Donald Trump ist nominiert
Der Parteikonvent der US-Republikaner hat Donald Trump offiziell zum Präsidentschaftskandidaten nominiert. Vermutlich am Donnerstag wird Trump die Nominierung annehmen. Harte Angriffe gegen die voraussichtliche Kandidatin der Demokraten, Hillary Clinton, prägten die beiden ersten Tage von Cleveland. Paul Ryan, der Sprecher des Abgeordnetenhauses, rief seine Partei eindringlich zur Einigkeit auf.
US-Wahlkampf

Donald Trump ist nominiert

Der Parteikonvent der US-Republikaner hat Donald Trump offiziell zum Präsidentschaftskandidaten nominiert. Vermutlich am Donnerstag wird Trump die Nominierung annehmen. Harte Angriffe gegen die voraussichtliche Kandidatin der Demokraten, Hillary Clinton, prägten die beiden ersten Tage von Cleveland. Paul Ryan, der Sprecher des Abgeordnetenhauses, rief seine Partei eindringlich zur Einigkeit auf.

Nun ist es tatsächlich vollbracht. Trump ist offiziell der nominierte Präsidentschaftskandidat der republikanischen Partei. Was im Sommer 2015 für viele als Farce begann, was von niemandem über Monate für möglich gehalten wurde, ist nun Fakt. Nach einem beispiellosen Vorwahlkampf erreichte der politische Quereinsteiger in der Nacht in Cleveland in einer zeremoniellen Abstimmung die nötige Mehrheit der Delegierten. Es galt als ausgeschlossen, dass jemand anders als Trump siegreich aus dieser Abstimmung hervorgehen würde, auch wenn am Abend neuerlich Gerüchte von Protesten die Runde machten. Zuvor hatte sich sogar noch eine erregt geführte Auseinandersetzung des Parteitages um die Frage gedreht, ob den Gegnern Trumps eine offene Abstimmung über die Regeln der Convention zugestanden würde oder nicht. Der Vorsitz der Convention lehnte dies ab. Daraufhin kam es zu lautem, wütendem Protest. Aber eine Abstimmung über die Regeln hätten die Gegner ziemlich sicher verloren.

Erfolgreicher Quereinsteiger

In einer zeremoniellen Abstimmung erhielt der politische Quereinsteiger die nötige Mehrheit der Delegierten. Der Reihe nach verkündete jeder Bundesstaat lautstark, wie viele Delegierte er für Trump in die Waagschale wirft. Trump hatte in den Vorwahlen die nötige Hürde von 1237 Delegierten genommen. In Cleveland wurden 1725 Stimmen für ihn gezählt; sein ärgster Verfolger, Senator Ted Cruz aus Texas, kam auf 475 Delegierte. Die formal entscheidenden Stimmen kamen aus New York, Trumps Heimat. Sein Sohn Donald Jr. verkündete sie. Die Halle brach in Jubel und Gesänge aus, ein großer Videowürfel blendete Feuerwerk ein, Frank Sinatras Song „New York, New York” erklang aus den Lautsprechern.

Wir werden so sehr gewinnen.

Donald Trump

Der Immobilienmilliardär selbst war in seinem New Yorker Hauptquartier im Trump Tower und bedankte sich von dort in einer Videobotschaft. „Ich bin so stolz, der Nominierte zu sein”, sagte er. Am Donnerstag soll er seinen großen Auftritt haben und die Nominierung annehmen − eine Formsache zwar, aber erst dann steht sie hundertprozentig fest.

Mike Pence soll als Vize-Kandidat Donald Trump helfen, Stimmen der Sozialkonservativen und der Evangelikalen zu sichern.

Per Akklamation nominierte der Konvent kurz darauf Mike Pence, Gouverneur von Indiana, als Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten. Auch Pence muss seine Nominierung formal noch annehmen, das wird er voraussichtlich am Abend tun. Pence gilt als sehr konservativ. Er soll Donald Trump helfen, Stimmen der Sozialkonservativen und der Evangelikalen zu sichern.

