CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer.(Bild: CSU)
Nach Zugunglück

CSU sagt Politischen Aschermittwoch ab

Nach dem tragischen Zugunglück auf einer Bahnstrecke bei Bad Aibling storniert die Partei ihre Großveranstaltung in der Passauer Dreiländerhalle. CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer erklärte: "Aus Respekt vor den Opfern findet der morgige Politische Aschermittwoch nicht statt."

Die CSU sagt den Politischen Aschermittwoch für dieses Jahr ab. Vor dem Hintergrund des tragischen Zugunglücks auf einer Bahnstrecke bei Bad Aibling möchte die Partei die Veranstaltung in der Passauer Dreiländerhalle nicht abhalten. In einem TV-Pressestatement, das die CSU live aus der Dreiländerhalle übertrug, erläuterte Generalsekretär Andreas Scheuer die Beweggründe seiner Partei für die Absage. „Ganz Bayern trauert um die Toten der Zugkatastrophe. Wir sind mit unseren Gedanken bei den Opfern, den Verletzten und den Angehörigen.“

Aus Respekt vor den Opfern, aus Trauer und Anteilnahme haben wir beschlossen, zum ersten Mal den Politischen Aschermittwoch der CSU abzusagen.

Andreas Scheuer

Der Generalsekretär betonte: „Bayern hat ein Wir-Gefühl, das wir als CSU politisch verkörpern. Diesem Wir-Gefühl tragen wir Rechnung.“ Die Entscheidung zur Absage sei von Parteichef Horst Seehofer gekommen.

Am Morgen des Faschingsdienstags war es gegen 6.50 Uhr auf der Verbindung zwischen Rosenheim und Holzkirchen zu einem verheerenden Zusammenstoß zweier Meridian-Züge gekommen. Mindestens neun Menschen kamen dabei ums Leben, darunter wohl auch die beiden Zugführer. Rund 80 Passagiere wurden teils schwer verletzt. Der bayerische Ministerpräsident sagte:

Ich bin bestürzt und tief betroffen über das Zugunglück in Bad Aibling. Meine Gedanken sind bei den Opfern dieser schweren Katastrophe und ihren Angehörigen, denen ich mein tiefes Mitgefühl ausspreche. Mindestens acht Tote und Dutzende zum Teil Schwerverletzte haben wir heute zu beklagen. Das ist eine Tragödie für unser ganzes Land, die uns mit Trauer und Entsetzen erfüllt.

Horst Seehofer

Zahllose Helferinnen und Helfer seien im Einsatz, um Menschen zu bergen und sie zu versorgen. „Ihnen allen danke ich für ihr vorbildliches Handeln in einer äußerst schwierigen Situation und sage von Herzen Vergelt´s Gott!“, so Seehofer weiter. Die Ursachen dieses Unglücks müssten jetzt schnell aufgeklärt werden. Nach der Zugkatastrophe von Bad Aibling will der Ministerpräsident am Mittwoch die Unglücksstelle aufsuchen. Seehofer wolle sich vor Ort ein Bild von der Situation machen und auch mit Rettungskräften und Verantwortlichen sprechen, teilte die Staatskanzlei am Dienstag in München mit.

Gedenkminute für die Opfer

„Die schrecklichen Bilder von den Ereignissen in Bad Aibling sind noch zu frisch und werden auch in den kommenden Tagen die Medien bestimmen“, erklärte abschließend CSU-Generalsekretär Scheuer. Den Politischen Aschermittwoch, „die Veranstaltung der klaren Worte“, könne es unter diesen traurigen Vorzeichen nicht geben. Er begrüßte die Entscheidung anderer Parteien, ihre Veranstaltungen ebenfalls abzusagen. Sein Pressestatement schloss der Generalsekretär, umringt vom Organisationsteam des Aschermittwochs, mit einer Gedenkminute für die Opfer.

Schwerstes Zugunglück in Bayern seit 40 Jahren

Auf einer Pressekonferenz erklärte auch der bayerische Innenminister:

Unsere Gedanken sind bei den Hinterbliebenen, bei den Angehörigen, bei den Toten und bei den Schwerverletzten.

Joachim Herrmann

Hunderte Polizistinnen und Polizisten und Rettungskräfte seien im Einsatz, das Vorfahren mit Rettungswagen sei nicht möglich gewesen, da der Unglücksort am Ufer der Mangfall nur schwer zugänglich ist. Verletzte wurden mit Helikoptern abtransportiert. Rund zehn Rettungshubschrauber waren im Einsatz.

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt sprach von einer  „schweren Stunde in der Geschichte des Zugverkehrs in Deutschland“. Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, reagierte betroffen: „Mit großer Erschütterung fühlen wir uns den Angehörigen der Opfer als Kirche verbunden“, sagte der Erzbischof von München und Freising. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich tief betroffen: „In Gedanken bin ich auch bei den zahlreichen Verletzten, die mit den Folgen des Unglücks ringen“, sagte sie.

Mein innigster Dank geht an die vielen haupt- und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer vor Ort, den Nachbarregionen und Österreich, die unter schwierigsten Umständen ihren Einsatz selbstlos geleistet haben.

Barbara Stamm

Landtagspräsidentin Barbara Stamm hat im Namen des Bayerischen Landtags ihre tiefe Betroffenheit aufgrund des furchtbaren Zugunglücks bei Bad Aibling ausgedrückt: „Mit großer Bestürzung habe ich heute früh von dem schrecklichen Zugunglück bei Bad Aibling erfahren. Unsere Gedanken und unser tiefes Mitgefühl sind bei den Angehörigen der Menschen, die ihr Leben auf so tragische Weise verloren haben und bei den vielen Verletzten. Mein innigster Dank geht an die vielen haupt- und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer vor Ort, den Nachbarregionen und Österreich, die unter schwierigsten Umständen ihren Einsatz selbstlos geleistet haben. Den Verletzten wünsche ich von Herzen gute Genesung.“

Bei dem frontalen Zusammenstoß der beiden Pendler-Züge, die von der privaten Bahngesellschaft „Bayerische Oberlandbahn“ betrieben werden, handelt es sich um das schwerste Zugunglück in Deutschland seit 2011. Damals starben zehn Menschen, als ein Nahverkehrszug bei Oschersleben in Sachsen-Anhalt mit einem Güterzug zusammenstieß. In Bayern liegt ein schlimmeres Unglück bis 1975 zurück, als bei Warngau zwei Eilzüge frontal aufeinander prallten und 41 Menschen starben.

(G. Dolak/D. Sauter/avd)