Bei Ihrem Besuch in Togo bekamen Johannes Singhammer (4. v. l.) und die Mitglieder der Delegation den Verdienstorden des Landes verliehen. (Foto: Hackenschmied)
Entwicklungshilfe

Auf dem Weg zum Musterland Afrikas

Togo und Bayern verbindet seit vielen Jahren eine enge Partnerschaft. Der Vizepräsident des Deutschen Bundestags, Johannes Singhammer, hat vor kurzem das westafrikanische Land besucht. Im BAYERNKURIER berichtet er über die Erfolge der Zusammenarbeit. Wichtigstes Ziel sei es, der jungen Generation eine Perspektive im eigenen Land zu bieten.

„Togo hat die Größe von Bayern und Bayern ist auch ein Universum für sich selbst“, so äußerte sich Franz Josef Strauß bei seinem Besuch in Togo im Jahre 1983, bei dem er empfangen wurde wie ein ausländisches Staatsoberhaupt. Seither gibt es enge, besondere Beziehungen zwischen Togo und Bayern. Die Herzlichkeit und die Freundschaft der Menschen in Togo zu Bayern und Deutschland haben seither nicht gelitten, sondern im Gegenteil: Bei meinem Besuch als Vizepräsident des Deutschen Bundestages und in meiner Eigenschaft als Präsident der Bayerisch-Togoischen-Gesellschaft konnte man das eindrucksvoll spüren. Gemeinsam mit der Vorsitzenden der Hanns-Seidel-Stiftung e.V. Prof. Ursula Männle, Kollegen aus dem Deutschen Bundestag und einer mehr als zwanzigköpfigen Wirtschaftsdelegation konnten wir ein neues Kapitel in den Beziehungen zwischen unseren Völkern aufschlagen.

Togos Bevölkerung wird sich verdoppeln

Afrika ist der Schicksals-Nachbarkontinent für Europa und Deutschland. In den nächsten 20 bis 25 Jahren wird sich die Bevölkerung in Afrika verdoppeln: In Togo von derzeit 7,5 Millionen auf 15 Millionen. Deshalb eignet sich Togo mit seiner Überschaubarkeit, seiner besonderen Verbundenheit zu Deutschland als ehemaliges deutsches Schutzgebiet und damit mit einer ganz besonderen deutschen Verantwortung für eine herausgehobene Kooperation auf Augenhöhe. Auch und gerade aus dieser historischen Vergangenheit heraus war es nicht selbstverständlich, dass ich eingeladen wurde, zur feierlichen Eröffnung der Sitzungsperiode des togolesischen Parlaments in Kara im nördlichen Togo die Eröffnungsansprache zu halten. Die togoische Regierung will damit auch ein Zeichen der immer wieder von uns eingeforderten Stärkung dezentraler Strukturen setzen. Höhepunkt einer großartigen afrikanischen Gastfreundschaft war der Empfang durch den Staatspräsidenten Faure Gnassingbé mit der Verleihung des Ordens von Mono an die Leiter der bayerischen und deutschen Delegation.

Im Mittelpunkt aber stand eine intensive Beratung der Mitglieder unserer Wirtschaftsdelegation mit den jeweils zuständigen Kabinettsmitgliedern der togoischen Regierung. „Frühling der deutsch-togolesischen Zusammenarbeit“ nannte sich das konzentrierte Programm mit ersten vielversprechenden Ergebnissen. Togo verfügt über den einzigen Tiefseehafen in diesem wesentlichen Teil Afrikas, über stabile innere Sicherheit und die Bereitschaft vor allem jetzt mit deutschen Unternehmen zu kooperieren. Diese Gunst der Stunde sollten beide Seiten nutzen, um rasch konkrete Projekte auf den Weg zu bringen.

Solarbeleuchtung für 250 Dörfer

Vor Ort mitten im Land zeigt die Bayerisch-Togoische-Gesellschaft in Kooperation mit der Hanns-Seidel-Stiftung e.V. wie es mit überschaubaren, geringen Mitteln gelingt, einen größtmöglichen Ertrag für die Menschen in Togo und für die bayerisch-togoische Freundschaft zu erreichen: In Kpaline besuchten wir das Sonnenenergieprojekt „Solergie“. Dort werden mit Handarbeit aus Kalebassen, einer typischen afrikanischen Frucht, deren Schale hart wie Holz wird, Solar-LED-Lampen produziert. Seit 2013 wurden damit in über 250 stromlosen Dörfern in der Zentralregion Togos rund 19.500 Lampen an 300 Photovoltaikanlagen installiert. Ein dreifacher Gewinn: Die Wertschöpfung bleibt im Land, die Infrastruktur mit Strom wird erstmals aufgebaut und vor allem afrikanischen Frauen gelingt der Sprung in ein unternehmerisches Projekt. Denn selbstverständlich müssen die Nutzer für Strom und Lampe bezahlen.

Ein zuverlässiger Partner Togos ist die Hanns-Seidel-Stiftung e.V., die seit 39 Jahren ohne Unterbrechung im Land unterstützend tätig ist. So fand beispielsweise während des Besuchs eine Weiterbildung der togoischen Polizei zu dem Leitbild „bürgernahe Polizei“ statt, die von der HSS organisiert wurde und die die Vorsitzende der Hanns-Seidel-Stiftung e.V., Prof. Ursula Männle, eröffnete.

Gegenbesuch in München

Ziel der Zusammenarbeit mit Togo ist es, einer nachwachsenden jungen Generation Perspektiven im eigenen Land zu ermöglichen, sodass Auswanderung oder Migration nach Europa nicht angestrebt wird. Togo hat hervorragende Chancen, sich zum Musterland für Afrika zu entwickeln. Dazu bedarf es einer Strategie des langen Atems und keiner Eintagsfliegenpolitik. Deshalb besuchte der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Dr. Gerd Müller, wenige Wochen zuvor Togo mit umfangreichen Vorschlägen einer intensiven Zusammenarbeit im Gepäck.

Nach dem Besuch unserer Delegation wird im Juni schon der togolesische Staatspräsident nicht nur Berlin, sondern auch München besuchen. Bei Begegnungen mit der Bayerischen Staatsregierung werden die nächsten wichtigen Schritte der bayerisch-togoischen Zusammenarbeit gemeinsam unternommen: Auf gleicher Augenhöhe, auf der Grundlage einer geschichtlichen Verantwortung und getragen von großer Sympathie.