Kein Händedruck in Las Vegas
Nach der dritten TV-Debatte der beiden US-Präsidentschaftskandidaten liegt Hillary Clinton in den Umfragen mit durchschnittlich sechs Prozentpunkten vorne. In der scharf geführten Debatte ist ihrem Gegner Donald Trump die Wende offenbar nicht gelungen. Kritik ausgelöst hat seine Weigerung, sich schon vor der Wahl auf die unbedingte Anerkennung einer möglichen Wahlniederlage zu verpflichten.
US-Präsidentschaftswahl

Kein Händedruck in Las Vegas

Nach der dritten TV-Debatte der beiden US-Präsidentschaftskandidaten liegt Hillary Clinton in den Umfragen mit durchschnittlich sechs Prozentpunkten vorne. In der scharf geführten Debatte ist ihrem Gegner Donald Trump die Wende offenbar nicht gelungen. Kritik ausgelöst hat seine Weigerung, sich schon vor der Wahl auf die unbedingte Anerkennung einer möglichen Wahlniederlage zu verpflichten.

Donald Trump hat im Rennen um das Weiße Haus das dritte TV-Rededuell gegen seine Kontrahentin Hillary Clinton offenbar nicht für eine Aufholjagd nutzen können. Knapp drei Wochen vor der Wahl verlor er laut ersten Umfragen bei der zum Teil unerbittlich geführten Redeschlacht gegen Clinton. Der 70 Jahre alte Immobilienunternehmer sorgte zudem mit Zweifeln an der Glaubwürdigkeit des US-Wahlsystems für Aufsehen.

„Ich lasse Sie zappeln”

„Ich werde mir das dann anschauen. Ich schaue es mir nicht jetzt an”, sagte er auf die ungewöhnliche Frage von Moderator Chris Wallace (Fox News), ob er eine mögliche Wahlniederlage gegen Clinton anerkennen werde. Und Trump fügte hinzu: „Ich lasse Sie zappeln, okay.” Die Aussage erregte über Parteigrenzen hinweg Kritik. Kommentatoren von US-Medien urteilten, dies sei beispiellos in bisherigen Wahlkämpfen. Trumps Wahlkampfmanagerin Kellyanne Conway erklärte, Trump werde die Wahl gewinnen, deshalb sei die Bemerkung nicht relevant.

Dennoch gab es auch innerparteilich Kritik: „In dieser Debatte hat er der Partei und dem Land einen großen Bärendienst erwiesen”, sagte der republikanische Senator Lindsey Graham, ein innerparteilicher Trump-Kritiker. Laura Ingraham, eine glühende Trump-Befürworterin bei den Republikaner erklärte auf Twitter: „Er hätte sagen sollen, dass er das Ergebnis der Wahl akzeptieren wird. Es gibt keine andere Möglichkeit, wenn wir nicht eine Nachzählung haben”, schrieb sie.

Wahlanfechtung im November 2000: Der US Supreme Court untersagte Nachzählungen, die der demokratische Präsidentschaftskandidat Al Gore erzwingen wollte.

Trump hatte in den vergangenen Tagen mehrmals mit Verschwörungstheorien aufgewartet und den Eindruck erweckt, die Wahl werde unter Beteiligung des Clinton-Lagers manipuliert. Mit seiner eigenen Parteiführung steht der Kandidat seit langem auf Kriegsfuß. Sein Vizepräsidentschaftskandidat Mike Pence und seine Tochter Ivanka Trump hatten die Aussagen kurz vor der Fernsehdebatte relativiert und erklärt, die Manipulierungsvorwürfe bezögen sich auf die Medienberichterstattung.

Angefochten wurde eine amerikanische Präsidentschaftswahl zuletzt im November 2000. Damals wollte der demokratische Präsidentschaftskandidat Al Gore in einigen Wahlbezirken des Bundesstaates Florida Nachzählungen erzwingen. Erst als der US-Supreme Court dies Mitte Dezember 2000 letztinstanzlich strikt untersagte, stand das Wahlergebnis in dem vom Bruder des Wahlsiegers George Bush, Jeb Bush, regierten Bundesstaates sowie in den gesamten USA fest. Verschiedene spätere Berichte deuteten jedoch darauf hin, dass Gore die Wahl damals eigentlich gewonnen hatte.

