Russische Aggression gegen die Ukraine: Die Krim wurde besetzt und russische Soldaten als "Freiwillige" in die Ostukraine geschickt. Bild: Fotolia/peteri
Abschlussbericht

MH17 von pro-russischen Rebellen abgeschossen

Viel wurde spekuliert, nun ist es Gewissheit: Das malaysische Passagierflugzeug MH17 ist im vergangenen Jahr über der Ostukraine von einer Luftabwehrrakete vom Typ Buk abgeschossen worden. Dieses Ergebnis seiner Untersuchungen teilte der niederländische Sicherheitsrat mit. Und noch wichtiger: Das zivile Flugzeug wurde vom Gebiet der pro-russischen Rebellen aus abgeschossen.

Der Absturz der Boeing der Malaysia Airlines, die am 17. Juli 2014 auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur über die Donbass-Region flog, war kein Unglück. Die Maschine mit 298 Menschen an Bord, von denen keiner den Absturz überlebte, wurde abgeschossen. „Flug MH17 stürzte ab, weil auf der linken Seite des Cockpits ein Raketenkopf explodierte“, schilderte der Vorsitzende des niederländischen Sicherheitsrates, Tjibbe Joustra. Von welchem Gebiet aus die Rakete abgefeuert wurde, teilte das Gremium zunächst nicht mit. Später sagte jedoch der Vorsitzende des Rates dem Fernsehen zum Abschussort: „Es ist ein Gebiet, wo die pro-russischen Rebellen die Kontrolle hatten.“

Es liegen mittlerweile auch viele Berichte, Aussagen, abgehörte Gespräche und Indizien vor, die darauf hin deuten, dass die Rakete aus einem von – durch Russland unterstützte – Separatisten besetzten Gebiet abgeschossen wurde. Dafür spricht auch, dass diese in den Wochen vor dem Abschuss wiederholt ukrainische Kampfflugzeuge vom Himmel geholt hatten. Auch hatten sich die Aufständischen im Juni 2014 damit gebrüstet, ein Buk-System erbeutet zu haben. Nach dem Absturz der Boeing 777-200 im Juli erklärten sie jedoch plötzlich, die Anlage sei nicht funktionstüchtig gewesen. Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko teilte nach einem Telefonat mit seinem niederländischen Amtskollegen Mark Rutte mit, beide Länder werden bei der Suche nach den Schuldigen eng zusammenarbeiten.

Teile der Ostukraine werden von prorussischen Separatisten kontrolliert, die Ukraine und Russland machen sich gegenseitig für den Abschuss verantwortlich.

Strafrechtliche Ermittlungen laufen noch

Bei der verwendeten Rakete handelte es sich um eine Luftabwehrrakete des russischen Typs „Buk“. Durch die Explosion sei ein Frontteil des Flugzeuges weggerissen worden. Alle Opfer, die nicht durch die Detonation gestorben seien, hätten innerhalb von Minuten das Bewusstsein verloren und so nichts von dem Absturz mitbekommen. Vor der offiziellen Präsentation hatten die Angehörigen der Opfer einen Einblick in die Untersuchungsergebnisse bekommen.

Das internationale Expertenteam unter niederländischer Leitung untersuchte zunächst einmal nicht die Schuldfrage, sondern nur den Tathergang. Die Schuldfrage ist auch Gegenstand noch laufender strafrechtlicher Ermittlungen. Da die meisten Opfer aus den Niederlanden kamen, leitet das Land auch die Untersuchungen.

Die Gutachter erklärten, dass die Ukraine fahrlässig gehandelt habe: Sie hätte die Sicherheit der zivilen Luftfahrt mehr im Blick haben und den Luftraum in dem umkämpften Gebiet sperren müssen.

Bericht widerspricht „Erkenntnissen russischer Experten“

Natürlich schiebt Russland der Ukraine die Schuld zu. Der Leiter des russischen Unternehmens Almas-Antei, das die Buk-Systeme herstellt, betonte am Dienstag, der Bericht der Niederländer widerspreche den Erkenntnissen russischer Experten und stütze so die Theorie Russlands, dass ukrainische Truppen für den Abschuss verantwortlich seien. „Falls die Boeing mit einem Buk-M1-Raketensystem abgeschossen wurde, wurde sie von einer Rakete vom Typ 9M38 von Saroschtschenske aus getroffen“, behauptete der Russe. Der Ort im Osten der Ukraine wurde zum Zeitpunkt des Absturzes von Regierungstruppen kontrolliert.

Schon im Sommer hatte das staatlich kontrollierte Unternehmen verlauten lassen, dass seit 1999 keine Raketen des Typs „Buk“ mehr hergestellt würden. Sehr wohl hätten aber die Streitkräfte der Ukraine noch diese Raketen in ihren Beständen.

Quelle: dpa