In Handschellen: Bei einer Razzia Anfang Januar nehmen Polizisten in der Düsseldorfer Altstadt einen jungen Flüchtling fest. (Foto Imago/Reichwein)
BKA-Bericht

Der Ärger, der vom Balkan kommt

Das Bundeskriminalamt hat einen Bericht über Straftaten von Flüchtlingen erstellt. Mehr als 200.000 Delikte registriert die Behörde für das Jahr 2015, vor allem Diebstähle, Vermögens- und Fälschungsdelikte, Körperverletzungen, Raub, Nötigungen, Sexualdelikte - und 28 Tötungen. Täter und Opfer sind dabei oft Flüchtlinge. Als besonders delinquent werden Albaner, Kosovaren und Serben ausgewiesen.

Flüchtlinge und Kriminalität – diese Thema erhitzt die Gemüter spätestens seit der Silvesternacht von Köln. Das Bundeskriminalamt (BKA) hat nun einen Lagebericht unter dem Titel „Kriminalität im Kontext von Zuwanderung“ erstellt, der bislang unter Verschluss gehalten wird. Die BILD-Zeitung hat sich das Papier jedoch besorgt und zitiert daraus: Demnach sei die Zahl der aufgeklärten Straftaten im Jahr 2015 auf 208.344 gestiegen, rund 92.000 mehr als im Vorjahr. Angesichts einer Gesamtzahl von mehr als einer Millionen Flüchtlingen bis Ende 2015 hält das BKA in seinem Bericht jedoch fest, dass die „weit überwiegende Mehrheit der Asylsuchenden keine Straftaten“ begehe.

Woher die Täter stammen

In ihrer Statistik verzeichnen die Bundesbeamten, aus welchen Ländern die Tatverdächtigen stammen. Syrer (24 Prozent) sind in der Kriminalitätsstatistik im Vergleich zu ihrem Anteil an der Gesamtzahl der Zuwanderer unterrepräsentiert. Ebenso Afghanen (11 Prozent) oder Iraker (9 Prozent). Überrepräsentiert, also häufiger tatverdächtig als es ihrem Anteil an der Zuwandererzahl entspricht, sind hingegen Albaner (13 Prozent), Kosovaren (14 Prozent) und Serben (11 Prozent). Über Straftäter aus den Maghreb-Staaten Nordafrikas gibt die Statistik keinen Aufschluss. Das liegt wohl auch daran, dass sich das Landeskriminalamt von Nordrhein-Westfalen, ebenso wie die von Hamburg und Bremen mit ihren Daten nicht am BKA-Lagebericht beteiligt haben. In der Skandalnacht zum Jahreswechsel in Köln jedoch war verstärkt von Verdächtigen aus Marokko oder Algerien die Rede gewesen.

Auch die Art der Delikte beziffert das BKA für die übrigen 13 der 16 Bundesländer exakt: 85.035 Diebstähle, 52.167 Vermögens- und Fälschungsdelikte, 28.712 Beförderungserschleichungen (vulgo: Schwarzfahren), 36.010 Rohheitsdelikte (Körperverletzungen, Raub, räuberische Erpressung etc.) und Straftaten gegen die persönliche Freiheit (etwa Nötigung), 1688 Verstöße gegen die sexuelle Selbstbestimmung (z.B. Missbrauch von Kindern und Schutzbefohlenen), sowie 458 Vergewaltigungen und sogar 28 Tötungsdelikte. Bei letzteren waren die Getöteten bis auf ein deutsches Opfer selbst Zuwanderer. In der Kategorie „versuchte Totschläge“ (240 Fälle) hatten die Täter in zwei Drittel der Fälle dieselbe Nationalität wie ihr Opfer.

Polizeieinsätze in Bayerns Flüchtlingsheimen

In der Sitzung des bayerischen Kabinetts vom Dienstag hat sich derweil auch Innenminister Joachim Herrmann zur Kriminalität unter Asylbewerber geäußert: Demnach hatte die Polizei im Freistaat im Jahr 2015 in Flüchtlingsunterkünften 17.246 Einsätze. Das seien 270 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die Beamten seien „bis ans Limit belastet, um die Lage im Griff zu behalten“, erklärte der Minister. Offenbar gibt es erhebliche Gewalt zwischen den Menschen in den Heimen. Zwischen September und Dezember sind etwa die Rohheitsdelikte von 481 auf 735 gestiegen, 80 Prozent davon wurden von Flüchtlingen untereinander begangen. Zwischen Oktober und Dezember bewegte sich die Zahl der angezeigten Diebstähle in den Unterkünften zwischen 436 und 398. Hier sind laut Herrmann „besonders Staatsangehörige aus Balkanländern und der ehemaligen Sowjetunion aufgefallen“. Hinzu kamen Fälschungs- und Rauschgiftdelikte mit je rund 90 bis 120 Ermittlungsverfahren pro Monat, sowie rund 40 Ermittlungsverfahren wegen Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung pro Monat.

Maghreb-Stopp in NRW

Unterdessen hat der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger mitgeteilt, sein Bundesland nehme künftig keine Asylbewerber aus Marokko mehr auf. Dies habe er mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge vereinbart. Derzeit sind in NRW laut Jäger 6.444 Asylbewerber aus Marokko und 6.790 aus Algerien registriert. Die Anerkennungsquote bei Flüchtlingen aus diesen Ländern sei gering. Abschiebungen nach Algerien oder Marokko scheiterten allerdings regelmäßig an fehlenden Ausweispapieren und an den Behörden in den Ländern, sagt Jäger.