Scharfer Austausch in Las Vegas

In den Umfragen liegt Trump weniger als drei Wochen vor dem Wahltermin um durchschnittlich sechs Prozentpunkte hinter Clinton (68) zurück. Kommentatoren gehen davon aus, dass ihm nur noch ein großer Fehler Clintons oder eine dramatische Wendung zum Wahlsieg verhelfen könnten. Beide lieferten sich in Las Vegas ein Duell, das in großen Teilen inhaltlicher geführt wurde, als die beiden Veranstaltungen in Hempstead (New York) und St. Louis (Missouri). Die Demokratin und der Republikaner gerieten bei Themen wie Abtreibung, Waffengesetze und auch beim Thema Migration hart aneinander.

Wir brauchen sichere Grenzen, wir brauchen diese Mauer.

Donald Trump

Der Ton des Duells war erneut rau. Als Clinton andeutete, Trump zahle möglicherweise keine Sozialabgaben, fuhr er dazwischen: „So eine garstige Frau.” An einer anderen Stelle sagte Trump, der russische Präsident Wladimir Putin habe keinen Respekt für Clinton. „Weil er lieber eine Marionette hat”, erwiderte Clinton in Anspielung auf die Wertschätzung ihres politischen Gegners für Putin. „Sie sind die Marionette”, schoss der Kandidat der Republikaner zurück. Trump, der während der 90-minütigen Debatte sechs Minuten weniger Redezeit hatte als Clinton, erklärte seinerseits, die demokratisch geführte Regierung habe den Angriff auf Mossul im Irak aus wahltaktischen Gründen eingeleitet. „Sie wollen gut aussehen.”

Als ich im Situation Room saß und zusah, wie Osama bin Laden unschädlich gemacht wurde, haben Sie gerade die Fernsehshow Celebrity Apprentice moderiert.

Hillary Clinton

Der republikanische Präsidentschaftskandidat wiederholte auch seine Forderung nach einer Mauer an der Grenze zu Mexiko: „Wir brauchen sichere Grenzen, wir brauchen diese Mauer.” Seiner Konkurrentin Hillary Clinton warf vor, eine Politik der offenen Grenzen zu verfolgen. So ähnlich hatte sie es in einem durch eine Wikileaks-Enthüllung öffentlich gewordenen Redemanuskript formuliert. In Las Vegas wies die Demokratin das allerdings zurück. Die Mauer zu Mexiko ist ein zentrales Wahlversprechen des Republikaners. Experten halten die Pläne für kaum realisierbar, auch wegen der Kosten.

„Welche Art von Amerika wollen wir?”

Donald Trump warf seiner Konkurrentin Hillary Clinton Unfähigkeit vor: „Sie reden seit 30 Jahren, aber Sie kriegen nichts hin.” Trump weiter: „Wenn Sie Präsidentin werden, ist dieses Land im Chaos”, sagte er. „Sie haben viel Erfahrung, aber es ist schlechte Erfahrung.” Clinton konterte: „Als ich im Situation Room saß und zusah wie Osama bin Laden unschädlich gemacht wurde, haben Sie gerade die Fernsehshow Celebrity Apprentice moderiert”, so Clinton.

Clinton will im Falle ihrer Wahl nicht das verfassungsmäßige Recht der Amerikaner auf Waffenbesitz abschaffen. Es sollen aber Schlupflöcher in der Gesetzgebung geschlossen werden.

Zum Auftakt der Debatte hat Clinton die Bedeutung des US-Supreme-Courts als höchstes Gericht des Landes betont. Die Besetzung des Gerichtes drehe sich um grundsätzliche Fragen: „Welche Art von Land wollen wir sein?” Clinton betonte dabei, sie wolle im Falle ihrer Wahl nicht das verfassungsmäßige Recht der Amerikaner auf Waffenbesitz abschaffen. Es müssten aber Schlupflöcher in der Gesetzgebung geschlossen werden.

Sie reden seit 30 Jahren, aber Sie kriegen nichts hin.

Donald Trump

Auch Deutschland kam in der Debatte vor. Reiche Verbündete wie Japan, Südkorea, Saudi-Arabien und eben Deutschland müssten mehr für militärischen Schutz durch die USA zahlen, forderte Trump. „Wir werden von allen auf der Welt abgezockt.”

In ihrem Schlussstatement erklärte Clinton, sie werde sich besonders für Bildung und sozialen Ausgleich einsetzen. Trump forderte mehr Gesetzestreue und Gerechtigkeit im Land. Oftmals tauschten beide in der vom konservativen Sender Fox News ausgerichteten Debatte bereits bekannte Argumente aus, neue Fakten kamen kaum auf den Tisch. Ein Zeichen, wie hitzig die Debatte geführt wurde: Beide Kontrahenten reichten sich weder zu Beginn noch am Ende die Hände. (dpa/BK/H.M.)