„Rettet uns bloß nicht!“
Wenn die maltesische Küstenwache Flüchtlingsboote auf dem Weg nach Italien abfängt, bietet sie natürlich Hilfe an. Aber die Flüchtlingen lehnen immer ab: „Sie sehen die maltesische Flagge und brüllen unseren Seeleuten zu, sie passieren zu lassen, weil sie nicht auf die Insel gebracht werden wollen.“
Flüchtlingskrise

„Rettet uns bloß nicht!“

Wenn die maltesische Küstenwache Flüchtlingsboote auf dem Weg nach Italien abfängt, bietet sie natürlich Hilfe an. Aber die Flüchtlingen lehnen immer ab: „Sie sehen die maltesische Flagge und brüllen unseren Seeleuten zu, sie passieren zu lassen, weil sie nicht auf die Insel gebracht werden wollen.“

Bootsflüchtlinge aus Libyen wollen nicht von Maltas Küstenwache gerettet werden. Selbst wenn sie dabei ihr Leben aufs Spiel setzen. Das berichtete der maltesische Marine-Oberstleutnant Andrew Mallia Ende April in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung La Repubblica.

Von 1994 bis 2014 hat Maltas Küstenwache 12.269 Bootsflüchtlinge aus den Gewässern um die Insel gerettet. Das sind nicht mehr als italienische Hafenbehörden in diesem Jahr von Februar bis April aufgenommen haben. Im gesamten Rekordjahr 2014 mit 170.000 durch italienische Schiffe geretteten Flüchtlingen (La Repubblica) wurden Angaben aus Valetta zufolge von maltesischen Booten nur 569 Migranten aufgenommen.

Die kleine Zahl sei nicht Maltas Schuld, erläutert Mallia: „Es sind die Flüchtlinge, die unsere Rettung verweigern.“ Zwar müssen alle Boote, die von Libyen kommen, jenes große von Libyen und Sizilien bis Griechenland reichende Stück Mittelmeer durchqueren, in dem Malta für die Seenot-Rettung zuständig ist. Aber die schiffbrüchigen Migranten kooperieren nicht. „Die Wahrheit ist, dass die Flüchtlinge sich weigern, sich von uns retten zu lassen“, betont jetzt der maltesische Marineoffizier, der 1993 und 1994 an der Marineschule Flensburg-Mürwig ausgebildet wurde und heute das Kommando über 15 Patrouillenboote führt. „Die Flüchtlinge wollen die Italiener.“

„Von Malta kommen wir nie nach Nordeuropa“

Wenn die maltesische Küstenwache Flüchtlingsboote auf dem Weg nach Italien abfängt, bietet sie natürlich Hilfe an. Aber dies würde von den Flüchtlingen immer abgelehnt, so Mallia: „Sie sehen die maltesische Flagge und brüllen unseren Seeleuten zu, sie passieren zu lassen, weil sie nicht auf die Insel gebracht werden wollen.“ Als Begründung geben die Flüchtlinge an: „Wenn wir in Malta landen, kommen wir nie nach Nordeuropa.“

Solange sich die Flüchtlingsboote in internationalen Gewässern aufhalten, sind die Patrouillenschiffe aus Malta dagegen machtlos. Eingreifen dürfen sie nur innerhalb Maltas Zwölfmeilenzone, die die Migrantenboote aber meiden, oder wenn ein klarer Fall von Piraterie oder Sklavenhandel vorliegt. Mallia: „Einen Kahn mit Gewalt zu stoppen, wenn Hunderte von Leuten an Bord damit nicht einverstanden sind, das wird sehr gefährlich.“

Die haben lieber auf italienische Patrouillenboote gewartet und ihr Leben riskiert

Die Migrantenboote können darum den Seenot-Rettungsbereich Maltas ungehindert durchqueren. Die Küstenwache der Inselrepublik bleibt in der Nähe, überwacht die Boote und ist immer bereit einzugreifen. Doch solange die Flüchtlingsboote keine Havarie haben oder sinken, wollen sie sich auf keinen Fall vom maltesischen Militär helfen lassen. Mallia: „Das scheint unglaublich, aber so ist es.“

Dem Seeoffizier ist ein Fall in besonderer Erinnerung geblieben: Im vergangenen August blieb ein Kahn zwölf Stunden lang mit havariertem Motor vor der Küste Libyens liegen, ohne dass die maltesische Küstenwache helfen durfte: „Die haben lieber auf italienische Patrouillenboote gewartet und ihr Leben riskiert.“