Einheimische immer unprofitabler. Abhilfe schaffen soll die Zukunftsstrategie der Bayerischen Staatsregierung. Und auch ein Baustein der gemeinsamen EU-Strategie für den Alpenraum sein.

Der Tourismus in Bayern ist auf Rekordkurs. Jeder fünfte Urlauber in Deutschland übernachtet in Bayern. Mehr als 560.000 Mitarbeiter arbeiten im Gastgewerbe. Mit einer Gesamtwertschöpfung von rund 31 Milliarden Euro gehört die Tourismusbranche zu einer der Leitökonomien in Bayern. Doch gerade dem Alpenraum – Lebens- und Arbeitswelt für 1,5 Millionen Menschen – droht eine Krise. Viele Gemeinden in der Alpenregion haben mit dem demographischen Wandel, dem Wegzug der jüngeren Menschen und dem Konkurrenzdruck bei Tourismusangeboten zu kämpfen. Das bayerische Kabinett will deshalb mit einer Zukunftsstrategie Abwanderung und Verfall in dieser Region stoppen.

Alpenraum als attraktiver Wirtschaftsstandort

Die öffentliche Wahrnehmung verbindet mit dem Alpenraum meist Tourismus und Naturschutz. Aber es geht, so Seehofer, nicht nur um den Tourismus, sondern um eine Gesamtschau, um den bayerischen Alpenraum zu einem attraktiven Wirtschafts-, Arbeits- und Lebensstandort weiterzuentwickeln. Dabei sollen Modernisierungsprogramme helfen.

Wo es im Tourismus Nachholbedarf gibt, gerade im Wettbewerb zu anderen Ländern wie Österreich oder Südtirol, müssen wir daher in Bayern für den Alpenraum neue Impulse setzen.

Horst Seehofer, Bayerischer Ministerpräsident

Ausbau der Verkehrswege

Wichtige Impulse will die Staatsregierung beim Ausbau der Verkehrswege, der Digitalisierung und den Hochschulen setzen. Seehofer: „Das südliche Oberbayern liegt an der europäischen Hauptverkehrsader von München nach Salzburg. Wir setzen uns für den Ausbau ein, insbesondere muss der sechsstreifige Ausbau des Teilstücks von Traunstein-Siegsdorf bis zur Bundesgrenze vordringlicher Bedarf des Bundesverkehrswegeplanes werden. Und auf der Schiene wollen wir vor allem den zügigen Vollausbau der Strecke München-Mühldorf-Freilassing (ABS 38).“

Starkes Internet und Bildungsangebot

Profitieren soll Oberbayern, insbesondere in seinen ländlichen Regionen, auch vom Breitbandausbau. Für Oberbayern stehen bis Ende 2018 über 365 Millionen Euro zur Verfügung. Im südostbayerischen Raum wird die Hochschullandschaft im Rahmen der Regionalisierungsstrategie mit Studienangeboten der Hochschule für angewandte Wissenschaften Rosenheim in Mühldorf am Inn und Burghausen ausgebaut. Hinzu kommt das nichtstaatliche Angebot der Hochschule der Bayerischen Wirtschaft für angewandte Wissenschaften in Traunstein.

Nicht zuletzt sei die Zukunftsstrategie für den bayerischen Alpenraum auch ein Baustein der EU-Strategie für den Alpenraum. Dort werde die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen den beteiligten sieben Alpenstaaten und gleichberechtigt den zugehörigen 48 Regionen strategisch gebündelt.

Mehr Fördergeld für Tourismusbetriebe

Bayerns Wirtschafts- und Tourismusministerin Ilse Aigner plant zudem für einzelne Tourismusbetriebe mehr Fördergeld zur Verfügung zu stellen und einen Vorschlag für einen zusätzlichen Förderschwerpunkt vorzulegen, der über die Bayerische Regionalförderung (BRF) abgewickelt werden könne. Um die Qualität des Bayerntourismus weiterhin hoch zu halten, stünden auch Modernisierung, der barrierefreie Ausbau und die Digitalisierung des Tourismus auf der Agenda.

„Seilbahnen sind Schlüsselinvestitionen“

Die Ministerin betonte zudem, wie wichtig die bayerische Seilbahnförderung sei, um bestehende Anlagen zu modernisieren. So soll das bestehende Förderprogramm verlängert werden.

Seilbahnen sind für den Tourismus eine der wichtigsten Schlüsselinvestitionen. Ein Arbeitsplatz bei einer Seilbahn schafft und sichert fünf Arbeitsplätze in der Region, 1000 Euro Umsatz bei einer Seilbahn führen insgesamt zu 5100 Euro Umsatz im Umfeld.

Ilse Aigner, Bayerische Wirtschaftsministerin

Das Förderprogramm läuft bereits seit sieben Jahren. So seien die Gästeankünfte in den Tourismusorten, in denen Investitionsmaßnahmen nach dem Seilbahnprogramm gefördert wurden, um rund 40 Prozent gestiegen und die Anzahl der Gästeübernachtungen um knapp 11 Prozent. Der Prozess sei noch nicht abgeschlossen. Aigner: „Bereits jetzt liegen Förderanträge beziehungsweise -anfragen mit einem Investitionsvolumen von rund 165 Millionen Euro und einem Zuwendungsbedarf von rund 45 Millionen Euro vor.“