Hassfigur Hillary Clinton

Das Motto des ersten Tages von Cleveland lautete „Make America Safe Again”. Zum Auftakt haben die Republikaner mit harten Angriffen auf den politischen Gegner den Wahlkampf weiter verschärft. Die voraussichtliche Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, Hillary Clinton, wurde von vielen Rednern als Feindbild und Hassfigur gezeichnet. Die USA dürften nicht zulassen, dass sie das Land nach acht Jahren Präsidentschaft Barack Obamas weiter in den Untergang führe. Für die tödliche Attacke auf das US-Konsulat im libyschen Bengasi im Jahr 2012 machte die Mutter eines der vier Opfer Clinton persönlich verantwortlich, die damals Außenministerin war. Clinton hätte es verdient, ins Gefängnis zu gehen. Am Abend wurde Clinton sogar aufgefordert, wegen ihrer E-Mail-Affäre das Rennen sofort zu verlassen. Trump wurde dagegen von einer Reihe der vielen Redner als der Einzige geschildert, der das Land beschützen, wieder sicher machen und richtig führen könne. Angriffe auf Clinton lösten bei den Tausenden Gästen so viel Begeisterung aus wie kaum etwas anderes.

Sperrt sie ein!

Der zweite Tag des „Convention” stand unter dem Motto „Make America Work Again” − ein Wortspiel mit dem Verb „to work”, das sowohl „arbeiten” wie auch „funktionieren” bedeuten kann. Das größte Thema war allerdings wieder Trumps voraussichtliche Wahlkampfgegnerin aus dem Lager der Demokratischen Partei, Hillary Clinton. Der den Demokraten zuneigende Umfrage-Guru Nate Silver schrieb in seinem zu Wahlkampfzeiten viel beachteten Blog „FiveThirtyEight”, der Name „Clinton” sei in den Reden vom Dienstag 79 Mal genannt worden − noch häufiger als „Trump” mit 61 Erwähnungen. Variationen des Wortes „Arbeit” hingegen kamen demnach nur auf 48 Nennungen. Besonders der Gouverneur von New Jersey und Vorwahlen-Gegner von Trump, Chris Christie, hatte es auf Clinton abgesehen. In seiner Rede zählte er die angeblichen Vergehen der früheren First Lady und Außenministerin auf, darunter ihr E-Mail-Skandal, das Atomabkommen mit dem Iran und der „Ruin” von Libyen. Nach jedem Punkt fragte er das Publikum, ob Clinton schuldig oder unschuldig sei. „Schuldig!”, lautete unweigerlich die Antwort. Ein Sprechchor forderte: „Sperrt sie ein!”

Aufruf zur Geschlossenheit

Der Vorsitzende des Abgeordnetenhauses, Paul Ryan, der Trump lange nicht unterstützen mochte, rief die Partei eindringlich zur Einigkeit auf. „Stehen wir zusammen, bleiben wir zusammen”, sagte er. „Einigkeit ist alles.” Zu den Rednern gehörten außerdem der ebenfalls in den Vorwahlen gescheiterte Präsidentschaftsbewerber Ben Carson, der am Dienstag noch sieben Delegiertenstimmen erhielt, sowie Trumps Kinder Tiffany und Donald Jr.

Stehen wir zusammen, bleiben wir zusammen, Einigkeit ist alles.

Paul Ryan, Republikaner und Sprecher des US-Repräsentantenhauses

Schon in der ersten Nacht war überraschend der zu dem Zeitpunkt noch voraussichtliche Präsidentschaftskandidat Donald Trump selber kurz aufgetreten, um seine Frau Melania vorzustellen. In einer kurzen Rede erinnerte Melania Trump, die aus Slowenien stammt, an ihre eigene, gelungene Immigration. Es gebe keine größere Ehre als die amerikanische Staatsbürgerschaft. Politisch war ihre Rede harmlos. Trotzdem sorgte sie  hinterher für Wirbel. Donald Trumps Frau Melania wurde vorgehalten, einige Zeilen ihrer umjubelten Rede bei der heutigen First Lady Michelle Obama abgekupfert zu haben.

5000 Polizisten

Wegen der Sorge vor Ausschreitungen und gewalttätigen Protesten ist die Veranstaltung sehr scharf gesichert. Die bisherigen Demonstrationen blieben aber allesamt friedlich. Rund zwei Stunden vor dem Auftritt des mutmaßlichen Kandidaten und seiner Frau hatten am Abend vor der Halle mehrere Dutzend Anti-Trump-Demonstranten protestiert. Polizeikräfte standen Spalier, um den Akkreditierten den Zugang zur Halle zu ermöglichen. Die Proteste lösten sich nach einigen Minuten auf. Überall in der Stadt waren die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt zu sehen. Die Stadtvorderen hatten im Vorfeld angekündigt, dass sie rund 5000 Polizisten für die Veranstaltung aus mehreren Bundesstaaten zusammenziehen wollen. (dpa/H.M.)